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Newsticker zur Unwetterlage

Sturmflut an der Ostsee: Jetzt wird die ganze Zerstörung sichtbar

  • Aktualisiert: 23.10.2023
  • 09:28 Uhr
  • Lena Glöckner

Aufräumarbeiten werden lange Zeit dauern +++ Schaden in Millionenhöhe erwartet +++ Beschädigte Schutzanlagen und Evakuierungen +++ Alle Entwicklungen im Newsticker

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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine schwere Sturmflut hat an der Ostseeküste vor allem in Schleswig-Holstein für große Schäden gesorgt.

  • In Flensburg wurde ein Rekord-Hochwasserstand erreicht.

  • Die Aufräumarbeiten besonders in Schleswig-Holstein werden lange Zeit dauern.

+++ 23. Oktober, 08:59 Uhr:  Die fatale Sturmflut an der Ostsee ist zwar vorbei. Doch jetzt wird erst das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Reparaturen und Wiederaufbauarbeiten werden wohl längere Zeit in Anspruch nehmen, wie der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein erklärte. Die Höhe der Schäden ließ sich am Wochenende noch nicht beziffern. Der Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium hatte aber früh von einer dreistelligen Millionenhöhe gesprochen.

Mecklenburg-Vorpommern ist weniger stark betroffen. Allerdings richtete der Sturm auch dort erhebliche Schäden an. Am Darß, wo am Samstag ein Damm an zwei Stellen vom Wasser durchbrochen worden war, wurde weitgehend Entwarnung gegeben. "Wir haben großes Glück gehabt", sagte der für den Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD). Anders in Schleswig-Holstein.

Allein im Olympiahafen in Kiel Schilksee dürften die Schäden in die Millionen gehen, wie die Stadt am Sonntag mitteilte. "Es ist ein Desaster", sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Mehr als 35 Boote seien gesunken, viele weitere beschädigt. Am Hafen, an den Stegen und an der Mole hätten Sturm und Wasser erhebliche Schäden verursacht. Mit den Aufräumarbeiten sei unmittelbar begonnen worden. "Uns stehen die Tränen in den Augen, wenn wir die Gewalt des Hochwassers und die angerichteten Schäden sehen", sagte der Geschäftsführer der Sporthafen GmbH, Philipp Mühlenhardt.

Zahlreiche Menschen in Orten am Wasser hatten wegen Überschwemmungen in der Nacht zum Samstag ihre Häuser verlassen müssen. Die Feuerwehr sprach von rund 2.000 Betroffenen in Schleswig-Holstein. Eine Frau auf Fehmarn starb am Freitag im Sturm. Ein Baum hatte ihr Auto getroffen.

+++ 21. Oktober, 07:54 Uhr: Der Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium Schleswig-Holstein rechnet mit einem Hochwasserschaden in dreistelliger Millionenhöhe. "Mit dem ersten Tageslicht wird man auch die Schäden erstmal konkreter erkennen", sagte Ralf Kirchhoff der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht zum Samstag. Der eigentliche Schadensumfang werde sich vermutlich im Laufe des Vormittags abzeichnen. Kirchhoff geht davon aus, dass die Schäden an Hochwasserschutzanlagen oder Gebäuden zum Teil erheblich sein werden.

Hochwasser beschädigt Schutzanlagen: Strom abgeschaltet

+++ 21. Oktober, 07:02 Uhr: Wegen des Hochwassers der Ostsee wurden in Schleswig-Holstein zahlreiche Menschen in Sicherheit gebracht. Tief gelegene Bereiche an der Küste und in Ortschaften standen unter Wasser, in mehreren Bereichen wurde aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet, wie eine Sprecherin des Kieler Innenministeriums am Samstagmorgen sagte.

