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Demnächst Schufa-Score über "Bonify-App" abrufbar 

Neue Schufa-App: Trojanisches Pferd oder Transparenzoffenive?

  • Veröffentlicht: 18.07.2023
  • 13:46 Uhr
  • Clarissa Yigit
Über eine neue App der Auskunftei Schufa sollen Verbraucher:innen demnächst ihre digital Daten zu ihrer Kreditwürdigkeit einsehen können.
Über eine neue App der Auskunftei Schufa sollen Verbraucher:innen demnächst ihre digital Daten zu ihrer Kreditwürdigkeit einsehen können. © Foto: Peter Kneffel/dpa

Die Schufa beabsichtigt, dass Verbraucher:innen ihren persönlichen Schufa-Basisscore künftig über eine neue App abrufen können. Kritiker haben bereits eine Petition dagegen gestartet.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine neue Schufa-App soll für mehr Transparenz sorgen.

  • Über die Finanzplattform Bonify, in der "Bonify Finanzmanager"-App, soll demnächst der persönliche Schufa-Score abrufbar sein.

  • Kritiker befürchten eine noch stärkere Macht der Auskunftei.

Für einen neuen Handy-Vertrag, ein Darlehen, einen Kredit oder auch beim "Kauf auf Rechnung" sitzt die "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" (Schufa) – eine privatwirtschaftliche deutsche Wirtschaftsauskunftei mit Sitz in Wiesbaden – dem Kunden im Nacken.

Diese prüft für unterschiedliche Unternehmen, ob Kund:innen beispielsweise pünktlich ihre Rechnungen begleichen oder noch weitere Kredite am Laufen sind, bevor Verträge abgeschlossen oder Waren übergeben werden. Die Schufa liefert somit eine Einschätzung zur Kreditwürdigkeit, schreibt die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Künftig sollen Verbraucher:innen auch ihren sogenannten "Schufa-Basisscore" kostenlos und jederzeit digital über eine App abrufen können.

Im Video: Nur noch sechst Monate: Schufa verkürzt Speicherdauer bei Privatinsolvenzen

Wie vertrauenswürdig ist die neue Schufa-App?

Die Schufa hat Ende 2022 die Finanzplattform Bonify gekauft, über deren App "Bonify Finanzmanager" soll zukünftig der "Schufa-Basisscore" integriert werden.

Zudem beabsichtigt die Schufa, Verbraucher:innen fortan von sich aus zu informieren, wenn es einen negativen Eintrag gibt.

Um diese kostenlose Datenabfrage – die bis zum Ende des Jahres verfügbar sei – zu nutzen, muss der Kund:in sich bei der "Bonify-App" registrieren.

Konsument:innen sollen dann über die App ab 2024 der Schufa Einblicke in ihr Konto gewähren – auf freiwilliger Basis. Dies diene nur der besseren Bewertung der Bonität.

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Petition gegen die Pläne der Schufa

Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung "Finanzwende", beurteilt das Vorgehen der Schufa eher kritisch: "Mit Einblick in Kontodaten würde die Schufa noch mächtiger werden, als sie es ohnehin schon ist."

Als "trojanisches Pferd" bezeichnet "Finanzwende" daher das Vorhaben der Schufa auf ihrer Internetpräsenz und bekräftigt: "Die Schufa könnte Menschen künftig dank zusätzlicher Kontoinformationen noch intensiver durchleuchten und würde damit mächtiger. Doch wo es wirklich auf Transparenz ankommt – beim Scoring-Verfahren – ist von echter Transparenz weiter keine Spur."

Daher habe Finanzwende und die Kampagnenorganisation Campact eine Petition unter dem Titel "Schufa: Finger weg von meinem Konto!" ins Leben gerufen, um gegen die Pläne der Wirtschaftsauskunftei vorzugehen. Am Mittwoch (19. Juli) wollen dann die Initiatoren rund 300.000 Unterschriften von Unterstützer:innen dieses Aufrufs an die Schufa übergeben.

Die Schufa solle jeglichen Plänen, an die Kontoinformationen Dritter zu gelangen, eine klare Absage erteilen – ob per Bonify oder bei zukünftigen Projekten, heißt es.

Die Schufa

Die Schufa wurde 1927 gegründet. Dem Geschäftsmodell unterliegt es, Daten zu sammeln, auf deren Basis diese ihren etwa 10.000 Vertragspartnern bei "berechtigtem Interesse" eine Einschätzung zur Bonität (Kreditwürdigkeit) von Verbraucher:innen liefert. Zu den Partnern zählen unter anderem Banken, Sparkassen, Versandhändler und Energieversorger. Aktuell verfügt die Schufa – nach eigenen Angaben – über Informationen zu 68 Millionen Menschen.

Von diesen erhält die Schufa Auskünfte, beispielsweise über die Eröffnung eines Girokontos oder den Abschluss eines Leasingvertrages. Auch werden persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum und Anschrift gespeichert – allerdings keine Informationen über das jeweilige Einkommen einer Person.

Anhand dieser gesammelten Daten errechnet die Auskunftei den "Basisscore", der auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent angibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Verbraucher seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen wird, erläutert Bonify. Je höher der Score, umso höher auch die Kreditwürdigkeit. Regelmäßig säumige Zahler werden dabei schlechter eingeschätzt.

Neben Unternehmen können auch Einzelpersonen und Vermieter:innen bei "berechtigtem Interesse" Auskünfte bei der Schufa einholen und erhalten im Gegenzug den Score der Auskunftei.

Solche Anfragen werden für zwölf Monate von der Schufa gespeichert – unabhängig, ob ein Geschäft zustande gekommen ist oder nicht. Während dieser Zeit haben Verbraucher:innen die Möglichkeit der Kontrolle.

Falls Verbraucher:innen der Meinung sind, dass die in der Schufa gespeicherten Daten nicht stimmen, kann eine Berichtigung von der Auskunftei verlangt werden.

Sind alle offenen Forderungen bei den Vertragspartnern beglichen, löscht die Schufa die Einträge.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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