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Nigel Farage und seine Reform UK

Rechtsruck in Großbritannien: Rechte Bewegungen gewinnen an Einfluss

  • Veröffentlicht: 24.09.2025
  • 18:06 Uhr
  • Claudia Scheele
Farage wird von seinen Anhängern gefeiert wie ein Star.
Farage wird von seinen Anhängern gefeiert wie ein Star.© Jacob King/PA Wire/dpa

Eine riesige Demonstration im Zentrum Londons zeigt den erstarkenden Einfluss der extremen Rechten in Großbritannien. Führende Figuren wie Tommy Robinson und Nigel Farage prägen eine Bewegung, die zunehmend gegen Migration und Vielfalt mobilisiert.

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Inhalt

  • Nigel Farage und der Erfolg von Reform UK
  • Advance UK: Radikaler als Reform UK
  • Diffuse Unzufriedenheit als Nährboden

Rund 120.000 Menschen haben sich in Londons Zentrum versammelt, um an einer rechten Großdemonstration teilzunehmen – die größte dieser Art in der Geschichte der britischen Hauptstadt. Aufgerufen hatte Tommy Robinson, Mitgründer der islamfeindlichen Bewegung "English Defence League" (EDL), der die Menge unter dem Banner von "Meinungsfreiheit", Patriotismus und Heimat mobilisierte. Doch wie Beobachter:innen betonen, sind diese Begriffe politisch aufgeladen: "Meinungsfreiheit" wird hier als Recht auf offene Diskriminierung interpretiert, "Heimat" als Abgrenzung gegenüber Migrant:innen.

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Die Demonstration verdeutlicht eine tiefgreifende Entwicklung: Großbritannien erlebt derzeit einen starken Rechtsruck. Dieser spiegelt sich nicht nur auf den Straßen wider, sondern auch in den Umfragen. Laut Politikwissenschaftler Robert Ford von der Universität Manchester hat sich die Unzufriedenheit über Migration und die wirtschaftliche Lage in einer breiten Wählerschaft verfestigt – ein Nährboden für rechte Bewegungen.

Nigel Farage und der Erfolg von Reform UK

Nigel Farage, einst treibende Kraft hinter dem Brexit, hat seine Partei Reform UK neu ausgerichtet. Statt EU-Fragen dominieren nun harte Angriffe gegen Zuwanderung die Agenda. Laut aktuellen Umfragen könnte Reform UK bei einer Wahl rund 30 Prozent der Stimmen gewinnen – deutlich mehr als die regierende Labour-Partei. Farage inszeniert sich dabei als Stimme des Protests gegen das politische Establishment und greift gezielt Themen wie die Überfahrten von Asylsuchenden über den Ärmelkanal auf.

Ford erklärt, dass viele Unterstützer:innen von Reform UK aus der Brexit-Bewegung stammen und das Gefühl haben, dass der EU-Austritt nicht konsequent genug umgesetzt wurde. Farage setzt auf drastische Forderungen wie die pauschale Abschiebung von Bootsmigrant:innen ohne Asylverfahren und einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Menschenrechtskonvention. Kritiker:innen wie Ford warnen, dass diese Politik nicht nur die Rechte von Neuankömmlingen, sondern auch die von bereits in Großbritannien lebenden Migrant:innen gefährden könnte.

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Advance UK: Radikaler als Reform UK

Doch Farages Kurs ist nicht radikal genug für alle. Der ehemalige Verbündete Ben Habib hat mit Advance UK eine neue Partei gegründet, die von Figuren wie Tommy Robinson unterstützt wird und sich durch eine noch härtere ideologische Ausrichtung auszeichnet. Während Reform UK Nationalismus über Staatsbürgerschaft definiert, vertritt Advance UK laut dem Rechtsextremismus-Experten Matthew Feldman eine Ideologie des ethnischen Nationalismus, bei der nationale Identität an Abstammung und "Blutlinien" gekoppelt ist.

Robinson, der durch US-amerikanische Spender gefördert wird, ist eine zentrale Figur dieser Bewegung. Feldman warnt davor, dass diese Ideologie Migrant:innen selbst bei formaler Integration immer als Außenseiter:innen behandelt: "Wer nicht 'britischer Herkunft' ist, bleibt ausgeschlossen."

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Diffuse Unzufriedenheit als Nährboden

Die wachsende Resonanz rechter Bewegungen lässt sich nicht allein mit ideologischen Überzeugungen erklären. Sophie Stowers von der Denkfabrik "More in Common" beschreibt eine breite Unzufriedenheit in der Bevölkerung: "Viele Menschen haben das Gefühl, keine Kontrolle über ihr Leben oder die Zukunft ihrer Kinder zu haben." Diese diffuse Frustration bietet rechten Bewegungen einen fruchtbaren Boden – selbst für Menschen, die zuvor nie an politischen Kundgebungen teilgenommen haben.

Doch trotz des Aufstiegs rechter Kräfte repräsentieren diese nicht die Mehrheit der britischen Gesellschaft, wie Ford betont. Matthew Feldman mahnt jedoch zur Wachsamkeit: "Jetzt ist der Moment, um aufzustehen und die Demokratie zu schützen." Er ruft dazu auf, sich aktiv für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen – etwa durch ehrenamtliches Engagement.

  • Verwendete Quellen:
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