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Geschlechtergerechte Sprache 

Gendern in der Schule: Kretschmann ist dagegen

  • Aktualisiert: 09.01.2023
  • 17:22 Uhr
  • Clarissa Yigit
Article Image Media

Für mehr Akzeptanz beim Gendern in den Klassenzimmern wirbt der Landesschülerbeirat.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält nicht viel davon - und ist damit nicht alleine.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann lehnt gendern im Klassenzimmer ab.

  • Seine Haltung wird von mehreren Seiten gestärkt.

  • Monika Stein, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, äußert Kritik.

Gendern im Klassenzimmer? Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) hält nichts davon. "Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht", äußert sich der ehemalige Lehrer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Stuttgart. Das Sprachgendern sei zwar nicht rückgängig zu machen. "Aber man sollte es wenigstens nicht übertreiben."

Landesschülerbeirat fordert mehr Akzeptanz 

Die Akzeptanz für das Gendern an den Schulen müsse steigen, forderte der Landesschülerbeirat vor kurzem. So dürfe beispielsweise die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in schriftlichen Prüfungen nicht mehr als Fehler gewertet werden. Der Landesschülerbeirat kritisiert hierbei, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, wenn Lehrkräfte Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt negativ markierten.

Kretschmann allerdings sorgt sich ganz allgemein um die Entwicklung der Sprache. "Ich finde bedauerlich, dass wir die Fragen der Sprache oft auf das Gendern verkürzen", meint der Grünen-Politiker. So sehe er die Genderdebatte nicht im Zentrum. "Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben",  ergänzt Kretschmann. Aber auch sich selbst sowie Kolleg:innen kritisiert der Ministerpräsident von Baden-Württemberg im Sprachgebrauch. "Wir Politiker sind Meister darin, Plastikwörter zu generieren."

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Rückhalt von mehreren Seiten

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke lobt die Haltung des Ministerpräsidenten. Und auch die CDU-Fraktion teilt die Position Kretschmanns. "Wir nehmen unseren Ministerpräsidenten beim Wort. Gerne können wir bereits nächste Woche zusammen umsetzen, dass Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen in Klassenräumen nur dann Verwendung finden, wenn es auch die deutsche Rechtschreibung so vorsieht", erklärt Fraktionschef Manuel Hagel.

Bildungsverbände reagieren ebenfalls positiv auf die Ansicht Kretschmanns. Viele Schüler:innen täten sich mit der Sprache schwer, erklärt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) gegenüber der dpa. "Genau bei dieser Gruppe führt die vom Landesschülerbeirat in die Debatte geführte Position zu großen Schwierigkeiten." Brand fügte hinzu, dass Schüler:innen ein klares Regelwerk zum Erlernen der Sprache benötigten und dieses Regelwerk bestehe bereits.

Die Genderdebatte gehöre in den Politikunterricht, nicht in die Deutschstunde, äußert sich auch Ralf Scholl, Verbandschef des Philologenverbandes, der die Gymnasien vertritt. Ein "unsinniges Gendern" würde bereits den Grundschüler:innen das Lernen erschweren, so Scholl weiter. "Wer in seinem privaten Umfeld gendern will, soll das tun. In der Schule hat das nichts zu suchen."

Sprache ändere sich, kritisiert die GEW

Die Gewerkschaft GEW hingegen übt Kritik. "Wenn sich die Sprache verändert, muss sich auch die Schule damit auseinandersetzen. Die Lehrkräfte sind Profis genug, die richtigen Maßstäbe im Umgang mit gendergerechter Sprache zu setzen", meint die Landesvorsitzende Monika Stein. So müsse das Gendern bei einem Diktat anders gewertet werden als beim Schreiben eines kreativen Textes. In der Kommunikation mit ihren Mitgliedern verwendet die Bildungsgewerkschaft das Gendersternchen seit 2019 .

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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