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Krankheitswelle trifft auf Personalmangel

Kitas am Limit: "Bedingungen kaum noch zu verantworten"

  • Aktualisiert: 10.12.2022
  • 22:22 Uhr
  • ma

Deutsche Kitas stehen kurz vor dem Zusammenbruch. In Einrichtungen seien die Zustände kaum noch zu verantworten, warnt die zuständige Vertreterin der Gewerkschaft GEW. Eine Krankheitswelle trifft auf das geschwächte System.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Kitas können nicht mehr allen Kindern gerecht werden. Das kritisiert die Gewerkschaft GEW.

  • Der Grund: Eine aktuelle Krankheitswelle trifft auf ein geschwächtes System.

  • Die Folge: Betreuungszeiten würden gekürzt und Einrichtungen geschlossen. Oft gehe es "nur noch um Verwahrung".

Kitas können kaum mehr allen Kindern gerecht werden. Das kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und fordert politisches Handeln.

Es geht "um Verwahrung" der Kinder

"Die Bedingungen in den Kitas sind kaum noch zu verantworten", schreibt Doreen Siebernik, Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit der GEW, in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag". Die aktuelle Krankheitswelle habe die Einrichtungen "voll erwischt".

Grund dafür seien grassierende Infektionen, aber auch allgemeine Erschöpfung und eine ungewöhnlich hohe Fluktuation in der Belegschaft, so Siebernik. Es gebe Häuser "mit einem Krankenstand von mehr als 50 Prozent".

Oft gehe es "nur noch um Verwahrung" der Kinder. Es würden bereits Betreuungszeiten gekürzt oder Einrichtungen komplett geschlossen werden. Dabei betont Siebernik, dies sei nicht nur eine Folge der Grippewelle, sondern auch von einem allgemeinen Mangel an Personal und an Kitaplätzen.

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Krankheitswelle trifft auf geschwächtes System

Die aktuelle Krankheitswelle treffe "auf ein insgesamt geschwächtes System", fügte Siebernik hinzu. In den Kitas herrsche generell "eine hohe Personalfluktuation, gepaart mit einer großen Erschöpfung der Beschäftigten, die die Corona-Pandemie verstärkt hat". In vielen Einrichtungen sei die Situation "regelrecht dramatisch", sie stünden teilweise "vor dem Kollaps".

Fehlende Kitaplätze

Wie eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) feststellte, fehlen derzeit 266.000 Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren.

Es gebe in Deutschland "ein systemisches Problem in der frühen Bildung", urteilte Siebernik. "Überall werden die Auswirkungen des Fachkräftemangels sichtbar, vielerorts sind sie alarmierend." Es müsse endlich "mehr Geld in die Bildung und damit in die Kinder investiert werden", forderte die Gewerkschaftsfunktionärin.

Nach Siebernik fehle nach wie vor entschlossenes politisches Handeln, um den Platzausbau und die Qualitätsentwicklung zu verbessern. 

Erst wenn die Arbeits-, Rahmen- und Einkommensbedingungen stimmen, werden sich noch mehr Menschen für diese tollen Berufe entscheiden.

Doreen Siebernik, Bericht in "Welt am Sonntag"

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Gastbeitrag von "Welt am Sonntag"
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