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Neue Konzepte sollen Kirche Attraktiver machen

Evangelische Kirche verliert massiv Mitglieder: Mehr Austritte als Todesfälle

  • Aktualisiert: 08.03.2023
  • 16:54 Uhr
  • Clarissa Yigit
Der evangelische Pfarrer Günther Nun bot in seiner Evangelischen Kirche im bayrischen Oberaudorf-Kiefersfelden am Valentinstag eine "Trauung to-go" an.
Der evangelische Pfarrer Günther Nun bot in seiner Evangelischen Kirche im bayrischen Oberaudorf-Kiefersfelden am Valentinstag eine "Trauung to-go" an.© Foto: Peter Kneffel/dpa

Die Evangelische Kirche in Deutschland verliert massiv Mitgliedern:innen. Neue Konzepte sollen helfen, Menschen die Kirche wieder nahe zu bringen und sich ihr wieder anzuschließen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Evangelische Kirche in Deutschland verlor 2022 knapp drei Prozent ihrer Mitglieder:innen.

  • Dies waren mehr Austritte als Todesfälle.

  • Ein bundesweiter Tauftag am 24. Juni und weitere Konzepte sollen Menschen wieder für die Kirche begeistern.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verliert immer mehr Mitglieder:innen. Im Jahr 2022 waren es fast drei Prozent der Gläubigen, die die Kirche verlassen hatten – dies waren rund 380.000 Menschen. Die Austritte waren sogar noch ein Drittel höher als im Jahr davor. Außerdem lag die Zahl der Austritte sogar über den verzeichneten Todesfällen von 365.000 Mitglieder:innen. Die Wiedereintritte blieben konstant bei 19.000.

Trotz der vielen Austritte nahmen allerdings die Taufen in der Evangelischen Kirche wieder zu. Diese lagen bei 165.000 im Jahr und somit über dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

Im Video: Umfrage legt nahe: Offenbar Rekordzahl an Kirchenaustritten in 2022

Umfrage legt nahe: Offenbar Rekordzahl an Kirchenaustritten in 2022

Menschen wissen nicht, weshalb sie noch in Kirche sind

Wie die Daten im jüngst vorgestellten Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung zeigen, habe Religion bei der Bewältigung der Corona-Krise kaum eine Rolle gespielt. So wissen die Menschen eigentlich nicht mehr, weshalb sie noch in der Kirche bleiben und Kirchensteuern zahlen sollen.

Die evangelischen Synoden würde sich zudem eher mit Konzepten zum Kampf gegen den Klimawandel und Diskussionen zur Friedensethik beschäftigen. Wie die Kirche Mitglieder halten und werben könne, scheint eher in den Hintergrund gerutscht zu sein.

Aktuell gehören nur noch 19,1 Millionen Menschen einer der 20 evangelischen Landeskirchen an.

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24. Juni – Bundesweiter Tauftag 

"Die jüngste Entwicklung der Mitgliedschaftszahlen ist bedrückend", erklärt die Ratsvorsitzende der EKD, Anette Kurschus. Der evangelische Landesbischof Christian Stäblein räumte am Dienstag (7. März) ein, dass ihn jeder einzelne Austritt "schmerze".

Um die Menschen wieder in die Kirche zu bringen, solle daher am 24. Juni ein bundesweiter Tauftag gefeiert werden. Zu diesen Tauffesten und Taufgottesdiensten unter dem Hashtag "#deineTaufe" lädt die evangelische Kirche insbesondere auch Menschen ein, die während der Corona-Jahre keine Gelegenheit hatten, Taufe zu feiern.

Ansätze zur Mitgliedergewinnung

In einigen Landeskirchen gibt es jedoch auch Ansätze für die Zukunft. Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche beispielsweise, spricht sich schon seit einigen Jahren dafür aus, über neue Formen der Kirchenmitgliedschaft nachzudenken, wie der "Tagesspiegel" schreibt.

Wer sich nicht an eine Kirchengemeinde binden möchte, kann in mehreren Landeskirchen auch neuerdings "Kasualagenturen" in Anspruch nehmen. "Die Kasualagentur solle vor allem Menschen, die nicht am kirchlichen Leben teilnehmen, einen Zugang zu Taufen, Trauungen oder Trauerfeiern ermöglichen", beschreibt Kühnbaum-Schmidt gegenüber "evangelisch.de". Angebote, wie die spontane Taufe auf dem Alsterdampfer oder die "Trauung to Go" am Valentinstag, stehen ebenfalls auf dem Programm.

Ob dieser Kurs Menschen dazu führen wird, sich mit der Kirche verbunden zu fühlen oder solche Angebote eher das Gegenteil bewirken, wird sich allerdings erst noch zeigen.

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