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Gefahr der Paramilitarisierung

Russische Privatarmeen bedrohen Putins Gewaltmonopol

  • Veröffentlicht: 01.06.2023
  • 17:25 Uhr
  • Stefan Kendzia
Offen diskutiert wird inzwischen, ob Wladimir Putin nicht längst das Gewaltmonopol des Staates entglitten ist.
Offen diskutiert wird inzwischen, ob Wladimir Putin nicht längst das Gewaltmonopol des Staates entglitten ist.© AP

In den Medien ist immer von der Wagner-Gruppe die Rede, wenn es um private Armeen in Russland geht. Dass es noch zahlreiche mehr sind, könnte nun negativen Einfluss auf Putins staatliches Gewaltmonopol haben.

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Sie sind in Russland verboten - und trotzdem gibt es sie. Und davon nicht wenige: paramilitärische Organisationen. Die größte und bekannteste dieser Privatarmeen dürfte die Söldnertruppe von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sein. Interessant: Prigoschin selbst bestätigte, dass er nicht alleine kämpfe in der Ukraine. Der staatliche Energieriese Gazprom ist demnach - wie auch andere Unternehmen - aktiv mit privaten Militärfirmen und soll laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) gleich drei gegründet haben. Alle tragen kämpferischen Namen wie Strömung, Flamme und Fackel.

Im Video: Putin schickt angeblich neue Söldnertruppe ins Feld

Russland ist am Rande einer Revolution

Obwohl in Russland verboten, existiert eine Vielzahl an paramilitärischen Organisationen. Offen wird dabei die russische Armee infrage gestellt und von vielen Seiten belächelt. Das hat auch Einfluss auf Wladimir Putin. Die Frage ist in diesem Zusammenhang durchaus berechtigt, ob ihm nicht längst das staatliche Gewaltmonopol entglitten sei. Kein Wunder - ist doch Prigoschin allgegenwärtig und scheut sich nicht, Korruption, Eitelkeiten und Bürokratie in der Armee offen zu kritisieren. Er macht Verteidigungsminister Sergej Schoigu und seinen Generalstabschef Waleri Gerassimow persönlich und lauthals für Missstände und Niederlagen verantwortlich - indirekt ist das auch eine Kritik an Putin, die er noch vor dem Krieg niemals zugelassen hätte.

Der Krieg bringt Monster hervor, deren Rücksichtslosigkeit und Verzweiflung eine Herausforderung für den Staat darstellen können.

Tatjana Stanowaja, Russische Politologin

"Die privaten Militärfirmen sind ein staatliches Outsourcing – eine neue Technologie im Bereich der Kriegsführung", sagt der Analyst Sergej Jermakow vom russischen Institut für strategische Forschungen. Die russische Politologin Tatjana Stanowaja hält Putin selbst noch für verhältnismäßig stark. "Für den Präsidenten ist eine private Militärfirma ein Attribut, wie es zu einer Großmacht mit geopolitischen Ambitionen gehört", sagt sie. Allerdings habe Wagner längst ein Eigenleben entwickelt – und Prigoschin selbst revolutionäre Ansichten. "Der Krieg bringt Monster hervor, deren Rücksichtslosigkeit und Verzweiflung eine Herausforderung für den Staat darstellen können." Schon bei der kleinsten Schwäche könne das System kippen. Am Rande einer Revolution sieht der Politologe Abbas Galljamow Putins Reich. Und zwar aufgrund der schwierigen Lage im Krieg und wegen der Vielzahl bewaffneter Gruppierungen.

Der russische Ultranationalist und frühere Geheimdienstoffizier Igor Girkin kritisierte Prigoschins inakzeptable "Beleidigungen" gegen die russische Armee als ein Verbrechen. Er forderte den Kreml auf, gegen den Wagner-Chef endlich tätig zu werden: "Wir haben keine andere Armee und müssen sie zu einem kampffähigen Instrument machen", betonte er. Sollte Moskau eine Niederlage bei der von Kiew geplanten Gegenoffensive einstecken, drohe Russland schon zum Ende des Sommers Chaos. Und spätestens dann würde Putins Stuhl hörbar wackeln.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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