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Brienz

Felsmassen rutschen Berghang hinab: Komplettes Schweizer Dorf wird evakuiert 

  • Veröffentlicht: 10.05.2023
  • 15:54 Uhr
  • Anne Funk
Herabgestürzte Steine und Felsteile liegen vor dem Bergdorf Brienz in der Schweiz.
Herabgestürzte Steine und Felsteile liegen vor dem Bergdorf Brienz in der Schweiz.© Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa

Riesige Felsmassen bewegen sich auf das Bergdorf Brienz zu und bedrohen das Leben der Einwohner:innen. Nun wurde die Evakuierung angeordnet - noch diese Woche müssen die Menschen ihre Heimat verlassen.

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Dramatische Szenen in der Schweiz: Zwei Millionen Kubikmeter Fels rutschen einen Berg hinab und bedrohen das Bergdorf Brienz. Die Geschwindigkeit der Massen hat so sehr zugenommen, dass es für die Einwohner:innen zu gefährlich wird. Mindestens 50 Menschen müssen noch in dieser Woche umsiedeln. 

Das Dorf im Kanton Graubünden liegt in 1.100 Metern Höhe und muss bis Freitag (12. Mai), 18:00 Uhr, geräumt sein, am Dienstag (9. Mai) informierten die Lokalbehörden die Bewohner:innen über die Einzelheiten. 

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Bis zu zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial seien oberhalb des Dorfes in Bewegung, so Stefan Schneider, Leiter des Frühwarndienstes. Die Massen bewegen sich inzwischen doppelt so schnell wie noch vor wenigen Wochen. Die Bewegung kommt allerdings nicht überraschend, das Dorf rutscht bereits seit 20 Jahren mit rund einem Meter pro Jahr in Richtung Tal. Es war seit Jahren bekannt, dass der Felsbereich, der als "Insel" bezeichnet wird, gefährlich sei. Auch den Einwohner:innen sei lange bewusst gewesen, dass die Räumung drohe.

Regen könnte Rutschen beschleunigen

Trotzdem reagieren viele betroffen. "Als ich um 11:00 Uhr die SMS erhalten habe, hat das schon wehgetan", sagte ein Einheimischer gegenüber der Schweizer Nachrichtenwebsite "Blue News". "Es sind viele Emotionen im Spiel", sagte auch der Brienzer Gemeindepräsident Daniel Albertin bei einer kurzfristig einberufenen Info-Veranstaltung. "Das Ziel ist es, bis am Freitag alle heil aus Brienz herauszubekommen und dass alle ein Dach über dem Kopf haben."

Andere Einwohner zeigen sich optimistisch: "Warum soll ich mir Sorgen machen? Wenn alle Steine unten sind, komme ich wieder zurück ins Dorf, dann schauen wir weiter", so Renato Liesch gegenüber "Blick". "Und wenn nicht, gibt es noch Hunderte andere schöne Orte auf dieser Welt."

Der Grund, dass nun die Entscheidung gefallen sei, habe auch mit der Wetterprognose zu tun, so Simon Löw, emeritierter Professor für Ingenieurgeologie an der Universität ETH Zürich, im Schweizer Fernsehen. Die Rutschgeschwindigkeit könnte durch Niederschläge noch erhöht werden. 

Ob Schutt und Geröll tatsächlich das Dorf treffen werden, ist noch unklar. "Aber im extremsten Fall (...) kann es einen Bergsturz geben. Das ist etwas, wobei mit einer Geschwindigkeit von 100 bis 200 Kilometern in der Stunde der Hang herab donnert, in 30 Sekunden im Dorf ist und das Dorf zerstört", erklärt Löw.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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