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Knappe Mehrheit gegen über Amtsinhaber Bolsonaro

Wahl in Brasilien: Linker Lula gewinnt hauchdünn

  • Veröffentlicht: 31.10.2022
  • 09:00 Uhr
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© Lincon Zarbietti/dpa

Im Ausland hat er viele Bewunderer, in Brasilien selbst ist er höchst umstritten. Jetzt ist der linke Ex-Präsident Lula erneut zum Staatschef des größten Landes in Lateinamerika gewählt worden. Er setzte sich hauchdünn gegen den rechten Amtsinhaber Bolsonaro durch. 

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Ex-Präsident Lula gewinnt hauchdünn die Präsidentschaftswahl in Brasilien.
  • Amtsinhaber Bolsonaro wird ganz knapp geschlagen.
  • Der linke Lula muss ein extrem gespaltenes Land versöhnen. 

Der linke Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die Präsidentenwahl in Brasilien nach einem erbitterten Wahlkampf mit einer ganz knappen Mehrheit gewonnen. In der Stichwahl kam er auf 50,90 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasília in der Nacht zum Montag (31. Oktober) nach Auszählung der Stimmen vermeldete. Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro erreichte 49,10 Prozent.

Linker Lula gewinnt Brasilien-Wahl hauchdünn

Lula findet ein extrem gespaltenes Land vor, das er nun versöhnen muss. "Ich werde für 215 Millionen Brasilianer regieren", sagte er in seiner ersten Rede nach der Wahl in São Paulo. "Es gibt keine zwei Brasilien, nur ein Volk." Nun sei der Moment gekommen, den Frieden wieder herzustellen.

Der frühere Gewerkschafter Lula hatte das mit mehr als 210 Millionen Einwohnern größte Land in Lateinamerika bereits von Anfang 2003 bis Ende 2010 regiert. Viele Anhänger des 77-Jährigen verbinden ihn mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft wegen der hohen Rohstoffpreise boomte und die Regierung mit Sozialprogrammen Millionen Menschen aus der bittersten Armut holte. Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.

Im Jahr 2018 war Lula selbst wegen Korruption und Geldwäsche zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden und musste 580 Tage ins Gefängnis. Erst im vergangenen Jahr hob ein Richter am Obersten Gerichtshof das Urteil aus formalen Gründen auf. Lula erhielt seine politischen Rechte zurück und kehrte bald auch wieder auf die politische Bühne zurück. Höhepunkt seines Comebacks ist nun die Wahl zum Präsidenten.

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Lula wegen Korruption im Gefängnis

Der bisherige Präsident, der ebenfalls höchst umstrittene, Bolsonaro äußerte sich zunächst nicht zu Lulas Wahlsieg. Aber Verbündete des Amtsinhabers erkannten Lulas Wahlsieg an. Es war befürchtet worden, dass es vor allem nach einem knappen Wahlausgang zu Gewalt kommen könnte. Bolsonaro hatte mehrfach Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. Seit der Lockerung der Waffengesetze in seiner Amtszeit haben viele seiner Unterstützer ordentlich aufgerüstet. Einige Anhänger des Amtsinhabers forderten auch unverhohlen einen Militärputsch. 

International war Erleichterung über den Wahlausgang zu spüren. US-Präsident Joe Biden gratulierte Lula und betonte dabei ausdrücklich, dass die Abstimmung "frei, fair und glaubwürdig" gewesen sei. Ähnlich wie Bolsonaro in Brasilien streut Bidens Vorgänger Donald Trump seit der verlorenen Präsidentenwahl im November 2020 Zweifel am US-Wahlsystem. Auch Frankreichs Präsident gratulierte Lula umgehend zur Wahl. "Es wird ein neues Kapitel in der Geschichte Brasiliens aufgeschlagen", schrieb er auf Twitter. Macron war in den vergangenen Jahren mit dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro vor allem in der internationalen Umweltpolitik heftig aneinandergeraten.

Baerbock: Auch Sieg für die Umwelt

Die Wahl in Brasilien hat auch gerade wegen der Umweltpolitik international eine wichtige Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle. Zudem ist Brasilien mit seinen enormen natürlichen Ressourcen, dem hohen Anteil an grüner Energie und der großen Agrarwirtschaft ein potenziell wichtiger Handelspartner. So gratulierte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock auch nicht nur Lula selbst. "Die Wahl in Brasilien hat einen Sieger, aber mehrere Gewinner", sagte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Besuch in Kasachstan. Größter Gewinner sei die brasilianische Demokratie. Ein anderer großer Gewinner sei das Weltklima, sagte Baerbock. "Damit wir alle und unsere Kinder in Zukunft in Sicherheit leben, ist klar, dass wir gerade die letzten großen Wälder, die letzten großen Regenwälder erhalten müssen."

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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