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Harte Reaktion des Regimes befürchtet

Viele Festnahmen bei Corona-Protesten in China - BBC-Reporter misshandelt

  • Aktualisiert: 28.11.2022
  • 10:53 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Es ist die größte Protestwelle in China seit Jahrzehnten: Seit Tagen gehen zahlreiche Menschen gegen die strikte Corona-Politik des Regimes auf die Straße. Die Staatsmacht greift vehement durch. Es gebt viele Festnahmen, ein BBC-Reporter wird von der Polizei misshandelt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Proteste in China gegen die Corona-Politik gehen unvermindert weiter.

  • In Shanghai wurde ein BBC-Reporter festgenommen und misshandelt.

  • Deutsche Politik fürchtet harte Reaktion des Regimes in Peking.

Die strikte Corona-Politik hat in China die größte Protestwelle seit Jahrzehnten ausgelöst. Bei den Demonstrationen, die bis in die Nacht zum Montag (28. November) anhielten, wurden zahlreiche Menschen festgenommen. In Peking gingen massive Polizeikräfte gegen die Protestierenden vor.

Viele Festnahmen bei Corona-Demos

Wie viele Menschen festgenommen wurden, ist unklar. In China herrschte praktisch eine Nachrichtensperre. In Shanghai wurde der BBC-Reporter Ed Lawrence festgenommen und nach eigenen Angaben von Polizisten misshandelt. "Die BBC ist extrem besorgt über die Behandlung unseres Journalisten Ed Lawrence, der festgenommen und in Handschellen gelegt wurde, während er über die Proteste in Shanghai berichtete", sagte ein Sprecher des britischen Senders.

Lawrence sei bei der Festnahme von Polizisten geschlagen und getreten worden, obwohl er eine Akkreditierung als Journalist habe. Erst Stunden später sei er wieder freigelassen worden.

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BBC-Reporter misshandelt

Der Unmut der Demonstranten richtet sich gegen die Null-Covid-Politik Chinas mit immer neuen Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne. Es wurden Parolen wie "Hebt den Lockdown auf" und "Wir wollen keine PCR-Tests, wir wollen Freiheit" gerufen. Als Symbol des Widerstands und des Protests gegen die Zensur hielten viele Demonstranten auch unbeschriebene weiße Blätter hoch. Protestmärsche gab es auch in anderen Millionenstädten wie Shanghai, Chengdu, Chongqing, Wuhan, Nanjing und Guangzhou.

Es sind die größten Proteste in China seit der Demokratiebewegung 1989, die das Militär am 4. Juni jenes Jahres blutig niedergeschlagen hatte. Soziale Medien waren voll mit Videoaufnahmen, die von der Zensur aber schnell wieder gelöscht wurden. Auslöser der seltenen öffentlichen Unmutsbekundungen war ein Wohnungsbrand in der Metropole Ürümqi in Xinjiang in Nordwestchina am Donnerstagabend mit mindestens zehn Toten. Viele äußerten den Verdacht, dass die Rettungsarbeiten durch die strengen Corona-Maßnahmen behindert worden seien.

Unmut in Bevölkerung nimmt zu

Durch die extrem rigiden Maßnahmen der Behörden im Kampf gegen das Coronavirus nimmt der Unmut in der Bevölkerung seit Wochen immer mehr zu. Viele Millionenstädte sind weitgehend lahmgelegt. Die Menschen stören sich an ständigen Tests, Ausgangssperren, Zwangsquarantäne, lückenloser Überwachung durch Corona-Apps und Kontaktverfolgung, mit denen die Behörden versuchen, die sich leicht verbreitenden Omikron-Varianten des Virus in den Griff zu bekommen.

Schon bei einzelnen Infektionen oder Verdachtsfällen werden ganze Wohnblöcke und Wohnanlagen abgeriegelt. Verärgerte Bewohner rissen in Peking und anderswo errichtete Absperrungen nieder. In der Hauptstadt sind Geschäfte, Restaurants und Schulen geschlossen. Ein Fünftel der zweitgrößten Volkswirtschaft und damit Hunderte Millionen Menschen dürften landesweit von Lockdowns betroffen sein, schätzen Experten. Viele Unternehmen stoßen an ihre Grenzen. Beschäftigte und gerade Wanderarbeiter müssen häufig schmerzhafte Lohneinbußen hinnehmen.

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Berlin befürchtet harte Reaktion

Trotz des rigorosen Vorgehens gegen das Virus wird das Milliardenvolk gegenwärtig von der schlimmsten Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren heimgesucht. Die Gesundheitskommission meldete am Montag mit rund 40.000 Neuinfektionen wieder einen Höchststand im Land. In Peking waren es knapp 3.900 Fälle.

In Deutschland wächst derweil die Sorge, dass Peking sehr hart auf die Demonstrationen reagieren wird. Die Verbindung von Corona-Protesten mit Forderungen nach Freiheit und Demokratie im Hochschulwesen habe "eine neue Qualität", sagte FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff der dpa. In Politbüro und Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas könne das nur als Bedrohung des eigenen totalen Herrschaftsanspruchs gewertet werden, ergänzte Lambsdorff. "Man muss daher eine sehr harte Reaktion des Regimes befürchten."

Verwendete Quellen:

  • BBC-Ticker
  • Nachrichtenagentur dpa
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