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Gewalt beim Baden

Nach Ausschreitungen: Berlin plant Ausweispflicht für Freibäder

  • Veröffentlicht: 13.07.2023
  • 21:11 Uhr
  • Benedikt Rammer
Das Berliner Freibad am Columbiadamm bleibt wegen Ausschreitungen bis auf Weiteres geschlossen.
Das Berliner Freibad am Columbiadamm bleibt wegen Ausschreitungen bis auf Weiteres geschlossen.© Carioline Bock/dpa

Die Ausschreitungen in Berliner Freibädern haben bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner fordert nun drastische Konsequenzen. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Randale in Freibädern in Berlin sorgen weiter für Diskussionen.

  • Berlins Regierungschef Kai Wegner sieht Handlungsbedarf.

  • Wer künftig ins Freibad will, soll sich ausweisen müssen.

Nach wiederholter Gewalt in Berliner Freibädern soll es nach dem Willen der Landesregierung eine Ausweispflicht geben. Zudem sind eine Videoüberwachung an den Eingängen sowie bis auf Weiteres mobile Polizei-Wachen an zwei Freibädern in den bevölkerungsreichen Stadtteilen Neukölln und Kreuzberg geplant. Das kündigten die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Donnerstag (13. Juli) an.

Im Video: Freibad-Personal wegen Ausschreitungen überfordert

Freibad-Personal wegen Ausschreitungen überfordert

Künftig sollen Besucher und Besucherinnen demnach vorab personalisierte Tickets buchen oder sich am Eingang ausweisen. Spontane Besuche sollten weiter möglich sein, hieß es. Jedoch nur nach Vorlage eines Ausweisdokuments oder eines Schülerausweises bei Jugendlichen. "Wir werden darauf achten, dass jeder, der in ein Freibad kommt, im Vorfeld registriert ist", betonte Wegner.

Gewalt im Columbiabad sorgt für Schlagzeilen

Ziel sei unter anderem, auffällig gewordene Täter von den Bädern fernzuhalten, hatte der CDU-Politiker zuvor im ZDF-"Morgenmagazin" erklärt. Hausverbote müssten konsequent durchgesetzt werden.

Am vergangenen Wochenende hatten gewaltsame Auseinandersetzungen im Columbiabad in Neukölln bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Das Bad ist überregional bekannt, weil es dort öfter Randale und Probleme mit Jugendlichen gibt. Der Bezirk Neukölln gilt in Teilen nach wie vor als sozialer Brennpunktkiez, viele Menschen mit ausländischen Wurzeln leben dort. Das Bad ist wegen hohen Krankenstandes geschlossen.

Als weitere Maßnahme für alle Freibäder in der Bundeshauptstadt kündigten Wegner und Spranger mehr Sicherheitspersonal an. "Da wo mehr Personal benötigt wird, werden wir mehr Personal sicherstellen", sagte Wegner. Zudem sollten die Bäder von außen sicherer gemacht werden, indem Zäune erhöht oder verstärkt würden.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erteilte Forderungen nach mehr Polizeipräsenz in Freibädern zum wiederholten Mal eine Absage. "Wir können definitiv nicht noch Hundertschaften in Freibäder stellen", sagte Berlins GdP-Sprecher Benjamin Jendro im RBB-Inforadio mit Blick auf die Belastung der Polizei. Politiker wie CDU-Chef Friedrich Merz oder Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatten mehr Polizeipräsenz in Bädern gefordert.

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Angst schwingt bei Personal mit

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte auf Nachfrage, das Ministerium nehme die Berichte über die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Freibädern mit Sorge zur Kenntnis. "Auch in Freibädern gelten die Regeln des Rechtsstaats, und diese müssen wo nötig auch durchgesetzt werden." Dies könne auch eine erhöhte Präsenz der Polizei in und um die Schwimmbäder bedeuten.

Jendro sagte, ein Ziel müsse sein, dass nicht so viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. "Weil: Dann kommt es eben zu Auseinandersetzungen, und dann braucht es auch nicht viel." Weiter sagte er: "Und wenn wir natürlich noch junge, testosterongeladene Männer da haben, bei denen die Zündschnur ohnehin ein bisschen kürzer ist, die vielleicht auch einen kulturellen Hintergrund mitbringen, sprich einen Migrationshintergrund, wo das Machogehabe ohnehin sehr ausgeprägt ist, dann braucht es wirklich nicht viel, dass es dann zur Eskalation kommt."

Auch nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister (BDS), Peter Harzheim, spielt bei den Gewaltfällen eine Rolle, dass "verschiedene kulturelle Schichten vertreten sind, darunter viele junge Herren mit Migrationshintergrund". Nicht selten hätten Auseinandersetzungen mit "Männlichkeitsbildern" zu tun, sagte er. Er sprach von "Machos, die zugewandert sind".

Bei manchen Schwimmmeisterinnen und Schwimmmeistern "schwingt eine Portion Angst mit", wenn sie ihre Arbeit tun, schilderte Harzheim. Er machte aber deutlich, dass er kein generelles Sicherheitsproblem sieht. Nach seiner Meinung wäre es daher "nicht verkehrt", wenn die Polizei in bestimmten Freibädern Präsenz zeige. "Nicht als Dauer-Unterstützung gedacht, sondern nur mal kurz vorbeischauen."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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