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Vom Kaufmann zum Minister

Boris Pistorius: Der Verteidigungsminister im Porträt

  • Aktualisiert: 04.03.2024
  • 15:11 Uhr
  • Rebecca Rudolph
Boris Pistorius: Bereits im Alter von 16 Jahren trat der heutige Verteidigungsminister der SPD bei.
Boris Pistorius: Bereits im Alter von 16 Jahren trat der heutige Verteidigungsminister der SPD bei.© AP

Nach dem Rücktritt von Christine Lambrecht wurde der ehemalige niedersächsische Innenminister Boris Pistorius als neuer Verteidigungsminister vereidigt. Dabei kommen große Herausforderungen auf ihn zu. Alle Informationen zum SPD-Politiker und zu seinem Privatleben.

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Steckbrief

  • Name: Boris Pistorius
  • Beruf: Politiker, Jurist, Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland (SPD)
  • Geburtstag: 14. März 1960
  • Geburtsort: Osnabrück
  • Wohnort: Berlin
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Boris Pistorius: Vom Außenhandelskaufmann zum Verteidigungsminister

Boris Pistorius wurde am 14. März 1960 in Osnabrück geboren und verbrachte seine Kindheit im Osnabrücker Stadtteil Schinkel. Sein Bruder Harald Pistorius ist der langjährige Leiter der Sportredaktion der Neuen Osnabrücker Zeitung. 1978 schloss Pistorius sein Abitur am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Osnabrück ab. Von 1978 bis 1980 absolvierte er eine Berufsausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel. Daraufhin leistete er seinen Grundwehrdienst im Flugabwehrregiment 11 in der Steuben-Kaserne im niedersächsischen Achim. Ab 1981 studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Osnabrück und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie 1982/83 an der Université Catholique de l’Ouest (Angers/Frankreich).

In Hamm legte der gebürtige Osnabrücker 1987 seine erste juristische Prüfung ab. Beim Oberlandesgericht Oldenburg folgte ein Rechtsreferendariat, wo er 1990 das zweite Staatsexamen ablegte. Anschließend arbeitete er ein halbes Jahr als Rechtsanwalt. Danach wechselte er in den Landesdienst des Landes Niedersachsen. Von 1991 bis 1995 war er persönlicher Referent des niedersächsischen Innenministers Gerhard Glogowski und von 1995 bis 1996 stellvertretender Leiter von dessen Ministerbüro.

Im Video: Boris Pistorius wird neuer Verteidigungsminister

Schon seit dem 16. Lebensjahr ist Pistorius SPD-Mitglied

Bereits im Alter von 16 Jahren trat der heutige Verteidigungsminister der SPD bei. Vielleicht auch durch den Einfluss seiner Mutter Ursula Pistorius, die bei der SPD Landtagsabgeordnete war. Von 1996 bis 2013 gehörte er dem Rat der Stadt Osnabrück an. Zudem war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat und deren finanzpolitischer Sprecher. Von 1997 bis 2002 war er Dezernatsleiter bei der Bezirksregierung Weser-Ems. Zudem war er von 1999 bis 2002 auch zweiter Bürgermeister der Stadt Osnabrück (Vertreter des OB). Danach übernahm Pistorius von 2002 bis 2006 das Amt des Leiters der Abteilung Schulen und Sport der Bezirksregierung Weser-Ems. Im Jahr 2006 erhielt er am 24. September bei der Oberbürgermeister-Stichwahl 55 Prozent der gültigen Stimmen und trat am 7. November 2006 die Nachfolge von Hans-Jürgen Fip an.

Das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Osnabrück hielt er bis 2013 inne und war anschließend niedersächsischer Minister für Inneres und Sport. Mitglied des SPD-Parteivorstands auf Bundesebene ist Pistorius seit 2017, zudem war er zwischen 2017 und 2023 Mitglied des Niedersächsischen Landtages. 2019 kandidierte er mit seiner Parteikollegin Petra Köpping bei der Wahl zum SPD-Vorsitz. Vor seinem neuen Ministerposten war Pistorius zwischen November 2022 und Januar 2023 wieder ordentliches Mitglied im Bundestag. Im Jahr 2023 wurde der Politiker als Nachfolger von Christine Lambrecht zum Bundesminister der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschlands ernannt.