In der Altstadt von Eckernförde und weiteren Orten gab es freiwillige Evakuierungen der Bewohner aus Teilen der Altstadt. In Schleswig wurde der Hafen überflutet, der Strom wurde abgestellt. Ein großes Problem für die Katastrophenschutzanlagen sei die Dauerbelastung durch das Wasser. Auch in Flensburg schalteten die Stadtwerke in Teilen des Hafens den Strom ab. Dort war der Wasserstand gegen Mitternacht auf mehr als 2,2 Meter über dem Normalwert gestiegen. Teile des Hafengebiets waren überflutet. Es war ein Jahrhunderthochwasser für die Fördestadt.

Eine Straße am Hafen in Flensburg ist überflutet. Ein mächtiger Sturm sorgte für Überschwemmungen in Schleswig-Holstein.
Eine Straße am Hafen in Flensburg ist überflutet. Ein mächtiger Sturm sorgte für Überschwemmungen in Schleswig-Holstein.© Frank Molter/dpa
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Evakuierung von Maasholm, Deich aufgegeben

+++ 20. Oktober, 22:37 Uhr: Bei der schweren Sturmflut an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins haben die Einsatzkräfte im 600-Einwohner-Ort Maasholm den Deich aufgegeben. Die Bewohner in drei Ortsteilen wurden aufgefordert, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten, wie ein Sprecher des Kreises Schleswig-Flensburg am späten Freitagabend sagte. Eine Mehrzweckhalle sei vorbereitet worden.

In der Schleistadt Arnis, die mit gerade einmal 300 Einwohnern als die kleinste Stadt Deutschlands gilt, seien zwei Deiche gebrochen. Dies habe aber keine Auswirkungen auf die Menschen.

+++ 20. Oktober, 22:12 Uhr: Für den überwiegenden Teil der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ist die Sturmflut nach den aktuellen Prognosen bisher nicht als schwere Sturmflut einzuordnen. Das teilte der für Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD) mit.

In Wismar überschwemmte das Hochwasser Straßenzüge und Parkplätze. Der Schiffbauerdamm auf der Höhe "Am Hafen" und angrenzende Parkplätze waren laut Polizei nicht befahrbar. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei lag der Wasserstand schon um 18.15 Uhr bei 1,46 Meter über Normal.

Auch in Warnemünde stieg das Wasser deutlich an. Doch war bis zum Abend die Promenade am Alten Strom nicht überspült, so dass Spaziergänger bis zur Mole gehen konnten. In Rostock war die Lage am Abend ruhig. In Binz auf Rügen kippte eine vom Sturm entwurzelte Birke auf ein Auto. Aufgrund des Sturms blieb die Aussichtsplattform Skywalk am Kreidefelsen am Freitag geschlossen. In Ahrenshoop schwemmte die Sturmflut große Teile des Sandstrandes weg.

Ostseeküste droht schlimmste Sturmflut seit 100 Jahren

Ostseeküste droht schlimmste Sturmflut seit 100 Jahren

Ein gewaltiger Herbststurm bedroht in der Nacht auf Samstag (21. Oktober) die gesamte Ostseeküste: von Rügen in Mecklenburg-Vorpommern bis zur Flensburger Förde in Schleswig-Holstein. Auch an den Küsten Dänemarks wurde vor Sturmfluten gewarnt.

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Flensburg: Wasserstand erreicht Rekordwert von 2,17 Meter über Normal

+++ 20. Oktober, 21:19 Uhr: In Flensburg ist der Wasserstand aufgrund der schweren Ostsee-Sturmflut am Freitagabend (20.44 Uhr) auf einen Stand von 2,17 Meter über dem normalen Wasserstand gestiegen. Das geht aus den Hochwasser-Sturmflut-Informationen des Kieler Umweltministeriums hervor. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hatte dort einen Pegelstand von bis zu 2,00 Meter über das mittlere Hochwasser erwartet. Für Flensburg ist das der höchste Wasserstand seit über 100 Jahren.

In Eckernförde überschritt der Pegelstand laut Tabelle des Umweltministeriums um 20.39 Uhr mit 2,02 Metern ebenfalls die Zwei-Meter-Marke. Kurz darauf fiel der Pegel wieder leicht ab.

