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Internationale Studie

Alarmierende Zahlen: Zwei Millionen Arten weltweit gefährdet

  • Veröffentlicht: 08.11.2023
  • 22:24 Uhr
  • Nelly Grassinger
Eine Crau-Schrecke (Prionotropis rhodanica). Sie kommt nur in der Crau-Steppe in Südfrankreich vor und ist vom Aussterben bedroht.
Eine Crau-Schrecke (Prionotropis rhodanica). Sie kommt nur in der Crau-Steppe in Südfrankreich vor und ist vom Aussterben bedroht. © Axel Hochkirch/Musée National d’Histoire Naturelle/dpa

Mehr als doppelt so viele Tier- und Pflanzenarten wie bisher angenommen sind laut einer Studie gefährdet. Auch vielen Spezies in Europa geht es schlecht.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Einer Studie zufolge könnte ein Fünftel aller Spezies in Europa in den kommenden Jahrzehnten aussterben.

  • Weltweit sollen demnach zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten gefährdet sein.

  • Die Ursachen für das Artensterben seien nach Angaben der Forschenden vielfältig.

Weltweit sind rund zwei Millionen Arten gefährdet - und damit doppelt so viele wie in der jüngsten globalen Bestandsaufnahme des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) 2019 angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, die im Fachmagazin "PLOS One" veröffentlicht wurde. In Europa ist der Studie zufolge ein Fünftel aller daraufhin untersuchten Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben in den kommenden Jahrzehnten bedroht, Pflanzen und wirbellose Tiere sind besonders stark betroffen.

Die Forscher hatten alle 14.669 Tier- und Pflanzenarten in die Studie aufgenommen, die Ende 2020 auf der Roten Liste für Europa standen. Das sind zehn Prozent der Arten des Kontinents. Auf diese Liste stellt die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Arten, deren Bestand analysiert ist. Sehr viele sind nicht oder gering gefährdet, andere aber vom Aussterben bedroht oder gar schon ausgestorben.

Einzelne Arten besonders gefährdet

Das Team um Erstautor Axel Hochkirch vom Nationalmuseum für Naturgeschichte Luxemburg und der Uni Trier analysierte somit alle bekannten Wirbeltierarten (Amphibien, Vögel, Fische, Reptilien und Säugetiere) Europas sowie wichtige wirbellose Tiergruppen wie Schmetterlinge und Bienen und verschiedene Pflanzenarten. 2839 der 14.669 von dem Team untersuchten Arten, insgesamt rund 19 Prozent, sind in Europa demnach vom Aussterben bedroht. 125 Tier- und Pflanzenarten gelten bereits jetzt als ausgestorben, regional ausgestorben oder möglicherweise ausgestorben.

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Eine besondere Gefährdung beschreibt die Studie für die in Europa heimischen Pflanzen: rund 27 Prozent sind vom Aussterben bedroht. Auch bei den Tierarten sind die Zahlen hoch – 24 Prozent der Wirbellosen und 18 Prozent der Wirbeltiere sind betroffen. Dieses Muster sei bemerkenswert, so das Forscherteam, wenn man bedenke, dass den Wirbeltieren wesentlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. "Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass sich die Anzahl gefährdeter Arten über die verschiedenen Artengruppen nicht maßgeblich unterscheidet", sagt Hochkirch.

Ursachen für die Bedrohung der Tier- und Pflanzenarten

Die Ursachen für das Artensterben sind vielfältig, als größte Bedrohung sieht das Team die intensive wirtschaftliche Nutzung von Landflächen und Meeren, die zum Verlust von Lebensräumen führt. "Zwar wurde die Feststellung, dass landwirtschaftliche Landnutzungsänderungen eine große Bedrohung darstellen, schon oft gemacht, aber unsere Analyse ist die bisher umfassendste und eindeutigste, die das Ausmaß dieser Bedrohung im kontinentalen Maßstab bestätigt", so die Autoren. Auch die Übernutzung biologischer Ressourcen sowie durch den Klimawandel verursachte Extremwetterlagen gefährden die Artenvielfalt demnach massiv.

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Große Wissenslücken und Forschungsbedarf

Mit neuen Datensätzen errechnete das Team auch die Anzahl der weltweit vom Aussterben bedrohten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten: Mit zwei Millionen ist die Zahl doppelt so hoch wie im jüngsten IPBES-Bericht aus dem Jahr 2019. Damals kam IPBES zu dem Ergebnis, dass eine Million der geschätzt acht Millionen Arten bedroht sind. Die Verdopplung auf zwei Millionen bedrohte Arten innerhalb weniger Jahre lasse sich mit neuen und genaueren Informationen begründen, erklärt Josef Settele, Mitautor des letzten IPBES-Berichtes: "Die Studien bauen letztlich aufeinander auf und bilden damit auch den Erkenntnisfortschritt ab. Im IPBES-Bericht 2019 war ja auch eine Datenlücke erwähnt worden, deren Schließung wir uns damit weiter annähern."

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Die Datenlage bleibe weiter ein Problem, schreiben die Studienautoren: "Unsere Analyse zeigt einige große Wissenslücken und entsprechenden Forschungsbedarf auf." Viele Arten, vor allem unter den Wirbellosen, sind noch gar nicht beschrieben worden. Eine genaue Beurteilung des Zustandes ist oft schwierig: Gibt es in einer Region nur noch sehr wenige Exemplare, sind diese in Feldstudien kaum auffindbar. Das bekräftigt auch Glaubrecht: "Wir wissen zu wenig über alle diese Arten, um ihr Verschwinden lange überhaupt bemerkt zu haben. Es gibt Arten, die wir schneller vernichten, als wir sie erforschen können."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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