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Energiekrise

"Ein Witz": EU weiter uneinig über Gaspreisdeckel

  • Veröffentlicht: 24.11.2022
  • 13:48 Uhr
  • Max Strumberger
Der Gaspreisdeckel soll die Bürger entlasten
Der Gaspreisdeckel soll die Bürger entlasten© Franziska Gabbert/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Einigung über einen EU-weiten Gaspreisdeckel ist nicht in greifbarer Nähe.

  • Viele EU-Mitgliedsstaaten sind mit dem gegenwärtigen Entwurf äußerst unzufrieden.

  • Die Bundesregierung sieht deshalb noch viel Gesprächsbedarf.

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Der Gaspreisdeckel soll die Bürger entlasten, doch bei den EU-Mitgliedsstaaten ist weiter keine Einigung in Sicht.

Die Bundesregierung sieht noch viel Arbeit, bevor sich die EU auf einen europäischen Gaspreisdeckel einigen kann. "Man kann zusammenfassend sagen, dass alle irgendwie unglücklich sind mit dem Vorschlag der Kommission", sagte Staatssekretär Sven Giegold am Rande eines Treffens der EU-Energieminister am Donnerstag in Brüssel. Es gebe unterschiedliche Auffassungen unter den Mitgliedstaaten. Der tschechische Industrieminister Jozef Sikela, der die Gespräche leitet, erwartet nach eigenen Worten "scharfe Diskussionen".

"Ein Witz"

Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, unter bestimmten Umständen den Preis für Gas zu deckeln, das am Handelsplatz TTF verkauft wird. Das würde Großkunden betreffen, die dort handeln. Mehr als die Hälfte der EU-Staaten befürwortet einen solchen Deckel. Staaten wie Italien, Frankreich, Belgien, Malta, Spanien und Polen finden den Vorschlag allerdings nicht ausreichend. "Für uns ist das ein Witz nach so vielen Wochen an Diskussionen und Vorschlägen", sagte die polnische Umweltministerin Anna Moskwa.

Die spanische Ministerin für ökologischen Wandel, Teresa Ribera, sagte, der Vorschlag entspreche nicht dem, was die EU-Staaten gefordert hätten. "Er scheint entwickelt worden zu sein, um zu garantieren, dass er nie angewendet wird." Deutschland sieht einen festen Deckel grundsätzlich kritisch. "Für uns ist wichtig, dass die Märkte nicht durcheinander kommen, sondern wir stattdessen die Ursachen für die hohen Preise angehen", sagte Giegold. Das liege an der Abhängigkeit von russischem Gas, der Knappheit von Gas und einem hohen Verbrauch.

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Sorgen um den Finanzmarkt

Ähnlich äußerte sich der niederländische Energieminister Rob Jetten. "Es besteht ein hohes Risiko, dass die Energieversorgungssicherheit und auch die Stabilität des Finanzmarktes beeinträchtigt werden." Der luxemburgische Minister Claude Turmes mahnte zur Ruhe: "Lasst uns cool bleiben", sagte er. "Wir haben einen Monat, um diese Kuh vom Eis zu kriegen."

Damit bezog er sich auf das nächste Energieministertreffen im Dezember. Die Minister besprechen am Donnerstag auch Maßnahmen, um gemeinsam Gas zu kaufen und Genehmigungen für Solaranlagen und andere erneuerbare Energien zu beschleunigen. Sikela erhofft sich hier eine Einigung - ob das gelingt, war am Morgen unklar. Länder wie Spanien, Italien und Polen pochen darauf, die Gesetze nur gemeinsam mit dem umstrittenen Gaspreisdeckel zu verabschieden.

Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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