Autofahrerin auf Fehmarn von Baum erschlagen

+++ 20. Oktober, 20:37 Uhr: Ein im Sturm umgestürzter Baum hat einen Menschen in einem Auto auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn erschlagen. Das Unglück im Kreis Ostholstein ereignete sich am Freitagnachmittag, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Einzelheiten zur Identität des Opfers lagen zunächst nicht vor.

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Höchster Wasserstand in Flensburg seit mehr als 100 Jahren

+++ 20. Oktober, 19:06 Uhr: In Flensburg ist der Wasserstand aufgrund der schweren Ostsee-Sturmflut am Freitagabend (17.35 Uhr) auf einen Stand von 1,99 Meter über dem normalen Wasserstand gestiegen. Das geht aus den Hochwasser-Sturmflut-Informationen des Kieler Umweltministeriums hervor. Für Flensburg ist das der höchste Wasserstand seit über 100 Jahren. In Eckernförde lag der Pegelstand um 17.35 Uhr bei 1,91 Meter und in Neustadt bei 1,74 Meter zum mittleren Wasserstand. Bei Heringsdorf südlich von Fehmarn sind mehrere Campingplätze und eine Ferienhausanlage evakuiert worden, da das Hochwasser fast die Krone des Deichs erreicht habe. Das sagte ein Campingplatzbesitzer der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend. Noch halte der Deich aber noch.

20.10.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Sassnitz: Riesenwellen schlagen über den Leuchtturm in Sassnitz.
20.10.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Sassnitz: Riesenwellen schlagen über den Leuchtturm in Sassnitz. © Stefan Sauer/dpa

+++ 20. Oktober, 17:37 Uhr: Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) rechnete für die Kieler und Lübecker Bucht in der Nacht zu Samstag mit dem Höhepunkt der schweren Sturmflut. In der Flensburger Förde könnte das Wasser bis zu 2,00 Meter über das mittlere Hochwasser steigen, teilte das BSH auf seiner Internetseite mit. In der Lübecker Bucht sollte der Wasserstand bis zu 1,6 Meter über normal erreichen. Ab 20.00 Uhr soll der Bahnverkehr zwischen Eckernförde und Kiel, Rendsburg und Kiel sowie Husum und Kiel eingestellt werden. "Bis etwa zwei Uhr nachts sind dann an der Ostseeküste und den Inseln orkanartige Böen möglich", sagte DWD-Meteorologin Anne Wiese der dpa in Hamburg. Dabei werden Temperaturen von acht bis zehn Grad erwartet.

Küsten im Süden und Osten Dänemarks ebenfalls betroffen

+++ 20. Oktober, 17:30 Uhr: Am Kopenhagener Flughafen fiel am Freitag rund jeder zehnte Flug aus. Die Sturmflut hat auch die Küsten im Süden und Osten Dänemarks erreicht und zu Stromausfällen und Evakuierungen geführt. Die Polizei forderte Anwohner und Urlauber am Freitagnachmittag dazu auf, die Gegend um Sandersvig Strand sofort zu verlassen. In der Sommerhaussiedlung nahe Haderslev (Hadersleben) in Südostjütland war demnach ein Deich gebrochen. Auch auf der Insel Møn im Südosten Dänemarks wurden die Bewohner einer Sommerhausgegend gebeten, ihre Häuser bis zum Freitagabend zu verlassen.

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Sturmflut an Ostseeküste steigt – Höchststand am Abend erwartet

+++ 20. Oktober, 16:35 Uhr: Am Freitagabend dürfte die Sturmflut an der Ostseeküste ihren Scheitelpunkt weitgehend erreichen und von Mitternacht bis zum Samstagmorgen wieder abflauen. 

