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Talk zum VW-Beben

"Hart aber fair": Auto-Deutschland in der Krise -  "Ernst der Situation vielen nicht bewusst"

  • Veröffentlicht: 29.10.2024
  • 15:09 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Bei Volkswagen drohen Werksschließungen und Entlassungen. Doch wer ist schuld an der deutschen Auto-Krise? Die Gäste bei "Hart aber fair" machen konträre Gründe aus.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Beben bei Volkswagen manifestiert die Krise im Autoland Deutschland.

  • Im ARD-Talk "Hart aber fair" werden Versäumnisse bei der E-Mobilität angeführt.

  • Für eine Gästin liegen die Gründe für den Niedergang aber viel tiefer.

Inhalt

  • "Kein VW-Thema, auch kein Auto-Thema"
  • FDP fordert Technologieoffenheit

Am Tag des VW-Bebens mit möglichen Werksschließungen und massivem Job-Abbau befasste sich auch die ARD-Talksendung "Hart aber fair" mit der Autokrise in Deutschland. Die aktuellen Probleme bei Volkswagen seien "leider abzusehen" gewesen, monierte der TV-Journalist Ranga Yogeshwar am Montagabend (28. Oktober). Deutschland habe ein "fantastisches Know-how, was Verbrenner" angehe, doch halte man allzu sehr am Alten fest. Es sei "viel schwerer", eine erfolgreiche Industrie zu transformieren, als bei Null anzufangen, wie es in China der Fall ist.

Im bevölkerungsreichsten Land der Erde habe man erkannt, wie schnell Elektromobilität "salonfähig" werden könne, so Yogeshwar weiter. China habe heute einen enormen Vorsprung. Die Hälfte der neu zugelassenen Fahrzeuge sei dort mittlerweile elektrisch. "Ich glaube, der Ernst der Situation ist vielen überhaupt nicht bewusst."

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"Kein VW-Thema, auch kein Auto-Thema"

Wie ernst die Lage im Autoland Deutschland ist, hatte sich zuvor in ganzer Brutalität gezeigt. Volkswagen-Konzernbetriebsrats-Chefin Daniela Cavallo sagte bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg am Montag: "Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen." Zudem seien ein massiver Personalabbau und Lohnkürzungen geplant. "Mit diesen Vorhaben des Vorstandes stehen bei Volkswagen in Deutschland Zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel", malte Cavallo ein düsteres Bild der Lage.

Die Präsidentin des Auto-Verbands VDA, Hildegard Müller, machte bei "Hart aber fair" vor allem zwei Gründe für die schlechte Situation der Autoindustrie aus. Hauptsächlich sei die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland verantwortlich. "Das ist kein VW-Thema, das ist auch kein Auto-Thema. Es ist eine Krise des Standorts, nicht nur in Deutschland, sondern in Europa", betonte Müller. Auch die hohen Energiepreise hierzulande und die überbordende Bürokratie spielten eine Rolle.

Im Video: Skepsis gegenüber E-Autos bleibt groß

Zum anderen bringe auch der Übergang vom Verbrenner zum E-Antrieb Probleme mit sich. "Das Eine ist die Transformation, die natürlich auch Arbeitsplätze kostet, weil in der Fertigungstiefe, die ein Verbrennungsmotor in der Vergangenheit hatte, sich auch die Berufsbilder verändern." Wie N-tv.de berichtet, stehen laut einer Studie des Verbandes etwa 190.000 Arbeitsplätze zur Disposition. Dennoch, so Müller, sei Elektromobilität "mehrheitlich mit großem Abstand das Momentum der Zukunft".  Es fehle aber noch das dazugehörige "Ökosystem" etwa in Form einer Ladesäulen-Infrastruktur.

FDP fordert Technologieoffenheit

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler hingegen kritisierte die einseitige Orientierung auf E-Technologie und forderte mehr Technologieoffenheit. Auch die EU-Flottenregulierung, die ein faktisches Aus neu zugelassener Verbrenner ab 2035 bedeute, müsse aufgehoben werden. "Wenn die Politik sich für eine Technologie entscheidet, dann werden ganze Techniken hinweggefegt, die vielleicht auch eine Zukunft haben", beklagte sich der Liberale. Schäffler zählte zu den Elektro-Alternativen Flüssig-Erdgas, synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, sowie HVO100, einen nicht-fossilen Kraftstoff für Dieselmotoren.

Hier widersprach Wissenschafts-Journalist Yogeshwar energisch. E-Fuels seien "eine nette Konstruktion, die gebraucht wird, um am Alten festzuhalten", entgegnete er dem FDP-Politiker. Er warf Schaeffler vor, "Nebelbomben" zu werfen. Der Begriff "Technologieoffenheit" sei großartig, aber am Ende stünde die einfache Lösung des batteriebetriebenen Autos einem ineffizienten Umweg gegenüber. "Da muss ich als Naturwissenschaftler an der Stelle sagen: Stopp, wir gehen den Weg", betonte Yogeshwar.

  • Verwendete Quellen:
  • "N-tv.de": ""Der Ernst der Situation ist vielen überhaupt nicht bewusst"
  • "Welt": "VW-Krise? "War leider absehbar", kritisiert Ranga Yogeshwar"
  • Nachrichtenagentur dpa
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