Vermessung
Überraschendes Ergebnis: Italiens Küste plötzlich tausende Kilometer länger
- Veröffentlicht: 12.12.2023
- 12:07 Uhr
- Clarissa Yigit
Italien hat seine Küstengebiete erstmals vermessen lassen. Statt der bisher angenommenen 8.000 Kilometer Küstenlänge sind es nun über 11.000. Hintergrund für die genaue Berechnung ist ein Vertragsverletzungsverfahren zwischen dem Land und der EU.
Das Wichtigste in Kürze
Italien liegt in einem Rechtsstreit mit der EU.
So sei die EU der Ansicht, dass sich die rund 30.000 Bezahlstrände Italiens auf öffentlichem Grund befinden würden.
Daher hat die Regierung eine Vermessung der Küstenlänge in Auftrag gegeben.
Italien hat wegen eines Rechtsstreits mit der EU seine Küsten neu vermessen lassen. Das Ergebnis war dabei eine Überraschung. So sind Italiens Küsten – nicht wie bislang geschätzt – rund 8.000 Kilometer lang, sondern über 11.000, schreibt die "Frankfurter Rundschau" (FR).
Grund für die Ausmessung sei ein EU-Gesetz, welches die Küstenstreifen als "knappes Gut" ansieht und "daraus Konsequenzen für zunehmend kostenpflichtige Touristenstrände ziehen will", so die "FR". Mithilfe der Vermessung wolle sich die italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nun dagegen wehren.
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Arbeitsgruppe errechnet über 3.000 Kilometer mehr Küstenlänge
Eine Arbeitsgruppe des "technischen Gremiums", die von der Regierung beauftragt wurde, hat sich die gesamte Länge der Strände und Küsten vorgenommen und erstmals die Länge genau vermessen.
Dabei sei die Gruppe auf eine exakte Küstenlänge von 11.172 Kilometern und 794 Metern gekommen, berichtet die "FR" und bezieht sich auf die Zeitung "Express". Somit seien die Strände Italiens um über 3.000 Kilometer länger als bisher angenommen.
Hintergrund der Vermessung
Streitigkeiten zwischen Italien und der EU veranlassten das Land, die Strände zu vermessen. So gehe es in erster Linie um die rund 30.000 Bezahlstrände ("stabilimenti balneari"), die sich nach Ansicht der EU auf öffentlichem Grund befinden würden und somit illegal seien. Dies besage die im Jahr 2006 beschlossene Bolkestein-Direktive.
So gebe die Direktive vor, dass die staatlichen Konzessionen – also eine Partnerschaft zwischen dem Staat und einem privaten Unternehmen – "regelmäßig neu ausgeschrieben werden müssen, um die Konkurrenz zu fördern", so die "FR".
Solch eine neue Ausschreibung verweigere Italien allerdings. So würden die kostenpflichtigen Strände ein historisches und kulturelles Erbe in Italien darstellen, argumentiert die Regierung. Diese sollen von Einheimischen weitergeführt werden. Zudem würden die Strände tausende Arbeitsplätze schaffen.
Auch wolle die Regierung Melonis verhindern, dass internationale Unternehmen bei einer Ausschreibung der Strände mehr bieten und sich somit in das Land drängen könnten.
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EU leitet Vertragsverletzungsverfahren ein
Um gegen die Nichtumsetzung der Bolkestein-Direktive vorzugehen, habe die EU nun gegen Italien ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, berichtet die "FR" weiter.
Mithilfe der Küstenvermessung plane die italienische Regierung allerdings zu beweisen, dass die Strände kein "knappes Gut" seien und somit nicht mehr unter die Bolkestein-Direktive fallen.
Circa 2.143 Kilometer (von den insgesamt 11.172 Küstenkilometern) seien die kostenpflichtigen Strände in Italien lang. Dies entspräche in etwa einem Fünftel der gesamten Strandlänge, ergänzt der "Merkur" unter Berufung auf verschiedene Medien.
Allerdings seien die kostenpflichtigen "stabilimenti balneari" fast nur Sandstrände. Die Gesamtlänge der Sandstrände betrage aber nur 3.418 Kilometer. Somit würden die kostenpflichtigen Strände mehr als 60 Prozent belegen – erlaubt seien nach einem italienischen Gesetz aber nur maximal 40 Prozent.
- Verwendete Quellen:
- FR: "Italiens Regierung von neuer Messung überrascht: Küste plötzlich tausende Kilometer länger"
- Merkur: "Italiens Küste plötzlich tausende Kilometer länger – das dürfte Folgen haben"