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Natur-Katastrophe

Hochwasser in Deutschland: Das können wir künftig besser machen

  • Aktualisiert: 03.01.2024
  • 11:53 Uhr
  • Alena Brandt
Weite Teile Deutschlands leiden aktuell unter Hochwasser. Welche Regionen betroffen sind und was wir aus früheren Katastrophen lernen können.
Weite Teile Deutschlands leiden aktuell unter Hochwasser. Welche Regionen betroffen sind und was wir aus früheren Katastrophen lernen können. © picture alliance/dpa

In den letzten Jahren wurde uns immer mehr bewusst, wie verheerend Hochwasser-Katastrophen in Deutschland sein können. Wir erklären dir, wie Überschwemmungen künftig verhindert werden sollen: Von Katastrophen-Schutz bis zu Schwamm-Städten. 

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Das Wichtigste zum Thema Hochwasser-Schutz

  • Aktuell sind Gebiete in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nach wie vor von Hochwasser betroffen. Schuld daran ist das Sturmtief "Zoltan", dass vor Weihnachten über Deutschland hinwegfegte. 

  • Als Reaktion der Flut-Katastrophen vom Sommer 2021 brachte die Bundesregierung im Frühjahr 2022 das Maßnahmen-Paket "Sofort-Programm Klima-Anpassung" auf den Weg. So will sie in Zukunft besser gegen klimabedingte Natur-Katastrophen wie Extrem-Wetter und Hochwasser gewappnet sein.

  • Überschwemmungen werden in Zukunft häufiger auftreten. Schuld daran sind etwa der menschengemachte Klimawandel, aber auch die Versiegelung von Flächen. Die Landschaft- und Städte-Planung entwickelt Konzepte, um Hochwasser-Katastrophen künftig zu verhindern. Wir zeigen, welche Ideen es für eine sicherere Zukunft gibt. 

Im Video: So schützen Wasserbauern unsere Küsten vor Hochwasser

Wasserbauer - sie schützen unsere Küsten

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Sponge City: Clevere Stadt-Planung mit Regenwasser

🏙️ Die Stadt-Planung der Zukunft setzt auf Schwamm-Städte: Sponge Cities. Sie speichern Regenwasser und führen es ins Grundwasser.

🏞️ Dafür muss es viele Bäume, Pflanzen und Grünflächen geben. Sie könnten als natürliche Wasserspeicher bei Starkregen helfen.

🌳 Die Wurzeln von Bäumen etwa lockern den Boden - und dieser kann mehr Wasser aufnehmen.

💧 Das Kanalsystem von Schwammstädten muss weniger Wasser abführen und wird entlastet. Gleichzeitig kühlen grüne Flächen die Stadt bei Hitze und Dürre ab.

🚗 Auf mit Beton und Asphalt versiegelten Flächen wie Straßen und auf kahlen Dachflächen sammelt sich Wasser hingegen an der Oberfläche.

🌊 Das Risiko von Überschwemmungen steigt auf versiegelten Flächen, da das Abwasser-System schnell überlastet ist. Denn das Regenwasser gelangt nicht in die tiefen Erdschichten.

Cleverer Hochwasser-Schutz: So grün sind Schwamm-Städte

Hochwasser-Katastrophen: Was können wir künftig besser machen?

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In China wuchsen mit einer staatlichen Initiative zahlreiche "Sponge Cities". Sie sollen 70 Prozent des Regenwassers absorbieren.
© Imago Images / Xinhua

In China wuchsen mit einer staatlichen Initiative zahlreiche "Sponge Cities". Sie sollen 70 Prozent des Regenwassers absorbieren.

Bepflanzte Dächer wie hier in Freiburg sind Teil des Konzepts für Schwammstädte.
© Imago Images / imagebroker

Bepflanzte Dächer wie hier in Freiburg sind Teil des Konzepts für Schwammstädte.

Auch bepflanzte Fassaden wie hier beim Rathaus in Islands Hauptstadt Reykjavik tragen zum Hochwasser-Schutz bei.
© Imago Images / Seeliger

Auch bepflanzte Fassaden wie hier beim Rathaus in Islands Hauptstadt Reykjavik tragen zum Hochwasser-Schutz bei.

An diesem Straßenrand in Berlin läuft das Regenwasser über Rigolen ab, also Rinnen.
© picture alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB | Britta Pedersen

An diesem Straßenrand in Berlin läuft das Regenwasser über Rigolen ab, also Rinnen.

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Versickerungs-Mulden als Hochwasser-Schutz

Mit Gräsern oder Stauden bepflanzte Versickerungs-Mulden sind Vertiefungen im Boden. Sie sammeln den Regen und leiten ihn direkt ins Grundwasser.

Grundvoraussetzung: Ein durchlässiger Boden. In Freiburg etwa gibt es bereits solche Mulden zum Hochwasser-Schutz. Sie können schön bepflanzt werden und fügen sich ins natürliche Landschafts-, beziehungsweise Stadtbild ein.

Im Video: So wird Kopenhagen gegen Hochwasser geschützt

Next Level Hochwasserschutz: So wird Kopenhagen vor Katastrophen geschützt

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Würde eine Versicherungs-Pflicht für Wohngebäude helfen?

Alles zerstört, das Haus geflutet! Viele Betroffene sind gegen solche Hochwasser-Schäden nicht versichert. Manche, weil sie nicht daran denken. Manche, weil keine Versicherung sie aufnimmt. Seit Jahren diskutieren Expert:innen über eine Versicherungs-Pflicht, die Wohngebäude gegen Natur-Katastrophen absichert.

