Werde nicht gegen SPD "giften"
Nach Rückzug: Saskia Esken spricht über "öffentliche Jagd" auf sie
- Aktualisiert: 15.05.2025
- 04:05 Uhr
- Franziska Hursach
Nach ihrer Rücktrittsankündigung äußert sich Saskia Esken zur parteiinternen Debatte um ihre Person. Sie spricht von einer "öffentlichen Jagd".
Das Wichtigste in Kürze
Saskia Esken zieht sich nach fünf Jahren aus dem SPD-Vorsitz zurück und kündigt an, die neue Parteiführung ohne persönliche Kritik zu begleiten.
In einem Interview kritisiert sie dennoch den parteiinternen Umgang mit ihrer Person, insbesondere die Spekulationen über ihre berufliche Zukunft, und spricht von einer "öffentlichen Jagd".
Esken selbst sei mit sich im Reinen und freue sich darauf, sich auf inhaltliche Arbeit im Bundestag zu konzentrieren, insbesondere im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Die scheidende SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hat angekündigt, sich nach ihrem Rückzug von der Parteispitze mit öffentlicher Kritik an der künftigen Führung zurückzuhalten. Gegenüber der Tageszeitung "taz" erklärte sie:
Ich werde meine Partei immer kritisch begleiten. Aber man darf von mir erwarten, dass ich nicht aus persönlichen Gründen gegen die SPD gifte.
Saskia Esken, SPD
Damit verweist Esken auf das Verhalten der früheren SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles, die sich nach ihrem Rücktritt ebenfalls mit öffentlicher Kritik zurückgehalten habe. "Wir Frauen können das", sagte Esken.
Vor einigen Tagen hatte die 63-Jährige offiziell bekannt gegeben, dass sie nicht länger für den SPD-Vorsitz kandidieren wird. Sie führt die Partei seit dem Jahr 2019. Seit 2021 teilte sie sich die Parteispitze mit Lars Klingbeil, der inzwischen in die Bundesregierung gewechselt ist und dort als Vizekanzler sowie Finanzminister tätig ist.
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Für die Nachfolge hat sich die neue Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas beworben. Die Wahl der neuen Parteiführung ist für Ende Juni auf dem Bundesparteitag vorgesehen. Esken bezeichnete Bas in dem Interview als "Freundin".
"Unangemessener" Umgang mit Esken
Im Gespräch mit der "taz" äußerte Esken auch Kritik am parteiinternen Umgang mit ihr. So sei sie innerhalb der SPD wiederholt mit Fragen zu ihrer beruflichen Zukunft konfrontiert worden. Sie habe dies als "unangemessen" empfunden. Es gebe "so viele wichtige Themen, über die wir sprechen müssten", sagte Esken. "Stattdessen redet man über Personalien. Das war schade."
Frauen hätten es in der Politik schwerer als Männer, sagte Esken. "Wir müssen doppelt so viel bringen. Was die männliche Welt von politisch aktiven Frauen erwartet, ist höchst widersprüchlich und deshalb unerfüllbar."
"Ich bin mit mir im Reinen"
"Wenn die öffentliche Jagd begonnen hat, werden positive Stimmen auch gern ignoriert", so Esken weiter. Dass über ihre künftige Rolle spekuliert wurde, während ihr Co-Vorsitzender Klingbeil nach der Wahlniederlage der SPD rasch zum Fraktionsvorsitzenden aufstieg, verdeutlicht für sie das Ungleichgewicht.
Auf die Frage, ob sie sich nach der Rückzugsankündigung erleichtert fühle, antwortete Esken: "Ich würde es gelassen nennen. Ich bin mit mir im Reinen. Aber natürlich fällt jetzt auch eine Anspannung von mir ab."
Sie blicke nun nach vorne und freue sich darauf, sich künftig stärker in die Facharbeit im Bundestag einzubringen. Esken wird sich im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend engagieren. In diesem Zusammenhang äußerte sie sich auch positiv über die neue Bildungsministerin Karin Prien von der CDU, die sie als einen "Glücksgriff" bezeichnete.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa