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Warum wir den Thrill genießen

Psychologie: Was verrät es über deine Persönlichkeit, wenn dich True Crime fasziniert?

  • Aktualisiert: 13.10.2023
  • 11:40 Uhr
  • Sarah Matthias
True-Crime-Fälle erfreuen sich immer größerer Beliebtheit - aber warum ist das eigentlich so?
True-Crime-Fälle erfreuen sich immer größerer Beliebtheit - aber warum ist das eigentlich so?© adobe stock: Gorodenkoff; Flamingo Images

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut der Süddeutschen Zeitung sollen 2022 ganze 120 neue True-Crime-Podcasts erschienen sein. 2017 waren es noch drei.

  • Der Hype um wahre Verbrechen und die psychologischen Hintergründe ist ungebrochen.

  • Die Wissenschaft steht noch am Anfang ihrer Untersuchungen, doch es gibt bereits zahlreiche Theorien dazu, warum True Crime uns so fasziniert.

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Gewalt, Mord, Totschlag - der Hype um True-Crime-Fälle ist ungebrochen. Doch was steckt eigentlich hinter dem morbiden Trend und warum fesseln uns diese Fälle so sehr? Was die Faszination am Thrill über uns aussagt.

Was ist True Crime?

True Crime - das sind Medienangebote wie Filme, Bücher und Podcasts, in denen wahre Verbrechen - meist Mord und Gewaltverbrechen - detailliert aufbereitet werden. Beliebt sind neben den Ermittlungsarbeiten dabei auch die Darstellung der Perspektive des Täters oder auch der Täterin.

Die Faszination für wahre Verbrechen existiert laut der Psychologin und Sachbuchautorin Lydia Benecke und vielen weiteren Expert:innen schon sehr lang. Doch durch das mittlerweile sehr viel höhere Angebot an True-Crime-Formaten boomt dieser Trend mehr denn je.

Doch warum beschäftigen wir uns so häufig - und wenn wir ehrlich sind auch gern - mit diesen brutalen und grausamen Geschichten und wollen so viel über die Täter:innen wissen? Ist es nicht eigentlich logischer, sich so weit wie möglich von drohenden Gefahren und traumatisierenden Themen fernzuhalten?

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Im Clip: Jenke Crime - Er spricht mit Tätern und Verbrechern

Warum sind wir von True Crime fasziniert?

Die Forschung zu diesem Thema steckt noch in den Kinderschuhen, doch Psycholog:innen und Psychiater:innen wie Lydia Benecke, Dr. Steffen Lau, Prof. Dr. Borwin Bandelow sowie zahlreiche Universitäten nehmen sich des Themas zunehmend an. Theorien gibt es bereits viele.

Zunächst sind vor allem aufreibende Fälle - wie die eines Serienmörders - emotional extrem aufgeladen. Und das fällt natürlich auf. Was heraussticht, schauen wir uns an und große Emotionen wie Angst, Wut und Trauer spielen in unser aller Leben eine wichtige Rolle. Wie wir lernen, mit ihnen umzugehen, ist ebenfalls ein zentrales Thema. Und das lässt sich am besten in einer sicheren Umgebung tun. Wir können also mit solchen Horrorgeschichten Extremsituationen erleben und ein Gedankenspiel starten, ohne uns real in Gefahr begeben zu müssen.

Außerdem ist da die (unbewusste) Frage nach dem "Was wäre wenn?". Wie würdest du reagieren, wenn dir solch ein Verbrechen widerfährt? Was wäre, wenn du auf einmal (unschuldig) auf der Anklagebank sitzen würdest? Wärst du vielleicht mit der gleichen Lebensgeschichte wie ein Täter oder eine Täterin zu denselben Taten imstande?

Diese Fragen stellen wir uns, um uns unbewusst selbst zu schützen, so Lydia Benecke in einem Interview mit dem Spiegel. Und viele True-Crime-Formate bedienen eben jene Fragen und Gefühle.

Hier bekommst du noch mehr Infos über das beliebte Genre True Crime. Lust auf Krimis & Psychothriller zum Lesen? Bücher für Nervenkitzel im Herbst gibt's hier.

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True Crime - die Lust an der Angst

Ähnlich wie bei Horrorfilmen oder fiktiven Krimis spielt die sogenannte Lust an der Angst eine große Rolle. Es ist im Grunde wie bei einer Achterbahnfahrt: Du steigst ein, hast Angst oder bist nervös, willst vielleicht eigentlich sogar wieder aussteigen. Doch wenn die Fahrt dann vorbei ist, der Fall gelöst, und die Angst langsam verfliegt, werden euphorisierende Hormone wie Adrenalin und Endorphine ausgeschüttet, die dir ein Hochgefühl bescheren. Und da diese Hormone länger wirken als die Angst, bleibt dir dieses Gefühl stärker im Gedächtnis. Der Effekt: Du willst die Euphorie wieder erleben, auch wenn du davor Angstgefühle durchleben musst.