Zwischen 17 und 18 Uhr werde der höchste Stand von etwa 1,40 Meter in Wismar erreicht und bis Mitternacht auf dem Niveau bleiben, zwischen 7 und 8 Uhr sollte er wieder unter ein Meter zum normalen Wasserstand fallen, teilte der Wasserstandsvorhersagedienst Ostsee am Freitag in Rostock mit. Allerdings seien dies Modellrechnungen, die sich zeitlich etwas ändern könnten, hieß es.

In Flensburg soll der höchste Stand von etwa 1,90 Meter zwischen 17 und 18Uhr erreicht werden, dann ab Mitternacht bis Samstagvormittag auf unter einen Meter fallen. Ähnlich lautet das Modell für Travemünde, wo der "Peak" ebenfalls gegen 18 Uhr bei etwa 1,50 Meter liegen soll und dann von Mitternacht an sukzessive bis etwa 8 Uhr am Samstag auf unter einen Meter, dem mittleren Wasserstand, fallen soll.

In Wismar sind bereits zahlreiche Sandsäcke zum Schutz gegen die Fluten gestapelt.
In Wismar sind bereits zahlreiche Sandsäcke zum Schutz gegen die Fluten gestapelt.© AP

Zehn Menschen aus Hausbooten gerettet

+++ 20. Oktober, 14:55 Uhr: Bei durch den Sturm verursachten Überflutungen sind am Freitagmorgen zehn Menschen und ein Hund durch die Seenotrettung von mehreren Hausbooten gerettet worden. Der Vermieter der Hausboote hatte zuvor auf die Notlage aufmerksam gemacht. Die Stege zu den Booten waren überflutet, daher konnten sich die Bewohner:innen nicht mehr selbständig über den Landweg in Sicherheit bringen. Die Evakuierung habe rund 30 Minuten gedauert. Einige Bewohner:innen waren sich der Notlage nicht bewusst und mussten von den Seenotrettern durch Klopfen und Signalhorn geweckt werden. 

30.000 Sandsäcke verteilt

+++ 20. Oktober, 13:01 Uhr: Mit Blick auf die erwartete schwere Sturmflut an der Ostsee wurden im Kreis Schleswig-Flensburg Tausende Sandsäcke vorbereitet und verteilt. Rund 30.000 Säcke wurden an betroffene Ämter und Gemeinden gegeben, weitere 40.000 stünden bei Bedarf zu Verteilung bereit. Zudem habe der Kreis ein Lagezentrum in der Kreisverwaltung gebildet, als Ansprechstelle für alle freiwilligen Feuerwehren im Kreisgebiet.

Sandsäcke werden in Schlewsig-Holstein verteilt.
Sandsäcke werden in Schlewsig-Holstein verteilt.© Daniel Bockwoldt/dpa

Marathon abgesagt

+++ 20. Oktober, 12:21 Uhr: In Stralsund ist wegen des Sturmtiefs der Marathon-Wettbewerb beim Sparkassen Rügenbrücken-Marathon am Samstag (21. Oktober) abgesagt worden. Schon jetzt sei die Marathon-Strecke nicht belaufbar, so die Veranstalter auf Facebook. Stattdessen könnten die 137 Teilnehmer:innen aber auf den Halbmarathon oder eine andere Strecke umsteigen.

Deutsch-dänischer Fährverkehr gestoppt

+++ 20. Oktober, 11:17 Uhr: Wie die Reederei Scandlines mitteilte, musste wegen extrem starker Ostwinde der Fährbetrieb auf den Strecken Puttgarden-Rødby und Rostock-Gedser vorübergehend eingestellt werden.

In Rostock, wo schon am Donnerstagabend keine Fähren mehr ablegten, wurden für Freitag alle neun Abfahrten gestrichen und auch für Samstag die erste Abfahrt um 0:45 Uhr abgesagt. Auch in der Gegenrichtung würden somit keine Schiffe verkehren. Der reguläre Fahrplan werde voraussichtlich Samstagfrüh wieder aufgenommen, hieß es.

