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Riesiger Justizskandal

Großbritannien: Post-Angestellte zu Unrecht verurteilt - Regierung reagiert erst Jahre später

  • Veröffentlicht: 11.01.2024
  • 17:08 Uhr
  • Stefan Kendzia
Beim britischen Post-Skandal handelt es sich um einen seit 20 Jahren währenden Rechtsstreit - Hunderte Angestellte wurden zu Unrecht verurteilt.
Beim britischen Post-Skandal handelt es sich um einen seit 20 Jahren währenden Rechtsstreit - Hunderte Angestellte wurden zu Unrecht verurteilt.© REUTERS

Ein 1999 eingeführtes und fehlerhaftes Computersystem sorgte in Großbritannien dafür, dass Hunderte Angestellte der britischen Post in den Ruin und möglicherweise sogar in den Selbstmord getrieben wurden. Jetzt soll dieser Skandal endlich von der britischen Regierung beendet werden.

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Mehr als 700 Frauen und Männer der britischen Post wurden aufgrund des fehlerhaften Computersystems Horizon der Firma Fujitsu vor Jahren wegen Betrugs und Unterschlagung verurteilt. Mehr als 200 davon sogar zu Gefängnisstrafen. Jetzt endlich will die britische Regierung den größten Justizskandal der neueren Zeit auf ungewöhnlichem Weg beenden.

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Viele verloren ihre Existenz, ihre Häuser, ihr Leben

Ende des vergangenen Jahrtausends wurden in Großbritannien Hunderte Angestellte, die an den Schaltern der Post-Offices bedienten, aufgrund eines fehlerhaften Computersystems unschuldig wegen Diebstahls verurteilt. Grund dafür war, dass nach Einführung des Programms plötzlich die Endabrechnungen nicht mehr korrekt waren, wie die "Neue Zürcher Zeitung" berichtet. Eine Fehlfunktion wurde in der Post-Zentrale allerdings ausgeschlossen und von den Angestellten verlangt, die Fehlsummen privat zu begleichen. Manchmal soll es sich um mehrere Tausend Pfund gehandelt haben. Es folgten Verurteilungen wegen Unterschlagung, sogar Gefängnisstrafen wurden ausgesprochen. Viele verloren aufgrund dessen ihre Existenz, ihre Häuser, ihr Leben - denn mehrere Personen begingen Suizid.

Jahre über Jahre vertuschte die Post den Fehler im System und ließ angeblich sogar Unterlagen verschwinden. Jetzt kündigte Premierminister Rishi Sunak an, die im Rahmen des sogenannten Post-Skandals erlassenen falschen Urteile per Gesetz aufheben zu lassen. "Hier wurde das Leben unschuldiger Menschen ruiniert. Es ist der größte Justizskandal und wir werden jetzt helfen", sagte Sunak. Das Parlament soll zeitnah ein Gesetz verabschieden, mit dem alle Verurteilungen im Rahmen des Skandals – ohne Gang zum Berufungsgericht – aufgehoben werden.

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Bewegung in die Angelegenheit brachte eine TV-Serie über den Skandal, die für eine Welle der Empörung sorgte. Anfang Januar strahlte der britische Sender ITV eine Fernsehserie mit dem Titel "Mr. Bates vs. The Post Office" aus, die Sunak unter Druck setzte. Mehr als eine Million Menschen unterzeichneten eine Petition, die sich gegen die damalige Postchefin Paula Vennells richtete. "Tagesschau" widmete diesem Thema ebenfalls einen Post auf Instagram. Vennells quittierte soeben ihren Posten und gab die königliche Auszeichnung "Commander of the Order of the British Empire" zurück: "Die Zerstörung, die den Unterpostmeistern und ihren Familien zugefügt wurde, deren Leben zerrissen wurde, weil sie zu Unrecht beschuldigt und aufgrund des Horizon-Systems zu Unrecht verfolgt wurden, tut mir aufrichtig leid", sagte Vennells.

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  • Verwendete Quellen:
  • Neue Zürcher Zeitung: "In Großbritannien wurden Hunderte von Postmitarbeitern zu Unrecht verurteilt – nun zwingt eine Fernsehserie die Regierung zum Handeln"
  • Tagesschau: "Sunak will Post-Angestellte entschädigen"
  • Instagram: "Hunderte Post-Angestellte unschuldig wegen Diebstahls verurteilt"
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