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Deutsche Wirtschaft

Kapazitätsabbau bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg - Arbeitnehmende fordern Ausschluss von Kündigungen

  • Veröffentlicht: 12.04.2024
  • 14:05 Uhr
  • Lara Teichmanis

Die Stahlsparte von Thyssenkrupp steht vor einem massiven Umbau. Das Unternehmen plant einen deutlichen Abbau von Produktionskapazitäten. Dabei werden auch Arbeitsplätze wegfallen.

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Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel will seine Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich reduzieren. Damit werde "auch ein noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein", teilte die Stahlsparte des Industriekonzerns am Donnerstagabend (11. April) in Duisburg mit. Dieser werde auch nachgelagerte Weiterverarbeitungsstufen sowie die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen.

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Beschäftigungsgarantie bis März 2026

In der Sparte arbeiten derzeit rund 27.000 Menschen, davon 13.000 in Duisburg. Bis Ende März 2026 gilt eine Beschäftigungsgarantie. "Es ist das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen auch weiterhin zu vermeiden", hieß es in der Mitteilung.

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In die Überlegungen einbezogen werden sollen auch die Produktionskapazitäten bei HKM, einem Duisburger Stahlhersteller, an dem Thyssenkrupp Steel zu 50 Prozent beteiligt ist. Bei HKM arbeiten knapp 3.000 Menschen.

Es ist das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen auch weiterhin zu vermeiden.

Pressemitteilung, Thyssenkrupp Steel

"Die vorgesehenen Maßnahmen sind zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zwingend notwendig, um die Stahlproduktion am Standort Duisburg in eine gesicherte Zukunft zu führen", hieß es vonseiten des Unternehmens. Auch würden damit hochwertige Arbeitsplätze langfristig abgesichert und die Grundversorgung mit Stahl für die industrielle Wertschöpfung in Deutschland widerstandsfähig aufgestellt. "Tiefgreifende Optimierungen im Produktionsverbund sollen Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität signifikant steigern."

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Ziel sei es, Thyssenkrupp Steel unter anhaltend herausfordernden Marktbedingungen zukunftsfähig aufzustellen. Kern der Neuaufstellung werde eine Reduzierung der installierten Produktionskapazitäten auf etwa neun bis 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr sein. Dies entspreche etwa dem Niveau der vergangenen drei Jahre. "Die heutige Produktionskapazität ist dagegen auf rund 11,5 Millionen Tonnen ausgelegt." In den 11,5 Millionen Tonnen sind auch die vom Duisburger Unternehmen HKM produzierten Stahlmengen enthalten.

Beschäftigte fordern Ausschluss von Kündigungen

Die Arbeitnehmervertreter wollen jedoch nur über den geplanten Kapazitätsabbau sprechen, wenn vorher betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. "Unsere Voraussetzung für Verhandlungen über eine Neuaufstellung des Unternehmens ist ein harter Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen über März 2026 hinaus", erklärte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Stahlsparte, Detlef Wetzel, am Freitag (12. April) laut einer gemeinsamen Mitteilung des Steel-Gesamtbetriebsrats und der IG Metall NRW. 

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Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Stahlsparte, Tekin Nasikkol, sprach von einem harten Einschnitt. "Wir fordern Zukunft statt Kündigung." Er verwies auf den Tarifvertrag "Zukunft Stahl 20-30", der den Erhalt der Standorte und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis März 2026 regele. "Daran lassen wir nicht rütteln, da ziehen wir rote Linien."

Wir fordern Zukunft statt Kündigung.

Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Stahlsparte

IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sieht nach eigenen Worten Erklärungsbedarf gegenüber der Politik in Bund und Land. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen einen Förderbescheid über zwei Milliarden Euro für den Bau der ersten Direktreduktionsanlage erhalten. "Neun Monate später wird eine strukturelle Neuaufstellung angekündigt, die Auswirkungen haben wird auf Tausende Arbeitsplätze, auch in den weiterverarbeitenden Industrien in Nordrhein-Westfalen. Damit erzeugt man kein Vertrauen." Thyssenkrupp müsse sich seiner Verantwortung für Duisburg, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen sowie für das Sieger- und Sauerland bewusst sein. "Wir werden nicht akzeptieren, dass Zigtausende Menschen um ihren Job bangen müssen."

Nasikkol verwies auf eine am 30. April geplante Belegschaftsversammlung aller Standorte in Duisburg. Diese solle im Stadion des MSV Duisburg stattfinden. "Wir erwarten einen Großteil der 27.000 Kolleginnen und Kollegen und werden unseren Forderungen Nachdruck verleihen." Das Stadion verfügt über eine Kapazität von 31.500 Plätzen.

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Neuaufstellung für die Zukunft

Mit der geplanten Neuaufstellung reagiere man einerseits auf die anhaltend schwache Konjunktur, vor allem aber auf mittel- und langfristig strukturelle Veränderungen auf dem europäischen Stahlmarkt und in entscheidenden Kunden- und Zielmärkten. Dazu gehörten vor allem in Deutschland die hohen und durch klimapolitische Zielsetzungen weiter steigenden Energiekosten sowie ein ungebremst steigender Importdruck, überwiegend aus Asien.

Die Pläne der Neuaufstellung würden nun weiter konkretisiert. Anschließend will das Unternehmen sie mit der Mitbestimmung sowie den zuständigen Gremien des Stahlbereichs beraten.

Zukunftsvision: Klimaneutrale Stahlerzeugung

Das Unternehmen betonte, dass am Umbau der Produktion in Richtung klimaneutrale Stahlerzeugung festgehalten wird. "Der Bau der ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg wird weiter wie geplant umgesetzt, mit Unterstützung durch die dafür von Bund und Land freigegebenen Fördermittel." Auch die Zielsetzung, bis spätestens 2045 vollständig klimaneutral zu produzieren, bleibe uneingeschränkt bestehen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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