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Schutzmaßnahmen für DB-Mitarbeiter:innen

"Jeder Angriff gegen unsere Mitarbeitenden ist einer zu viel": Bahn stattet Zugpersonal mit Bodycams aus

  • Veröffentlicht: 25.03.2024
  • 14:49 Uhr
  • Lucia Hundbiß
Die DB-Regio bietet dem Zugpersonal zum Eigenschutz das Tragen von Bodycams an.
Die DB-Regio bietet dem Zugpersonal zum Eigenschutz das Tragen von Bodycams an.© Henning Kaiser/dpa

Verbale oder tätliche Angriffe durch Bahnreisende auf Zugpersonal nehmen zu. 1.328 Angriffe auf DB-Mitarbeitende im Nahverkehr gab es im Jahr 2023. Die DB-Regio reagiert auf diese Zahlen und bietet dem Zugpersonal Schutzausrüstung an.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Zugpersonal in Regionalzügen der Deutschen Bahn soll mit sogenannten Bodycams ausgestattet werden.

  • Grund hierfür sind vermehrte verbale und tätliche Angriffe auf DB-Mitarbeitende.

  • Die DB hat die Kameras bereits in einer Pilotphase erprobt und erhofft sich durch den Einsatz besseren Schutz ihrer Mitarbeiter:innen.

Die Deutsche Bahn bietet Zugbegleiter:innen in Regionalzügen künftig bundesweit das Tragen von Bodycams an. "Das Angebot gilt ab sofort. Die Bodycams können auf Wunsch getragen werden. Die Kolleginnen und Kollegen können sich jetzt dafür anmelden", sagte eine Bahn-Sprecherin am Sonntag (24. März).

Testphasen hätten gezeigt, dass die Geräte "sehr deeskalierend" wirkten und "so auch vor körperlichen Übergriffen" schützten, erklärte Evelyn Palla, Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Mitarbeiter:innen, die bei den Pilotprojekten eine Bodycam getragen haben, hätten seither keinen körperlichen Übergriff erfahren. Zuvor hatte die "Bild" darüber berichtet.

Im Video: Deutsche Bahn macht Milliardenverlust

"Unsere Mitarbeitende sind das Rückgrat für den Bahnverkehr. Umso mehr müssen wir sie noch besser vor Übergriffen schützen", erklärte Palla. "Jeder Angriff gegen unsere Mitarbeitenden ist einer zu viel." Im Jahr 2023 wurden demnach 1.328 DB-Mitarbeitende im Nahverkehr angegriffen.

Was sind Bodycams?

Bodycams sind kleine Kameras, die am Körper, genauer an der Uniform einer Einsatzkraft oder im Fall der Deutschen Bahn des Zugpersonals, vor Dienstbeginn befestigt werden. Diese Kameras können während des Einsatzes beziehungsweise während der Schicht Video- und Audioaufnahmen machen.

Bei der Polizei wurden die Kameras von 2017 bis 2019 in einem Pilotprojekt getestet und sind nun Standardausrüstung in fast allen Bundesländern. Ihr Hauptzweck: Abschreckung und Deeskalation von Situationen, aber auch Beweissicherung. Nach dem Dienst werden die Aufnahmen über eine Dockingstation automatisch auf den Computer des Wachdienstführers übertragen und gesichert.

Darüber, ob der Einsatz der Kameras erfolgreich ist, gibt es aber geteilte Erfahrungen.

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Bodycams: gemischte Erfahrungen von Einsatzkräften und Zugpersonal

Den Einsatz von Bodycams testen Beschäftigte der Nordwestbahn auf den Linien der Regio-S-Bahn in und um Bremen seit Frühjahr 2023. 18 Zugbegleiter:innen wurden im Umgang mit den Kameras geschult. Das Ziel: Bodycams sollen für mehr Sicherheit bei Fahrgästen und Mitarbeitenden führen und helfen, Straftaten schneller aufzuklären.

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Im Jahr 2022 registrierte die Nordwestbahn rund 210 verbale und tätliche Übergriffe. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren ist die Zahl deutlich gestiegen. Damals registrierte die Nordwestbahn ihrem Sprecher zufolge etwa 50 verbale und tätliche Übergriffe im Jahr. Noch bis ins Frühjahr 2024 dauert der Test. Das bisherige Fazit: Die Kameras auf der Kleidung wirkten deeskalierend, sagte ein Sprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die Polizei in Erfurt zieht nach vier Monaten Nutzung eher eine gemischte Bilanz, wie der MDR berichtet. "Nach vier Monaten Bodycam falle es schwer, eine positive oder negative Bilanz zu ziehen", so Polizeisprecherin Julia Neumann. Die Einsatzkräfte hätten mit den 37 Bodycams sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Es gebe positive Berichte über die präventive Wirkung der Bodycam, aber auch Einschränkungen bei Personen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss.

Diese Erfahrungen decken sich auch mit einer Untersuchung vom Nationalen Zentrum für Kriminalprävention zu den Effekten von Bodycams. "In keinem Fall konnten die Evaluationsstudien eine positive kriminalpräventive Wirkung beim Einsatz von Bodycams nachweisen. Es bleibt weiterhin unklar, ob Bodycams bestimmte Polizeibeamt*innen besser schützen oder eher gefährden als andere", heißt es im Bericht.

Das Angebot gilt der Vorständin des Regionalverkehrs der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, zufolge zunächst nur für die etwa 5.000 Kundenbetreuer:innen im Nahverkehr der Deutschen Bahn. Dazu zählen 4.500 Regionalzüge und S-Bahnen, die täglich 22.000 Zugfahrten anbieten und pro Tag etwa 4,7 Millionen Reisende befördern.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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