Auf der auch für den Güterverkehr wichtigen Strecke Puttgarden-Rødby fuhren wegen des Sturms ebenfalls keine Fähren mehr. Dort soll der reguläre Betrieb voraussichtlich am Samstag ab 3:15 Uhr wieder starten.

In der Kieler und Lübecker Bucht wird nach der Vorhersage des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine schwere Sturmflut erwartet. I
In der Kieler und Lübecker Bucht wird nach der Vorhersage des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine schwere Sturmflut erwartet. I© Axel Heimken/dpa

Nordseefähren beeinträchtigt

+++ 20. Oktober, 10:45 Uhr: Wegen des Sturmtiefs kommt es an der Nordsee zu Niedrigwasser, zahlreiche Fähren fallen aus diesem Grund aus. Aufgrund der Wetterlage seien mehrere Fähren zwischen Föhr, Amrum und Dagebüll nicht gefahren, teilte die Wyker Dampfschiffs-Reederei auf ihrer Internetseite mit. "Wir probieren ganz viel möglich zu machen, aber wenn uns das Wasser wegläuft, können auch wir nicht mehr viel machen", sagte Betriebsleiter Nick Obert dazu der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Das ist momentan extrem hier mit dem Wind und dem Wetter. Das hat man nicht oft." Die meisten Leute im Betrieb könnten sich nicht daran erinnern, dass die Wasser- und Wetterbedingungen schon einmal so extrem gewesen seien. 

Auch die neue Pellwormer Dampfschifffahrts GmbH kündigte Änderungen des Fahrplans an. So sollten zwischen Nordstrand und Pellworm am Freitag- und Samstagvormittag mehrere Fähren ausfallen.

Für die Nordseeküste erwartete das Bundesamt extrem niedrige Wasserstände, weil der starke Ostwind das Wasser von der Küste wegdrückt. In Cuxhaven sollen die Wasserstände am Freitag mehr als 1,5 Meter unter dem mittleren Niedrigwasser liegen. In Hamburg werde der Wasserstand voraussichtlich sogar zwei Meter unter das mittlere Niedrigwasser fallen.

Während an der Ostsee eine schwere Sturmflut erwartet wird, kämpft die Schifffahrt an der Nordsee mit Niedrigwasser.
Während an der Ostsee eine schwere Sturmflut erwartet wird, kämpft die Schifffahrt an der Nordsee mit Niedrigwasser. © Bodo Marks/dpa

Erste Straßen überschwemmt

+++ 20. Oktober, 10:08 Uhr: Die Sturmflut an der Ostsee kommt näher - und soll am Freitagabend (20. Oktober) ihren Höhepunkt erreichen. An der Küste sind wegen der Sturmflut die ersten Straßen und Uferbereiche vom Hochwasser überschwemmt worden. So standen am Freitagmorgen sowohl in Wismar als auch in Kiel und Flensburg bereits zahlreiche Straßen unter Wasser. "Das Wasser kommt, es ist schon sehr weit gedrungen, es steht schon vor der Tür", sagte eine Sprecherin der Polizei Flensburg dazu der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor orkanartigen Böen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 110 Kilometern pro Stunde an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Die Warnung gilt von Freitag 12:00 Uhr bis Samstag 2:00 Uhr, wie der DWD auf seiner amtlichen Warnkarte im Internet mitteilt.

In Kiel waren bereits am Donnerstagnachmittag in Schiksee mehrere Strandkörbe ins Wasser gezogen worden. "Da ist das Wasser schon ungewöhnlich hoch. Etwa 150 Strandkörbe sind dort geborgen worden", sagte eine Polizeisprecherin. Die Wasserschutzpolizei mahnte Freizeitskipper, ihre Boote zu sichern. Wegen Sturms und Hochwassers hätten sich in Stahlbrode am Strelasund bereits am Donnerstag mehrere Sportboote von ihrem Liegeplatz gelöst und seien dabei zum Teil erheblich beschädigt worden.

