Urbexer Maxi und David unterwegs
Spektakuläre Bilder: taff besucht geheime Lost Places in Deutschland
- Veröffentlicht: 03.06.2023
- 11:33 Uhr
- Sarah Matthias
Das Wichtigste in Kürze
Lost Places haben auch in Deutschland zahlreiche Abenteuerlustige in ihren Bann gezogen.
Sogenannte Urban Explorer (auch Urbexer genannt) erkunden leidenschaftlich gern verlassene Orte und wollen so viel wie möglich über ihre Geschichte herausfinden.
Die beiden Urbexer Maxi und David entführen uns zu geheimen Lost Places in Deutschland.
Als Lost Place bezeichnet man Orte und Gebäude, die leer stehen und dem Verfall überlassen werden. Auf der ganzen Welt gibt es solche Plätze, die Geschichte und Mystik ausstrahlen. Sie zu besichtigen, ist allerdings nicht immer legal oder ungefährlich. taff ist dem Reisetrend gefolgt und besucht spannende Lost Places in Deutschland.
Lost Place #1: Die alte Knopffabrik in Wuppertal
Eine alte Knopffabrik in Wuppertal - klingt vielleicht erstmal nicht super spannend, ist es aber. Unsere beiden Lost-Places-Fans machen sich auf den Weg zu diesem geschichtsträchtigen Gebäude, das der jetzige Besitzer bereits vor fünf Jahren entdeckte und vor zwei Jahren endlich kaufen konnte. Seitdem steht die Fabrik leer und wurde somit zu einem Lost Place - zumindest vorläufig.
Lost Place: Die Knopffabrik
Das Pfenning-Schumacher-Werk stellte mehr als 100 Jahre lang Knöpfe für die Textilindustrie her. Um die Jahrhundertwende 1906 war die Fabrik sogar so groß, dass sie zu den modernsten und teuersten Werken der aufstrebenden Industrieregion gehörte. Heute sind zwar einige Teile des Geländes veraltet, aber die riesigen alten Heizöfen und Gerätschaften sind trotzdem noch sehr beeindruckend.
Auch die "Hexenküche" finden unsere beiden Entdecker:innen. Hier wurde die Masse hergestellt, aus der erst lange Stangen gefertigt und dann Knöpfe geschnitten wurden. In der Halle lagern immer noch Tausende von Knöpfen, die zur Insolvenzmasse gehören, und somit immer noch Teil der Fabrik sind. Der Käufer des Anwesens hat sich entschieden, das Gelände mitsamt aller Geräte, Anlagen und Ausstattung zu behalten - auch wenn das nicht so bleiben wird. Denn der jetzige Lost Place soll in naher Zukunft komplett umgebaut werden und Platz für Wohnungen, Cafés, Workplaces und Co. bieten. Was dann aus den ganzen Knöpfen werden soll? Das verraten wir dir im Clip!
Lost Place #2: Das verlassene Hotel im Schwarzwald
Ein verlassenes Hotel mitten im Schwarzwald - für viele eine perfekte Horrorfilmkulisse. Abgeblätterte Farbe an den Wänden und zerrissene Vorhänge findet man hier zwar auch, aber das sehen die beiden Urban Explorer Maxi und David zu Hauf. Das wirklich Bemerkenswerte an dem Gebäude ist jedoch, dass hier noch alles aussieht, als wäre es gerade eben erst verlassen worden. Möbel, Geschirr, Deko, ja sogar Kleidung und Kinderpuppenwägen findet man hier noch in den Zimmern vor.
Lost Place: Hotel
Dabei ist das ehemalige Luxushotel bereits seit seiner Schließung Ende der 90er Jahre so gut wie ungenutzt. Nur die damalige Besitzerin Amanda Wiedemann lebte hier noch mit einer Bediensteten bis zu ihrem Tod im Jahr 2007. Vererbt werden sollte das Objekt dann an eine befreundete Familie des verstorbenen Inhaberpaares. Doch da es mehrere hunderttausend Euro Schulden abzubezahlen galt, schlug die Familie das Erbe aus.
