Nach Welle der Kritik
Berlinale positioniert sich zu Einladung von AfD-Politikern
- Veröffentlicht: 05.02.2024
- 13:29 Uhr
- Nelly Grassinger
Die Einladung von AfD-Politiker:innen zur Berlinale-Eröffnung sorgte für einen Aufschrei im Netz. Die Festivalleitung versucht, sich zu erklären.
Das Wichtigste in Kürze
Die Berlinale soll AfD-Politiker:innen zu ihrer Eröffnung eingeladen haben.
Zahlreiche Künstler warfen der Berlinale deshalb Heuchelei vor.
Die Festivalleitung erklärt die Hintergründe des Eklats in einem Statement.
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen europäischen Filmfestivals. In der Filmbranche hagelte es harsche Kritik für die Einladung von AfD-Funktionären zur Eröffnung des Fests, das vom 15. bis 25. Februar stattfinden soll. Die Festivalleitung hat sich nun zu den Vorwürfen geäußert und gleichzeitig gegen Rechtsextremismus ausgesprochen.
Mitglieder der AfD verträten zutiefst antidemokratische Positionen, die den Werten der Berlinale und deren Mitarbeitenden widersprächen, heißt es in einem auf Englisch verbreiteten Statement auf dem Instagram-Account der Berlinale von Sonntag (4. Februar). Es ist gezeichnet mit dem Namen von Festival-Leiterin Mariette Rissenbeek.
Offener Brief forderte Rücknahme der AfD-Einladungen
Mehr als 200 Personen, US-Medienberichten zufolge überwiegend Filmschaffende, forderten in einem offenen Brief die Rücknahme von zwei Einladungen an AfD-Politiker. Der Brief, über den das US-Magazin "Deadline" berichtet, ist inzwischen nicht mehr aufrufbar.
Die Berlinale hatte auf ihrem Instagram-Account auch zur Berliner Großdemonstration gegen rechts unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer" am Samstag aufgerufen. Daraufhin forderten mehrere Menschen in Kommentaren ebenfalls eine Rücknahme von Einladungen an die AfD.
AfD-Mitglieder im Bundestag "ein Fakt"
Die Festivalleitung erklärte, dass sowohl die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), als auch der Berliner Senat Einladungskontingente für die Eröffnungsfeier erhielten. Diese würden an die gewählten Abgeordneten aus allen Parteien im Bundestag und im Berliner Abgeordnetenhaus vergeben, hieß es in der Mitteilung weiter.
AfD-Mitglieder seien in den Bundestag und das Abgeordnetenhaus gewählt worden und daher auch in politischen Kulturausschüssen und anderen Gremien vertreten. "Das ist ein Fakt, und den müssen wir als solches akzeptieren", hieß es. Die Berlinale nannte die Eingeladenen nicht namentlich.
Filmfestival will Statement setzen
"Wir setzen uns gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung ein und treten konsequent für die Werte einer weltoffenen und liberalen Demokratie ein", hieß es weiter in dem Statement der Berlinale. "Menschen - auch Mandatsträger - die diesen grundlegenden Werten zuwiderhandeln, sind auf der Berlinale nicht willkommen." Dies werde man deutlich und nachdrücklich in persönlichen Schreiben an die AfD-Vertreter und auch bei anderen Gelegenheiten zum Ausdruck bringen.
Menschen - auch Mandatsträger - die diesen grundlegenden Werten zuwiderhandeln, sind auf der Berlinale nicht willkommen.
Statement der Berlinale
Die Berlinale betonte, "für demokratische Grundwerte und gegen Rechtsextremismus" zu stehen und alle Demonstrationen und andere Initiativen gegen undemokratische Strömungen zu unterstützen. "Wir erteilen rechtsextremem oder rechtspopulistischem Gedankengut eine klare Absage und beobachten mit Sorge, dass Antisemitismus, antimuslimische Ressentiments, Hetze und andere antidemokratische Haltungen in Deutschland auf dem Vormarsch sind."
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "Spiegel.de": "Berlinale bezieht Stellung zu Einladung von AfD-Politikern"
- "Deadline.com": "Berlin Film Festival Says It 'Stands Against Right-Wing Extremism'"