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Insolvenz

 Galeria Karstadt Kaufhof will vermutlich 90 Filialen schließen

  • Aktualisiert: 21.12.2022
  • 13:41 Uhr
  • Clarissa Yigit

Seit 2019 gehört die Karstadt Kaufhof Kette zur Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko. Dieser hat nun zum zweiten Mal ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren für die angeschlagene Kette beantragt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • René Benko hat ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren für seine Kaufhauskette Karstadt Kaufhof beantragt. 

  • Rund 90 Filialen sollen geschlossen werden.

  • Onlinehändler „buero.de" zeigt Interesse für 47 Filialen.

Es ist noch nicht lange her, da hat der Großinvestor und österreichische Milliardär René Benko versucht, seine angeschlagene Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) zu retten. Bereits im ersten Corona-Lockdown im April 2020 hatte das Unternehmen ein Schutzschirmverfahren beantragt. Rund 40 Filialen wurden geschlossen und tausende Stellen abgebaut. Die Kaufhauskette bekam zudem mehr als zwei Milliarden Euro Schulden erlassen. Weitere Schließungen folgten in den Jahren 2021 und 2022.

Nun hat der Geschäftsmann zum zweiten Mal innerhalb zwei Jahre ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren für seine Kaufhauskette GKK beantragt. Mit diesem Zug will das Unternehmen versuchen, die Insolvenz selbst zu verwalten und sich zu sanieren. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Verkleinerung der Chefetage und die Entlassung zweier Topmanager.

Obwohl Benko 680 Millionen Euro Steuergelder aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds erhalten hat, will er dennoch ein Drittel der 131 Filialen in Deutschland schließen. Wie die "Lebensmittelzeitung" schreibt, sollen bis zu 90 Filialen geschlossen werden. Aber auch von weiterem Personalabbau von bis zu 30 Prozent in den übrigen Filialen sei die Rede.

Beschäftigte wurden per E-Mail informiert

Von den rund 90 Filialschließungen wurden die Beschäftigten der Kaufhauskette Karstadt Kaufhof per E-Mail informiert. Die darin genannten Schließungen würden sich auf bisherige Gespräche mit der Arbeitgeberseite beziehen, wie der Betriebsrat darin schreibt. Auch Galeria-Chef Miguel Müllenbach bestätigte zuvor, dass mindestens ein Drittel der 131 Filialen in 97 Städten geschlossen würden. Doppelstandorte würden nun unter besonderer Beobachtung stehen, erklärt der Betriebsrat.

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Rund 30 Prozent an Personalkürzungen sind vermutlich vorgesehen

Um über die Zukunft des Unternehmens zu beraten, gab es bereits Ende November und Anfang Dezember Gespräche mit der Geschäftsleitung der Warenhauskette Galeria und der verdi-Bundestarifkommission (BTK). Dies war das erste Treffen, seit dem überraschenden Antrag vom 31. Oktober auf ein weiteres Schutzschirmverfahren, wie es auf der Seite von verdi heißt.

Rund 17.000 Beschäftigte arbeiten für den Kaufhauskonzern; sie alle müssen zunächst um ihren Arbeitsplatz bangen. In dem nun öffentlich gewordenen Schreiben wird von bis zu 30 Prozent an Personalkürzungen gesprochen. Das Ziel sei eine Reduzierung um drei Prozente unter dem aktuellen Durchschnitt der Personalkostenquote, wie die “Lebensmittelzeitung" berichtet. Allerdings sind laut Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz noch keine endgültige Entscheidungen getroffen. Er verweist hierbei auf die laufenden Verhandlungen. Vor allem im Service-Center sollen bis zur Hälfte des Personals eingespart werden. Zudem gebe es Gespräche, das Facility-Management auszugliedern und den Reisebereich möglicherweise komplett in eine eigene Gesellschaft zu überführen, wie der Gesamtbetriebsrat in seiner E-Mail beschreibt.

"Probleme auf die Beschäftigten abzuwälzen, ist keine akzeptable Lösung." Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erklärt daher, dass sie nun um "jeden Arbeitsplatz" kämpfen werden.

Zusagen für eine Tarifvereinbarung über die Arbeitsplatzsicherheit als auch die Höhe des während des Schutzschirmverfahrens von der Bundesagentur für Arbeit gezahlte Insolvenzgeld zu erhalten, seien Punkte, die für die Vertreter:innen der Beschäftigten in der jetzigen Situation besonders wichtig seien.

"Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form", ärgert sich der Betriebsrat. Das Kernproblem werde so allerdings nicht angepackt. Dies bedeute vor allem die Frage zu beantworten, wie man mehr Kundschaft für die Warenhäuser gewinnen könnte. Personalabbau und Ausgliederung seien hingegen die "kreativen" Lösungen des Managements.

Wie könnte es weitergehen?

Markus Schön vom Onlinehändler „buero.de" hat sich laut Medienberichten als möglicher Kaufinteressent für einige Filialen geäußert. So interessiere sich der Unternehmer für 47 Filialen in ganz Deutschland, die er zu einem dreistelligen Millionenbetrag erwerben möchte. Die Filialen sollen unter dem Namen "Schön hier" weitergeführt werden und auch ein Warenhaussortiment anbieten. Wie die Finanzierung genau ablaufen soll, sei allerdings noch ungewiss.

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