Seitdem kümmert sich eine Stiftung um die Erhaltung, Verwaltung und den Schutz des Gebäudes. Und genau deswegen ist dieser Lost Place auch noch so einzigartig gut erhalten. Normalerweise werden solch verwaiste Orte schnell geplündert, zerstört und mit Graffiti verschmiert.
Eine:n Investor:in gibt es bis heute zwar nicht, doch bedeutet es neben den Urban Explorern auch dem ehemaligen Lehrling Hans Hermann, der hier im März 1965 seine Kochlehre begann, viel. Es war nicht einfach, einen Blick in das verlassene Hotel zu werfen. Unser Urban Explorer David hat es ganze zwei Jahre versucht und nun geschafft.
Was unsere beiden Urban Explorer Maxi und David noch entdeckt haben, siehst du hier:
Lost Place #3: Das verlassene Gefängnis in Zittau
1910 begann der Bau des nächsten Lost Places, den wir besuchen. Zusammen mit dem angrenzenden Amtsgerichtsgebäude wurde das heute verlassene Gefängnis in Zittau, im Osten von Sachsen, gebaut. Im Gegensatz zu dem Gerichtsgebäude wurde das Gefängnis jedoch nicht saniert und steht seit fast einem halben Jahrhundert leer.
Nicht mal Urbexer dürfen hier herein - nur für das Drehteam von taff wurde eine Ausnahme gemacht, vom Anwalt des heutigen Besitzers. Dieser hat das gesamte Gebäude 2021 für 220.000 Euro gekauft und damit 1.200qm Fläche erworben.
Lost Place: Gefängnis Zittau
Dafür ist jedoch bis heute ein Großteil des Inventars gut erhalten. Vom Geschirr und der übergroßen Bratpfanne in der Küche, bis hin zu längst abgelaufenem Verbandszeug und "Sprechen verboten" Schriften im Gefängnishof.
Bevor das Gefängnis stillgelegt wurde, galt es fast schon als luxuriös ausgestattet - und das obwohl die Zellen selbst alles andere als komfortabel waren. Bis 1974 wurden hier in der damaligen DDR auch Untersuchungshäftlinge festgehalten. Viel mehr Informationen gibt es allerdings nicht, denn nach knapp 50 Jahren Leerstand sind die meisten Zeitzeug:innen entweder sehr alt oder bereits verstorben.
Trotzdem konnten wir eine Zeitzeugin ausfindig machen: Was Brigitte mit zarten 17 Jahren in diesem unheimlichen Gemäuer erlebt hat, siehst du im Clip.
Lost Place #4: Die Nervenklinik in Neustrelitz
Dieses Gebäude hat eine ambivalente Vergangenheit. Erbaut von 1899 bis 1902 gehörte die "Landesirrenanstalt Domjüch", wie sie damals noch genannt wurde, zu den modernsten Einrichtungen ihrer Art. Wo früher Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Burn-out und Schizophrenie, aber auch Alzheimer, schlichtweg "weggesperrt" wurden, konnten sie hier erstmals ein halbwegs normales Leben führen.
Das änderte sich zur NS-Zeit leider drastisch. Damals galten Menschen mit unheilbaren Krankheiten und Behinderungen als "unwertes Leben", das zusammen mit Bevölkerungsgruppen wie den Juden ausgelöscht wurde.
Diese Zeit war 1945 vorbei, als die Sowjetunion Neustrelitz besetzte. Sogar bis 1993 wurde das Gelände von den Truppen der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) genutzt. Noch heute finden Maxi und David alte Saunen und Schwimmbäder aus der Zeit vor.
Lost Place: Die Nervenklinik
Inzwischen gehört das Areal der engagierten Ingenieurin Christel Lau, die die Geschichte dieses Ortes aufrechterhalten und mit allen Höhen und Tiefen zeigen möchte. Zeitgleich stellt sie (Graffiti-)Künstler:innen Wände und ganze Gebäude zur Verfügung, an und in denen sich die Kreativen austoben können. So sind hier nicht nur stille Zeitzeugen der Geschichte zu bewundern, sondern mittendrin auch umwerfende Wandbilder, die diesem Ort eine besondere Faszination verleihen und den Gebäuden wieder einen positiven Geist einhauchen.
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