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Vor Neuwahlen

Mitgliederzahlen der Grünen wachsen: "Absoluter Rekordmonat in der Geschichte der Partei"

  • Veröffentlicht: 29.11.2024
  • 18:31 Uhr
  • Oliwia Kowalak
Die Grünen werben vor den Neuwahlen am 23. Februar kräftig Neuzugänge an - und verzeichnen historische Ereignisse.
Die Grünen werben vor den Neuwahlen am 23. Februar kräftig Neuzugänge an - und verzeichnen historische Ereignisse.© Sebastian Willnow/dpa

Die Beitrittszahlen der einstigen Ampel-Parteien steigen. Besonders die Grünen zählen im November einen historisch hohen Wert an Neuzugängen. Kurz vor der Bundestagswahl wenden sich Bundesbürger offenbar verstärkt der politischen Mitgestaltung zu.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz vor den Neuwahlen am 23. Februar werben Parteien wieder um Mitgliedschaften und Stimmen.

  • Die Grünen verbuchen im November einen Rekordwert an Beitritten - ganze 20.000 neue Mitglieder zählt die Partei.

  • Trotzdem schwächeln die ehemaligen Ampelparteien SPD, FDP und Grüne in Umfragen weiter.

Die Ampel ist weg - doch die Ampel-Parteien wachsen angesichts baldiger Neuwahlen weiter. Einen historisch starken Zulauf an Neumitgliedern hat das Bündnis90/Die Grünen im November verbuchen können. Wie das "Handelsblatt" am Freitag (29.11.) berichtet, gab es in der Summe 20.000 Neuzugänge für die Partei von den Co-Vorsitzenden Franziska Brantner und Felix Banaszak. "Wir sind überwältigt von dem großartigen Rückenwind", teilte Pegah Edalatian, politische Geschäftsführerin der Grünen, dem Wirtschaftsmagazin mit. "Der November ist ein absoluter Rekordmonat in der Geschichte der Partei".

Doch auch die übrigen Ampel-Partner haben seit dem Ampel-Bruch deutlich an Mitgliedern zugelegt. So hat die SPD 2.500 neue Online-Mitgliedsanträge registriert, die FDP Mitte November 2.000. Damit liegen die Ex-Koalitionspartner auf Platz drei und vier. Die Linke reiht sich auf Platz zwei ein - die Mitgliederzahl ist um 4.860 gestiegen. Laut eines Parteisprechers habe dies positive Auswirkungen auf den anstehenden Bundestagswahlkampf, die "Beteiligung vor Ort" sei "extrem hoch". Die CDU soll ebenso mit einem Zuwachs von 1.000 Beitritten ihre Mitgliederzahl ausgebaut haben. Die Partei erklärte aber, dass die Eintritte dezentral in den Kreisverbänden erfasst werden.

Über die Neuzugänge der Parteien AfD, CSU und BSW sind keine aktuellen Angaben zu entnehmen. Mitte November habe es einen spürbaren Zuwachs gegeben, hieß es seitens aller drei Parteien - ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die Angaben werden zwischen Dezember und Frühjahr veröffentlicht, wenn Neumitglieder und Austritte miteinander verrechnen werden.

Im Video: Umfrage - welche Koalition ist beliebt?

Parteimitglieder: Regionale und demografische Merkmale

Die Parteien mit den höchsten Mitgliederzahlen waren 2023 die SPD (365.189) und die CDU (363.101), gefolgt von der CSU und den Grünen mit rund 126.000 Mitgliedern. Seit 1990 verbuchen die Altparteien allerdings eine stetige Abnahme der Mitgliedschaften. So sank die Zahl der CDU-Mitglieder um 54 Prozent, die Anzahl der Mitglieder der Sozialdemokraten verringerte sich um 61,3 Prozent. CSU (-32,2 Prozent), die Liberalen (-57,3 Prozent) und die Linke (-82,1 Prozent) schrumpften zwischen 1990 und 2023 ebenso erheblich. Einzig die Grünen waren mit einem Plus von 204,9 Prozent auf Wachstumskurs. Die AfD hat seit ihrer Gründung 2013 mit 123,9 Prozent ihre Parteimitgliederzahl deutlich ausgebaut.

Auswertungen der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) haben gezeigt, dass Parteien im westlichen Teil Deutschlands deutlich mehr Mitglieder zählen als im Osten (Stand: 2022). Demnach hatte die SPD sowie die Union im Westen (Saarland) die meisten Mitglieder, wohingegen die Linke in Berlin und den neuen Bundesländern stärker vertreten war. Auch die AfD zeigte leicht höhere Mitgliederzahlen im Osten des Landes als im Westen. Die Grünen hatten in der Hauptstadt, sowie auch im Raum Hamburg hohe Werte - im Osten Deutschlands zählte man weniger Mitglieder. In den neuen Bundesländern waren auch die Liberalen in geringerer Anzahl vertreten.

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Betrachtet man die demografischen Daten, war der Auswertung zufolge in allen Parteien ein wesentlich geringerer Frauenanteil zu beobachten. Lediglich die Grünen zeigten bei Männern und Frauen ausgeglichenere Verhältnisse. Auffällig sind außerdem die Altersunterschiede: So wiesen FDP, Grüne und die Linke höhere Anteile bei unter 30-Jährigen auf. Die Union und SPD zeigten höhere Werte bei den über 60-Jährigen.

Politologin: Bürger spüren Veränderungswillen

Die erfolgreichen Beitrittszahlen sind angesichts schwacher Umfragewerte doch überraschend. Die Ampelparteien verzeichnen dem RTL/ntv-Trendbarometer zufolge in dieser Woche ähnlich schwache Werte wie die Wochen zuvor. Die Sozialdemokraten rangieren bei 15 Prozent, die FDP würde mit vier Prozent nicht einmal in den Bundestag einziehen. Einzig die Grünen haben mit einem Prozentpunkt zugelegt und liegen bei trotzdem schwachen zwölf Prozent.

Den aktuell starken Zuwachs der Mitglieder der Parteien sehen Politikwissenschaftler mit dem wachsenden Drang der Bürger verbunden, etwas zu verändern. "Der Wunsch, etwas zu verändern, der Wunsch, jetzt mitzumachen, vielleicht programmatisch mitzumachen, im Wahlkampf mitzuhelfen und sich zu engagieren, spielt sicherlich eine sehr große Rolle", wie Politologin Anna-Sophie Heinze von der Universität Trier der "Tagesschau" erklärte. Doch vor Wahlen sei es allgemeinen üblich, dass Menschen politisch aktiver werden. Nach den Wahlen jedoch nehme das Interesse bei einigen wieder ab, so Heinze weiter.

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  • Verwendete Quellen:
  • www.n-tv.de: "Grüne verzeichnen Mitgliederboom vor Neuwahl"
  • refubium.fu-berlin.de: "Parteimitglieder in Deutschland: Version 2024"
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Parteien in Deutschland
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