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EU-Gesetz soll Abhilfe schaffen

Altkleiderspenden aus Europa werden in Afrika und Asien zum Müllproblem

  • Veröffentlicht: 27.02.2023
  • 15:21 Uhr
  • Clarissa Yigit
Während ihrer Reise nach Westafrika statten Hubertus Heil (SPD, l) Bundesminister für Arbeit und Soziales und Svenja Schulze (SPD, m) Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der KAD Textilfabrik einen Besuch ab.
Während ihrer Reise nach Westafrika statten Hubertus Heil (SPD, l) Bundesminister für Arbeit und Soziales und Svenja Schulze (SPD, m) Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der KAD Textilfabrik einen Besuch ab.© Foto: Christophe Gateau/dpa

Die Spendenbereitschaft an Textilien in den westlichen Ländern ist vorbildlich. Allerdings entwickelt sich diese zu einem Problem für Westafrika. Das Land wird quasi "zugemüllt" mit Kleidung, die die Menschen im Westen nicht mehr benötigen. Die Folgen sind Umweltprobleme und Pleiten heimischer Unternehmen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Textilmüll und Alttextilien westlicher Länder überfluten Westafrika.

  • Dies führt zu massiven Umweltproblemen und Firmenpleiten.

  • Das neue EU-Lieferkettengesetz soll Abhilfe schaffen.

Wie aus einer repräsentativen Verbraucherbefragung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) zum Textilrecycling aus dem Jahr 2015 hervorgeht, nutzen 86 Prozent der Bundesbürger gelegentlich Altkleidersammlungen; 94 Prozent geben nur tragbare Stücke an die Kleidercontainer ab, schreibt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvsb). Hört sich soweit recht gut an. Allerdings entwickelt sich diese "Spendenlust" zu einem Problem für den westafrikanischen Kontinent.

Im Video: Lieferkettengesetz in Kraft: Auf diese Regeln müssen Unternehmen jetzt achten

Lieferkettengesetz in Kraft: Auf diese Regeln müssen Unternehmen jetzt achten

Ghana wird von Textilmüll überhäuft

So machte die Bundesregierung auf die Verschiffung von Alttextilien und Textilmüll nach Ghana aufmerksam. Auf Grund dieser Textilflut habe es die heimische Produktion in dem Land schwer und kämpfe mit enormen Umweltproblemen. Dies wurde bereits in einer Studie vom September 1995 des "Südwind-Instituts" ersichtlich. Hier heißt es: "Die einheimischen Textil- und Bekleidungsindustrien könnten nicht gegen die Importe konkurrieren und würden in den Ruin getrieben."

Während ihrer Westafrika-Reise bis Freitag (24. Februar) hatten Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales sowie Entwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) einen der weltgrößten Secondhand-Märkte in Ghanas Hauptstadt Accra besucht. Dort kommen jede Woche rund 100 Container mit circa 15 Millionen Artikeln an – auch aus Deutschland.

Heil machte auf den oftmals unnötigen Konsum von Textilien in den westlichen Ländern aufmerksam. So würden Menschen mit großen oder mittleren Einkommen oftmals Dinge kaufen, die sie kaum bräuchten und ergänzt: "Ich glaube, man muss auch Bewusstsein bei Verbrauchern wecken."

Allerdings betont der Bundesarbeitsminister auch, dass Verbraucher:innen zwar bewusster einkaufen könnten. "Aber man kann es nicht bei Verbrauchern allein abladen, sondern es ist eine staatliche und eine Unternehmensverantwortung."

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Europäisches Lieferkettengesetz soll Abhilfe schaffen

Die Richtlinien im neuen europäischen Lieferkettengesetz sehen vor, dass Unternehmen stärker darauf achten müssen, dass ihre fertigen Produkte nicht als Recycling-Material oder Müll große Probleme verursachen. Daher unterstütze die Bundesregierung die EU-Kommission bei dem derzeit in Vorbereitung befindlichen europäischen Lieferkettengesetz.

Das deutsche Lieferkettengesetz hingegen könne wenig ausrichten, ergänzte Heil. Es schreibe lediglich vor, dass Unternehmen bei der Herstellung Menschenrechte einhalten müssten. Da in Ghana und der Elfenbeinküste oft Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt würden, ist der Kakaoanbau ein gutes Beispiel für den Geltungsbereich des deutschen Gesetzes. Hier drohen Schokoladenherstellern künftig Strafen.

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