Auch Horrorfilme zielen auf die Lust an der Angst ab.
Auch Horrorfilme zielen auf die Lust an der Angst ab.© terovesalainen - stock.adobe.com

Bei True Crime ist sogar noch mehr Nervenkitzel möglich, da die Geschehnisse der Realität entsprechen. Im Gegensatz zu fiktiven Horrorfilmen kannst du hier nicht sagen "ist ja alles nur ausgedacht". Diese Menschen, diese Täter:innen gab und gibt es wirklich. Man könnte ihnen theoretisch begegnen. Und trotzdem fühlen wir uns weit genug entfernt, um uns nicht unmittelbar bedroht zu fühlen.

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Was Menschen an True Crime interessiert

Weiterhin gibt es natürlich noch unzählige weitere Vermutungen und Theorien, weshalb man sich für True Crime, Verbrechen und Täter:innen interessiert. Zum Beispiel diese hier:

  • Viele wollen durch den psychologischen Anteil vieler True-Crime-Formate die Motive der Täter:innen nachvollziehen und verstehen - ohne dabei die Taten zu entschuldigen.
  • Manche interessiert die Ermittlungsarbeit, die während der Fälle geleistet wird.
  • Wir blicken so tief in das Leben und die Psyche anderer Menschen, was uns so im Alltag nicht möglich ist.
  • Nach einer Folge oder einem Buch kann über den Fall weiter recherchiert werden. Artikel, Videos, manchmal sogar Interviews, geben noch mehr Aufschluss über die Hintergründe und die Persönlichkeit des Täters oder der Täterin.

Auch wenn wir uns stark für reale Verbrechen interessieren, ist das Bedürfnis nach einem Happy End und Gerechtigkeit groß, so Benecke.

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Frauen scheinen sich besonders für wahre Verbrechen zu interessieren.
Frauen scheinen sich besonders für wahre Verbrechen zu interessieren.© LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com

Frauen und True Crime - das steckt dahinter

Statistiken von Medien zeigen, dass True-Crime-Formate, sei es in Magazinen oder Podcasts, zur großen Mehrheit von Frauen konsumiert werden. Nur wenige Männer scheinen dem Hype zu folgen. Doch warum ist das so?

Eine Theorie lautet, dass sich Frauen mit dem Lesen oder Hören dieser Fälle schützen und informieren wollen, wie sie sich verteidigen und verhalten können, sollten sie selbst einmal zum Opfer werden. Eine Studie des Max-Planck-Instituts und Bundeskriminalamtes von 2017 stützt diese These. Demnach fühlen sich Frauen deutlich unsicherer als Männer und schätzen die Gefahr, Opfer eines Verbrechens zu werden, für sich höher ein. Das stärkt zudem auch den Verdacht, dass sich Frauen dadurch ohnehin gedanklich mehr mit solchen Themen beschäftigen.

Psychologin Lydia Benecke erklärt das im Podcast ÄrzteTag allerdings anders: Sie sieht das weibliche Interesse an True Crime eher darin begründet, dass sich Frauen mehr für Menschen, deren Geschichte, Motive und Psychologie interessieren als Männer. Dadurch ist ihr Wunsch, Täter:innen und deren (vordergründig) unfassbare Taten zu verstehen, größer. Also konsumieren sie häufiger Podcasts, Serien, Filme, Bücher, in denen diese Komponenten beleuchtet werden.

Wenn du True-Crime-Fan bist, kann es viele Gründe haben, warum das so ist - bewusste und unbewusste. Wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es noch nicht allzu viele, doch Forscher:innen und Psycholog:innen wie Lydia Benecke, aber auch Medienwirkungsforscher:innen beschäftigen sich zunehmend mit dem Thema und werden uns in Zukunft sicherlich noch mehr Erkenntnisse zu diesem Phänomen liefern.

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Fakten über True Crime

Auch wenn es noch nicht allzu viele wissenschaftliche Untersuchungen und Ergebnisse zu dem Hype True Crime gibt, hat die Seven.One Audio 2022 bereits eine True-Crime-Studie durchgeführt und Erkenntnisse über Hörer:innen, die Nutzung und einige weitere Fakten sammeln können. Unter anderem diese hier:

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