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Krankenkassen sollen mehr bezahlen

Fehlende Kindermedikamente: Lauterbach will Preisregeln ändern

  • Aktualisiert: 20.12.2022
  • 17:40 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Ausgerechnet in der aktuellen Infektionswelle sind viele Medikamente für Kinder Mangelware in den Apotheken. Jetzt will Gesundheitsminister Lauterbach dagegen vorgehen und die Preisregeln ändern. Krankenkassen sollen künftig mehr für Fiebersäfte und Co. bezahlen. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Wichtige Kindermedikamente wie Fiebersäfte sind derzeit vielerorts ausverkauft.

  • Gesundheitsminister Lauterbach will jetzt gegen den Mangel vorgehen.

  • Krankenkassen sollen künftig mehr für solche Arzneimittel bezahlen.

Den gravierenden Mangel an Kindermedikamenten in Deutschland will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit neuen Preisregeln bekämpfen. Die Versorgung soll verbessert werden, indem Krankenkassen ab sofort mehr für Arzneimittel wie Fieber- und Hustensäfte bezahlen. So sollen die aktuellen Lieferengpässe überwunden werden.

Kindermedikamente sind Mangelware

Lauterbach erläuterte seine Pläne am Dienstag (20. Dezember) im ARD-"Morgenmagazin". "Wir müssen diese Arzneimittel für Kinder aus den Festbeträgen herausnehmen, so dass die auch teurer verkauft werden. Da werde ich heute auch schon reagieren, dass die Krankenkassen angewiesen werden, 50 Prozent mehr zu zahlen als diesen Festbetrag", sagte der SPD-Politiker.

Er führte weiter aus, dass patentgeschützte Medikamente in Deutschland eher teuer seien. Für Arzneimittel ohne Patentschutz würden jedoch in der Regel niedrige Einheitspreise gezahlt, sogenannte Festbeträge. Deutschland sei für Hersteller kein attraktiver Markt, was dazu führe, dass stark gefragte Mittel eher in anderen Ländern wie den Niederlanden verkauft würden. "Da müssen die Preise sofort angehoben werden, das machen wir mit heutiger Wirkung", betonte Lauterbach.

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Lauterbach ändert Preisregeln

Aber nicht nur bei Kinderarzneimitteln gibt es derzeit große Versorgungsprobleme. Auch Krebsmedikamente und Antibiotika werden nicht in ausreichender Menge produziert. Hier will Lauterbach ebenfalls tätig werden. " Da werden wir den Krankenkassen jetzt die Vorgabe geben, dass sie einen Teil der Arzneimittel aus China, Indien und Übersee besorgen, aber einen Teil auch aus Europa», sagte er. Das solle dazu führen, dass die Produktion in Europa wieder hochgefahren werde.

Zur Finanzierung seiner Vorschläge sagte er: "Wir werden das in der Ressortabstimmung besprechen. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder hier einsieht, dass wir handeln müssen." Er ziehe dabei mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) an einem Strang.

Corona, Grippe- und RS-Viren

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es derzeit gut 330 Meldungen zu Lieferengpässen von Präparaten. Das Lauterbach-Ministerium weist darauf hin, dass nicht in jedem dieser Fälle auch ein Versorgungsengpass besteht. Es können also Alternativen beschafft oder hergestellt werden, was aber mehr Aufwand für Apotheken bedeutet.

Derzeit sorgen neben Corona-Infektionen auch Grippe- und bei Kindern RS-Viren in ganz Deutschland für viele Erkrankungen. Ärztevertreter befürchten noch schlimmere Engpässe in der Kindermedizin über Weihnachten und Silvester.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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