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Boris Pistorius ist Witwer

Rund um das Privatleben von Boris Pistorius ist nur wenig bekannt. Der Verteidigungsminister hat zwei gemeinsame Kinder mit Sabine Pistorius und ist auch bereits Großvater. Seit 2015 ist Pistorius Witwer, seine Frau starb an den Folgen einer Krebserkrankung.

Von 2016 bis 2022 war er mit Doris Schröder-Köpf liiert, der Ex-Frau von Altkanzler Gerhard Schröder. Wie "t-online" berichtete, habe sich das Paar "friedlich und geräuschlos" getrennt. 

Ende 2023 heiratete der Verteidigungsminister seine Lebensgefährtin Julia Schwanholz. Die Hochzeit habe zwischen den Jahren stattgefunden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin auf "Stern"-Anfrage. Pistorius, und die etwa 20 Jahre jüngere Schwanholz, sind beide Mitglieder der SPD. Die Politikwissenschaftlerin ist in Osnabrück als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen bekannt. Sie ist akademische Rätin am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. 

Seine politischen Ziele und Ansichten

Boris Pistorius übt als Bundesminister der Verteidigung verschiedene wichtige Funktionen gleichzeitig aus. Er fungiert nicht nur als höchster Vorgesetzter aller Soldat:innen und hat die Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte im Frieden, sondern sitzt auch am Kabinettstisch der Bundesregierung.

Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesministerium der Verteidigung das Fachressort für die militärische Verteidigung und alle Angelegenheiten der Bundeswehr.

Wofür steht der Bundesverteidigungsminister? "Ich will die Bundeswehr stark machen für die Zeit, die vor uns liegt", gab Pistorius bei seiner Vereidigung bekannt. "Die Truppe kann sich darauf verlassen, dass ich mich, wann immer es nötig ist, vor sie stellen werde", versichert der Niedersachse den Soldat:innen.

Pistorius ist einer der dienstältesten ranghohen Innenpolitiker in Deutschland und seit mehreren Jahren Sprecher der SPD-Innenminister. Er gilt als gut vernetzt und soll auch zur amtierenden Innenministerin Nancy Faeser einen engen Draht haben.

Der Bundesverteidigungsminister gilt als hartnäckig. Sein Einsatz für den Ausschluss der NPD von der Parteienfinanzierung verschaffte ihm den Ruf, gegen Feinde der Demokratie klare Kante zu zeigen. Daher kommt auch sein unfreiwilliger Spitzname: "Roter Sheriff". Der Politiker hat sich auch für die Ortskräfte der Bundeswehr in Afghanistan starkgemacht. Niedersachsen nahm nach der Machtergreifung der Taliban mehrere Hundert Menschen aus dem Land am Hindukusch auf. Viele davon waren in Afghanistan über Jahre bei den dortigen Bundeswehr-Soldaten angestellt und halfen bei der Versorgung der Truppe im Kriegseinsatz.

In seinem Amt wolle er die Bundeswehr modernisieren sowie auch Deutschlands internationale Position in Bezug auf Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine weiter stärken. "Unsere Bundeswehr steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Mir ist das sehr bewusst. Klar ist: Wir müssen jetzt handeln. Die Zeit drängt. Die Bürger:innen unseres Landes, unsere Verbündeten und die internationale Gemeinschaft erwarten ein handlungsfähiges und handlungsbereites Deutschland. Jetzt haben wir dank des Sondervermögens und der Unterstützung aus Politik und Gesellschaft eine historische Chance für eine dauerhaft starke und widerstandsfähige, moderne Bundeswehr", schrieb der Politiker auf der offiziellen Regierungsseite.

