Die Außenministerin bei #ZOL
Annalena Baerbock: "Russland überschreitet jegliche Grenzen der Menschlichkeit"
- Veröffentlicht: 12.04.2022
- 14:48 Uhr
- bs
Nach dem Massaker von Butscha sucht die westliche Welt nach Antworten auf die Kriegsverbrechen, die sich dort ereignet haben. "Zervakis & Opdenhövel. Live." fragt Außenministerin Annalena Baerbock: Wird sich Präsident Putin eines Tages vor Gericht verantworten müssen?
- Jeden Mittwoch: "Zervakis & Opdenhövel. Live." ist das aktuelle Journal auf ProSieben.
- Moderiert wird das Format von Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel.
- Zugeschaltet aus Brüssel bei #ZOL: Außenministerin Annalena Baerbock, Bündnis 90 / Grünen
Interview mit Annalena Baerbock bei "Zervakis & Opdenhövel. Live."
Kiew, Charkiw, Lwiw: In den ersten Wochen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine blickte die Welt mit Schrecken auf die großen Städte des Landes und auf das immense Ausmaß der Zerstörung, das russische Bomben dort angerichtet haben. Nun aber schaut die Welt mit noch größerem Schrecken auf das, was sich offenbar im März in der ukrainischen Kleinstadt Butscha ereignet hat.
Mehr als 340 Leichen wurden nach dem Abzug der russischen Truppen in dem Vorort von Kiew gefunden. Menschen, die auf offener Straße erschossen oder in ihren Häusern hingerichtet wurden. Frisch geschaufelte Massengräber, halb verkohlte Opfer. "Butscha ist eine neue Dimension", sagt Journalist Paul Ronzheimer, stellvertretender Chefredakteur der "Bild". Er hat das Grauen von Butscha selbst gesehen und ist noch immer schockiert von dem, was sich in dieser Stadt ereignet hat: "Wenn man diese Bilder sieht, weiß man nicht mehr weiter."
"Zervakis & Opdenhövel. Live.": Außenministerin Baerbock im Interview
"Diese Bilder lassen einen nicht kalt", sagt auch Außenministerin Annalena Baerbock im #ZOL-Interview. In Butscha seien ganze Familien, Frauen und Kinder, eiskalt erschossen worden. Auch wenn Russland bislang noch behauptet, nicht für diese Gräueltaten verantwortlich zu sein, steht für die Grünen-Politikerin fest: "Jetzt müssen wir erleben, dass Russland in diesem Krieg jegliche Grenzen der Menschlichkeit überschreitet."
Und der Schrecken hat vermutlich noch kein Ende. "Wir müssen davon ausgehen, dass diese schlimmen Kriegsverbrechen auch an anderen Orten stattgefunden haben", sagt Baerbock. Eine Einschätzung, die auch "Bild"-Journalist Paul Ronzheimer teilt.
Ist die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten angesichts dieser Grausamkeiten da tatsächlich eine angemessene Antwort?
Baerbock: "Kriegsverbrechen müssen Konsequenzen haben"
"Die Ausweisung ist nicht die Antwort", macht Annalena Baerbock gegenüber Linda Zervakis im #ZOL-Gespräch deutlich. Doch auch mit der Abkopplung von russischem Gas oder russischer Kohle oder einem großen Sanktionspaket werde man diesen Krieg nicht beenden können. Es sei letztendlich die Summe der Maßnahmen, die vielleicht ein Umdenken forcieren kann.
Wird also der russische Präsident Putin eines Tages vor Gericht stehen wegen der Kriegsverbrechen in der Ukraine? So direkt will die Außenministerin darauf nicht antworten, sagt nur so viel: "Wenn man Kriegsverbrechen begeht, muss das Konsequenzen haben." Die internationale Völkergemeinschaft müsse dafür sorgen, dass solche Verbrechen zur Anklage gebracht werden. Sie müsse deutlich machen, "dass diese Verbrechen nicht ohne Folgen sein werden".
Dass die Bilder aus Butscha sie nicht unbeeindruckt lassen, sondern sie ebenfalls belasten, ist der Außenministerin anzumerken. Sie empfinde – wie wohl die meisten Menschen – große Wut und Trauer über das, was letztendlich ein Mann und sein falsches Verständnis von Macht aktuell verursachen. Wut und Trauer aber, so Baerbock weiter, hälfen niemandem. "Wir müssen geschlossen handeln", sagt sie entschieden: "Es ist kein Momentum dafür da, schockiert zu sein."
Ganze Sendung vom 6. April 2022: "Zervakis & Opdenhövel. Live." mit Annalena Baerbock.
Welche Themen und Gäst:innen Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel in der nächsten Folge präsentieren, siehst du am kommenden Mittwoch, 13. April 2022, bei "Zervakis & Opdenhövel. Live." um 21:25 Uhr auf ProSieben und auf Joyn.