Häufig ist die Rede von Elementar-Schäden. Was bedeutet das? Gemeint sind ökonomische Schäden aus Sturm, Hochwasser, Starkregen, Sturmflut, Hagel, Schneedruck, Vulkan-Ausbrüchen, Lawinen, Erdbeben, Erd-Rutschen und Erd-Senkungen.

In Bad Münstereifel in NRW zerstörte das Hochwasser zahlreiche Gebäude.
In Bad Münstereifel in NRW zerstörte das Hochwasser zahlreiche Gebäude.© IMAGO / Jochen Tack

Das Deutschen Institut für Wirtschafts-Forschung (DIW) kam in einem Dossier bereits 2013 zu dem Urteil: Eine Versicherungs-Pflicht ist unbedingt nötig. Auch ohne Klimawandel, aber mit ihm erst recht. Damit jeder versichert werden kann, sei eine Staats-Garantie für Mega-Schäden wichtig.

⚠ Übrigens: Wie du dich bei stürmischem Wetter selbst schützen kannst, erfährst du in unseren Profi-Tipps zu Gewitter, Regen und Co.

Frühwarn-Systeme: Das Comeback der Sirene

📢 Digitale Warn-Systeme wie Warn-Apps  allein schützen nur ungenügend. Armin Schuster vom Bundesamt für Bevölkerungs-Schutz und Katastrophen-Hilfe setzt künftig auf einen Warnmittel-Mix.

📢 Das bedeutet auch das Comeback der Sirene. Dafür soll eine Übersicht erstellt werden, wo es noch Sirenen gibt, wo welche repariert und neu installiert werden müssen. Denn: Sirenen warnen auch, wenn Menschen ihr Handy ausgeschaltet haben.

📢 Am zweiten Donnerstag im September findet jährlich ein bundesweiter Warntag statt. Dabei probt Deutschland den Notfall: mit Sirenen, Lautsprecher-Durchsagen und Infos über Radio, TV und App. 2020 fand er erstmals statt - und viele Sirenen heulten nicht. Schnell zeigte sich: Es muss noch viel getan werden. Der nächste Warntag ist für den 12. September 2024 angesetzt.

Am bundesweiten Warntag sollen wieder in ganz Deutschland die Sirenen heulen.
Am bundesweiten Warntag sollen wieder in ganz Deutschland die Sirenen heulen.© Patrick Pleul/dpa
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Galileo vom 19. Juli 2021

Deutschlands Katastrophenschutz: Was können wir besser machen?

Während beispielsweise in den USA durch Warnsignale per Handy und Sirenen möglichst schnell vor Katastrophen gewarnt werden kann, funktioniert das in Deutschland aktuell noch nicht so gut. Was können wir besser machen?

  • Video
  • 01:30 Min
  • Ab 12

Im Clip: Können Regenwürmer gegen Hochwasser helfen?

Regenwümer gegen Hochwasser?

Interview mit Wirtschafts-Psychologin Prof. Kathrin Schütz: In der Not entsteht Gemeinsamkeit

Ihre Heimatstadt ist Brühl, die neben dem stark vom Hochwasser 2021 betroffenen Erftstadt liegt. Wie haben Sie die Katastrophe erlebt?

💬 Ich wollte mit dem Pferdeanhänger aus losfahren, um bei der Evakuierung von gefährdeten Tieren zu helfen. Das Problem: Die Autobahn war beschädigt. Also beschloss ich, Hilfsgüter zu einer nahegelegenen Sammelstelle zu bringen. Diese öffnete um 12 Uhr. Als ich um 12.06 Uhr da war, konnte sie bereits keine Sachen mehr annehmen. Das zeigt, wie schnell alle mit anpackten.

Haben Sie als Psychologin eine Erklärung für die enorme Hilfsbereitschaft?

💬 Laut Spenden-Forschung spenden viele Menschen, um sich selbst besser zu fühlen. Das scheint mir hier anders zu sein. Die Menschen sind emotional involviert. Jeder stellt sich vor wie es für ihn selbst gewesen wäre, identifiziert sich mit den Betroffenen und versetzt sich in deren Lage. Außerdem zieht es mit, wenn alle anpacken.

Das Unglück steigert also unsere Empathie-Fähigkeit?

💬 Ich kenne Reiter, die auf dem Turnier Konkurrenten sind und nie miteinander sprechen. Doch in der Notlage kam der eine Reiter sofort und rettete das Pferd des Nicht-Gemochten. Solche Meldungen gab es auch von verfeindeten Fußball-Clubs, die sich ohne zu zögern unterstützten. Vorurteile und Konkurrenz-Denken sind in der Krise nichtig. Was zählt ist die Gemeinsamkeit. Und die verbindet.

Wie wirkt sich die Hilfsbereitschaft psychologisch auf die Menschen aus, die alles verloren haben?

💬 Jeder Mensch geht natürlich anders mit Krisen um: je nach Persönlichkeit, den vorigen Erlebnissen im Leben und dem sozialen Umfeld. Deshalb lässt sich das nicht allgemein sagen. Aber natürlich sehen die Betroffenen, dass sie nicht allein sind. Dass andere Menschen mit anpacken, gibt Kraft. Und es entsteht das Gefühl, das Beste aus der Situation zu machen. Gemeinsam.

👩 Zur Person: Prof. Dr. Kathrin Schütz lehrt Wirtschafts-Psychologie an der Hochschule Fresenius

Die häufigsten Fragen zum Thema Hochwasser-Schutz

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