Regen nach Plan: Bringt uns Wolken-Impfung das Wunschwetter?
- Veröffentlicht: 27.07.2021
- 16:45 Uhr
- Alexander Dübbert
Um extremem Hagel vorzubeugen, wenden einige Orte weltweit eine sogenannte Wolken-Impfung mit Silberiodid an. Was verbirgt sich hinter dieser Methode? Lässt sich das Wetter damit auf Knopfdruck manipulieren? Im Clip zeigen wir einen Hagel-Jäger in Aktion.
Das Wichtigste zum Thema Wolken-Impfung
Extreme Hagelschäden sind eine Gefahr nicht nur für Landwirte, sondern auch für Flughäfen oder Autohäuser. Um dieses Risiko zu verkleinern, gibt's die sogenannte Wolken-Impfung.
Speziell ausgestattete Flugzeuge verteilen ein Gemisch in den Wolken. Dadurch sollen sich nur noch kleine Hagelkörner beziehungsweise Regen bilden.
In vielen Bereichen ist diese gezielte Wettermanipulation bereits möglich. Über die Nebenwirkungen und den wirklichen Nutzen streiten sich Expert:innen jedoch.
Ziel der Wolken-Impfung ...
... ist es, die Hagelbildung bewusst zu beeinflussen. Statt großer Körner sollen sich viele kleine formen, die auf dem Weg zum Boden zu Regen schmelzen. Dadurch bleiben gefährdete Gebiete von schlimmen Hagelschäden verschont - und ausgewählte Orte werden mit Niederschlag versorgt.
Wie entsteht Hagel überhaupt?
Hagelkörner bilden sich in Gewitterwolken. Durch Auftrieb gelangen Regentropfen von den wärmeren unteren Wolkenregionen in die kälteren oben. Dort gefrieren sie und fallen wieder herab. Auf dem Weg zurück verbinden sich die Hagelkörner mit weiteren Tropfen. Dann schickt sie der Auftrieb wieder nach oben, wo sie erneut gefrieren und dadurch größer werden.
Dieser Kreislauf wiederholt sich so lange, bis der Auftrieb die Hagelkörner nicht mehr tragen kann. Hat das Korn eine solche Größe erreicht, fällt es herab. Die Folge: Es hagelt.
Direkte Spritzen in die Wolken
Hier setzt die Wolken-Impfung an. Speziell ausgerüstete Flugzeuge verteilen ein Gemisch mit einem gelblichen Salz namens Silberiodid, wodurch sich leichter mehr Tropfen bilden. Als Folge entstehen keine großen Hagelkörner, sondern viele kleine.
Wie ein solcher Flug mit einer Wolken-Impfung abläuft und in welchen Bereichen die Methode schon angewandt wird, siehst du im Clip ganz oben.
Wo "künstliches" Wetter schon möglich ist
🚜 Landwirte können von der Wolken-Impfung profitieren. Ausbleibende Hagelschäden bedeuten bessere Ernten. Ob in Deutschland, der Schweiz oder den USA: Überall auf der Welt verstreut sind Hagelflieger wie oben im Clip unterwegs.
✈ Auch für die Betreiber zahlreicher Flughäfen rentiert sich die Wolken-Impfung. Indem Hagel und Nebel reduziert werden, sinkt die jährliche Schadenssumme.
⛷ Ersatz für Schneekanonen? Forschende in den USA wollen durch Wolken-Impfung künstlichen Schneefall erzeugen. Tests dazu laufen. Das könnte den Ski-Tourismus nachhaltig verändern.
🚗 Wolken-Impfung mal anders: In Mexiko schießt ein Autohersteller mit einer Art Kanone Schockwellen in die Atmosphäre - und will so Hunderttausende von offen parkenden Neu-Fahrzeugen vor Hagelschäden schützen.
📺 Selbst für schöne TV-Bilder kommt die Wolken-Impfung zum Einsatz. Damit etwa die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking nicht ins Wasser fiel, impfte China die Wolken nahe dem Stadion. Während der weltweiten Übertragung blieb es so trocken.
Und die Nebenwirkungen?
Die Wolken-Impfung bleibt umstritten. Während sich etwa Autohersteller und Flughafenbetreiber über reduzierte Schadenssummen freuen, beklagen benachbarte Bäuerinnen und Bauern ausbleibenden Regen für ihre Felder.
Kritiker:innen sehen die tatsächliche Wirkung skeptisch. Sie meinen: Die Wetter-Impfung behandele höchstens Symptome, aber keine Ursachen. Klar ist: Wunschwetter auf Knopfdruck ist durch Wolken-Impfung nicht möglich.
Gezielte Wetter-Manipulation durch Climate Engineering
Die Wolken-Impfung ist übrigens nur eine eher kleine Methode des sogenannten Geo- beziehungsweise Climate Engineering. Darunter sind massive Eingriffe ins Wetter zu verstehen. Durch sie wollen Forschende Lösungen für die Folgen des Klimawandels finden.
Stark vereinfacht können 2 Ansätze im Climate Engineering unterschieden werden: Carbon Dioxide Removal (CDR) und Solar Radiation Management (SRM).
Carbon Dioxide Removal (CDR)
Diese Techniken zielen darauf ab, die Konzentration von Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre zu verringern. Möglich machen sollen das zum Beispiel eine Vermehrung von Algen in den Meeren oder eine massive Aufforstung. Auch denken Forschende über Wege nach, CO2 unter der Erdoberfläche einzulagern.
Solar Radiation Management (SRM)
Ziel ist es, einen Teil der Sonnenstrahlen zu reflektieren. Dadurch soll die globale Durchschnittstemperatur sinken. Wie man das erreichen will? Die teilweise originellen Ideen reichen von der Installation von Spiegeln im Weltraum über das Verstreuen von Schwefel in der Atmosphäre bis hin zu massenweise weißen Hausdächern.
Auch die Vorschläge zum Climate Engineering sind umstritten. Weltraumspiegel oder unterirdische Speicher zum Beispiel würden enorme finanzielle und materielle Ressourcen verschlingen. Außerdem wären langfristige Folgen für das Öko- und Klimasystem kaum abzuschätzen.
Willst du mehr über Climate Engineering erfahren?
FAQ des BMU: Climate Engineering – was verbirgt sich dahinter?