Im Video: Pistorius besucht Soldaten

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Dieser Kritik musste sich der Verteidigungsminister stellen

Die Überraschung war groß, als Boris Pistorius von Olaf Scholz zum neuen Bundesverteidigungsminister ernannt wurde. Schnell gab es aus den Reihen der Politik auch Kritik: "Erneut spielen Sachkompetenz und Erfahrung mit der Bundeswehr keine Rolle", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Johann Wadephul (CDU), der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Personalie handle es sich um eine "Besetzung aus der B-Mannschaft". Damit sei Kanzler Olaf Scholz (SPD) "eine echte Überraschung gelungen. Nur leider keine gute."

Kritik gab es auch für den Russland-Kurs des SPD-Politikers. Der niedersächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban kritisierte die frühere Haltung von Boris Pistorius zu Russland und forderte den Verteidigungsminister zur Kurskorrektur auf. "Der Nächste aus der Russland-Connection nimmt seinen Platz im Bundeskabinett ein", wetterte Kuban in der "BILD"-Zeitung und fügte hinzu: "Boris Pistorius muss jetzt den Neuanfang in der Ukraine-Politik deutlich machen und seine früher offen kremlfreundliche Linie hinter sich lassen."

Pistorius sagte, er lehne das Vorgehen Moskaus strikt ab. Die Rückeroberung besetzter Gebiete durch die Ukraine sei "legitim und völlig richtig und muss von uns auch unterstützt werden", so der Verteidigungsminister in der Talksendung "Beisenherz" und fügte hinzu: "Die Ukraine muss den Krieg gewinnen."

Durch einen Fehler mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF, hagelte es für Pistorius 2018 heftige Kritik. Das Amt wurde bemängelt, weil die Bremer Außenstelle vielen Menschen unrechtmäßig Asyl gewährt haben soll. Boris Pistorius war damals Innenminister Niedersachsens und hatte Informationen darüber, verwertete sie jedoch aus unbekannten Gründen nicht. Der Fall machte damals bundesweit Schlagzeilen.

Im November 2023  geriet Pistorius mit der Aussage, dass die Bundeswehr wieder "kriegstüchtig" werden müsse, in Kritik. Mehrere Politiker:innen kritisieren Pistorius in der Folge für seine Aussage, unter anderem der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner. Auch der Vorsitzende des Europaausschusses, Anton Hofreiter, distanzierte sich von der Wortwahl.

Pistorius sagte daraufhin, er könne verstehen, dass man sich an dem von ihm selbst verwendeten Begriff "kriegstüchtig" störe. "Ich verstehe, wenn man den Begriff nicht mag. Das ist ein hässliches Wort für eine hässliche Sache. Krieg ist hässlich", sagte er in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". "Aber wenn wir ihn verhindern wollen, müssen wir einem potenziellen Aggressor sagen: Wir sind verteidigungsfähig." Dafür brauche es einen Mentalitätswandel in Deutschland, so der SPD-Politiker.

Boris Pistorius ist beliebtester Politiker Deutschlands

Boris Pistorius hat in der Wählergunst seit seinem Amtsantritt einen rasanten Aufstieg erlebt. Im Amt des Bundesverteidigungsministers zeigte der SPD-Politiker sofort, dass er anpacken will, und dass er keine Scheu vor der Nähe zur Truppe hat. Die Bevölkerung stellt Pistorius ein gutes Zeugnis aus. In vielen Umfragen lag der Vereinigungsminister unter den beliebtesten Politiker:innen oft ganz vorne.

In einer Umfrage im Januar 2024 wollten sogar fast zwei Drittel der Menschen in Deutschland einen Kanzlerwechsel von Olaf Scholz zu Boris Pistorius. Nach Ansicht von 64 Prozent der Befragten von einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA für die "Bild" solle Pistorius noch in der bis 2025 laufenden Legislaturperiode Scholz an der Spitze der Regierung ablösen

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Fragen und Antworten zu Boris Pistorius

  • Verwendete Quellen:
  • Bundesministerium der Verteidigung: Boris Pistorius
  • bundesregierung.de: Boris Pistorius neuer Verteidigungsminister
  • niedersachsen.de: Lebenslauf von Boris Pistorius - Minister für Inneres und Sport
  • Bundesministerium der Verteidigung: Aufgaben
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