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Kinderheim in Wunsiedel

Häufen sich Fälle von Gewalt unter Kindern?

  • Aktualisiert: 11.04.2023
  • 16:58 Uhr
  • Anne Funk

Gefühlt häufen sich die Fälle von Gewalt unter Kindern, die teils auch zum Tod führten. Doch ist das wirklich so? ProSieben Newstime hat mit einem Kriminologen und einer Kinderpsychologin gesprochen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Im oberfränkischen Wunsiedel ist ein zehnjähriges Mädchen in einem Kinderheim leblos aufgefunden worden.

  • Die Umstände des Todes sind noch völlig unklar, die Polizei geht von Fremdeinwirkung aus.

  • Zeitweise rückten drei Minderjährige in den Fokus der Ermittlungen, sie seien allerdings nicht tatverdächtig.

Im oberfränkischen Ort Wunsiedel stehen die Menschen unter Schock: Ein zehnjähriges Mädchen wurde am Dienstag (4. April) leblos in einem Kinder- und Jugendhilfezentrum aufgefunden. Wieso das Kind sterben musste, ist bis jetzt noch völlig unklar. Es gebe allerdings bereits Hinweise auf Fremdeinwirkung, so die Polizei. 

Kurz nach Bekanntwerden der Tat kursierten Medienberichte, dass drei minderjährige Jungen in den Fokus der Ermittlungen gerückt und in Gewahrsam genommen worden seien. Dies dementierte die Polizei zwar teilweise in einer Pressemitteilung, es gebe derzeit keinen "konkreten Tatverdacht gegen eine oder mehrere Personen", doch schnell wurden Erinnerung an den Fall der getöteten Luise wach. Im März wurde das Mädchen in Freudenberg von zwei Kindern im Alter 12 und 13 Jahren umgebracht. Auch die Fälle von massiver Gewalt unter Minderjährigen scheinen sich in letzter Zeit zu häufen.  

Von einer Häufung könne man allerdings noch nicht sprechen, erklärt Kriminologe Christian Pfeiffer gegenüber ProSieben Newstime. "Es gibt zuletzt nur zwei Kinder, die Luise getötet haben, zwei 12-, 13-jährige Mädchen. Die Geschichte aus Wunsiedel ist noch nicht sicher. Ob das wirklich eine vorsätzliche Tötung war, muss man noch abwarten." In den letzten zehn Jahren seien bei der Polizei pro Jahr zwölf Fälle von Tötungsdelikten durch Kinder registriert worden, so der Experte. Von einer Eskalation der Gewalt könne man als nicht sprechen - das Gegenteil sei der Fall. "Insgesamt gesehen haben wir an vorsätzlichen vollendeten Tötungsdelikten einen Rückgang seit dem Jahr 2000 um 46 Prozent in Deutschland."

Warum werden Kinder zu Tätern?

Klar ist allerdings: Mehr als 500 Mal wurden im vergangenen Jahr Kinder und Jugendliche zu Tatverdächtigen, wenn es um Straftaten gegen das Leben ging. Doch warum werden Kinder immer wieder auch zu Tätern? "Bei Kindern ist es so, dass sie ihre Gefühle oft noch nicht so gut steuern können, wie wir Erwachsenen das gelernt haben", erklärt die Kinder- und Jugendpsychologin Inés Brock-Harder im Gespräch mit ProSieben Newstime.

Gerade, wenn in der Familie oder Schule keine emotionale Bildung geschehen sei, könne es zu einer "Affektüberflutung" kommen, so die Expertin. Kinder im Alter zwischen 11 und 13 Jahren "leben noch sehr im Hier und Jetzt", so Brock-Harder. Für sie sei es noch schwer, Vergangenheit und Zukunft zusammenzubringen und so die Folgen ihres Handelns zu verstehen. Die Reichweite der Verantwortungsübernahme sei noch nicht derart angelegt.

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Nicht Schuld, sondern Versagen

Immer steht dabei auch die Frage nach der Verantwortung im Raum. "Ich würde nicht von Schuld sprechen", so die Kinderpsychologin, eher sei es ein "Versagen" oder "Nicht-Gelingen". "Es ist immer eine Kombination von dem, was in der Familie passiert", so Brock-Harder, auch der soziale Nahraum und insbesondere Institutionen spielten eine Rolle. Wenn man dies alles zusammennehme, also Familien, die nicht gut aufgestellt sind und sich möglicherweise abgehängt fühlen, in Kombination mit Schulen, die nicht gut ausgestattet sind plus möglicherweise mangelnde Freizeitangebote, dann könne es passieren, dass "sich Kinder auch an den falschen Werten orientieren".

  • Verwendete Quellen:
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