Städte in Alarmbereitschaft

Im Hafengebiet von Stralsund wurden Hochwasserwarnschilder in Gefährdungsgebieten aufgestellt. In Greifswald wurde nach Angaben der dortigen Feuerwehr das Mittelsegment des Sperrwerks geschlossen. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald bat die Bürger:innen um erhöhte Wachsamkeit. Auch die Stadt Wismar warnte Anwohner:innen im Hafengebiet. Bei Hochwasserlagen werden dort meist Kreuzungen und Straßen überflutet. Uferbereiche in der Nähe des Stadthafens wurden bereits mit Sandsäcken verstärkt.

Die Straße vor den Cafés und Geschäften am Tiessenkai im Kieler Stadtteil Holtenau ist vollständig von der Ostsee überflutet.
Die Straße vor den Cafés und Geschäften am Tiessenkai im Kieler Stadtteil Holtenau ist vollständig von der Ostsee überflutet.© Axel Heimken/dpa

An der gesamten schleswig-holsteinischen Küste werde der Wasserstand 1,50 Meter oder mehr über das mittlere Hochwasser steigen, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock. Hotspot werde die Flensburger Förde sein. Dort könnte das Wasser auf zwei Meter über dem mittleren Hochwasser steigen. Weiter südlich und östlich werden die Wasserstände niedriger liegen, sagte die Sprecherin. In Mecklenburg-Vorpommern werde die Flut allenfalls nahe der Lübecker Bucht das Niveau einer schweren Sturmflut erreichen.

Küstenschutz-Minister warnen

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), der auch für den Küstenschutz zuständig ist, rief die Küstenanwohner:innen zur Vorsicht auf. "Ich appelliere auch an alle an der Ostseeküste lebenden Menschen, sich gut zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen", erklärte Goldschmidt. Mit einer möglichen Dauer von bis zu 40 Stunden könnte die Sturmflut deutlich länger anhalten als ähnliche Unwetterereignisse 2017 und 2019. Strandwälle wie an der Schleimündung könnten überflutet werden. Auch sei mit Strandausräumungen und Steiluferabbrüchen zu rechnen.

Der in Mecklenburg-Vorpommern für den Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD) warnte Strandnutzer und Spaziergänger angesichts der stürmischen See davor, Gefahren zu unterschätzen. "Besonders an der Außenküste gibt es viele aktive Steilküstenabschnitte. Es besteht immer die Gefahr von Kliffabbrüchen und Hangrutschungen", erklärte Backhaus. Diese Gefahr erhöhe sich durch Sturmfluten stark, da es zur Unterspülung kommen könne. Nach den Worten von Backhaus beobachten die zuständigen Behörden im Land die Wasserstandentwicklung kontinuierlich. Es sei davon auszugehen, dass im Verlaufe des Freitags die Alarmstufe I ausgerufen werde.

Dänemark fordert Anwohner auf, Küste zu verlassen

Eine sehr viel deutlichere Warnung gab die dänische Polizei heraus. Sie forderte Anwohner:innen und Urlaubende im Süden und im Osten Dänemarks auf, spätestens am Freitagmorgen das Küstengebiet zu verlassen. Betroffen sind demnach auch die bei deutschen Urlauber:innen beliebten Sommerhaus-Gegenden an den Südküsten der Inseln Lolland, Falster und Fünen sowie in den Förden von Haderslev, Aabenraa (Apenrade) und Flensburg. Wegen der Sturmflutwarnung fallen auf der Fährlinie zwischen Rostock und dem dänischen Hafen Gedser auf Falster am Freitag zahlreiche Abfahrten aus.

Das Dänische Meteorologische Institut (DMI) warnte vor Überschwemmungen in den betroffenen Küstenabschnitten von Freitagmorgen bis Samstagmittag. Der Wasserstand könne bis zu 2,4 Meter über den Normalwert steigen.

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  • 19.10.2023
  • 17:24 Uhr
  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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