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Massive Infektionswelle

Kinderkliniken am Limit: Notfallmediziner beklagen Bettenmangel

  • Aktualisiert: 01.12.2022
  • 10:31 Uhr
  • Melissa Aschauer

Immer mehr Kinder müssen wegen Atemwegsinfektionen behandelt werden. Doch die Kinderkliniken in Deutschland sind massiv überlastet. Notfallmediziner:innen sprechen von einem dramatischen Bettenmangel.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Notfallmediziner:innen schlagen Alarm: Deutschlandweit sind Kinderkliniken überlastet.

  • Eine massive Infektionswelle verschärft die Situation in den Krankenhäusern.

  • Hauptgrund für den Missstand sei Personalmangel.

Kinderkliniken sind stark überlastet

Deutsche Intensiv- und Notfallmediziner:innen sprechen von einem dramatischen Bettenmangel in Kinderkliniken. "Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei", teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit. Lediglich 83 freie Betten seien noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland verfügbar; das sei weniger als ein freies Bett pro Standort. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, bei welcher der Verband 130 Kinderkliniken angeschrieben hat.

Ärztinnen und Ärzte berichten von Fällen, in denen Babys und Kleinkinder mit schweren Atemwegsinfektionen lediglich in über 100 Kilometer entfernte Krankenhäuser eingewiesen werden konnten. Die Situation sei "katastrophal", wie Florian Hoffmann, Gerneralsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet. Manche Kinder blieben bereits zwei Tage in der Notaufnahme, weil es keine freien Betten gebe. Viele Kliniken würden alle nicht akut lebensnotwendigen Eingriffe verschieben.

Wir haben aber auch schon Fälle gehabt, wo wir einem Kind, dem wir Lungenmetastasen entnehmen wollten, absagen mussten, weil es kein freies Bett gab. Wir machen nur noch, was unmittelbar lebenserhaltend ist

Florian Hoffmann, Zeitungen der Funke, Mediengruppe

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Personalmangel in Kliniken

Die Personallage sei "angespannt", erklärt Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir haben noch immer deutlich höhere Krankenstände als in normalen Zeiten." Als Grund führt Gaß die beginnende Grippezeit und die coronabedingte Isolation und Quarantänepflicht an. "Das führt wiederum dazu, dass Intensivbetten auch im Kinderbereich nicht betreibbar sind", so der Verstandsvorsitzende. Viele Betten könnten deshalb nicht betrieben werden.

Infektionswelle verschärft die Situation

Laut Robert Koch-Institut führen derzeit Infektionen mit RS-Viren "insbesondere bei Kleinkindern vermehrt zu Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen". Der Höhepunkt dieser akuten Welle sei bei Kindern noch längst nicht erreicht.

Die Lage in Praxen und Kliniken wird in den kommenden Wochen noch schlimmer werden

Florian Hoffmann, Zeitungen der Funke Mediengruppe

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Bei einem Säugling wird Fieber gemessen.
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"Katastrophale zustände"

RSV-Welle bei Kleinkindern beunruhigt Mediziner

Deutschland steht vor einer neuen Infektionswelle. Diesmal geht es aber nicht um Corona, sondern um RSV. Das Virus ist besonders für Säuglinge und Kleinkinder mitunter lebensgefährlich. Ein Notfallfallmediziner spricht bereits von "Katastrophenzuständen".

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Mediziner:innen zufolge ist jedes Jahr ab Herbst mit einer Infektionswelle insbesondere mit RS-Viren zu rechnen. Dieses Jahr sei diese Welle Gaß zufolge besonders stark. "Es gibt wahrscheinlich eine Art Nachholeffekt, denn in den vergangenen Jahren haben Kinder durch Corona-Maßnahmen wie Kita-Schließungen weniger Kontakt mit Viren gehabt", sagt Gaß.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • "Tagesschau"
  • Robert Koch-Institut
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