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Ernährung

In-vitro-Fleisch: Isst du bald Steak und Co. aus dem Labor?

  • Aktualisiert: 06.01.2023
  • 19:45 Uhr
  • Galileo

Forschende arbeiten seit Jahren an Fleisch aus dem Reagenzglas. Wann gibt's den ersten Burger aus dem Labor in Deutschland und ist In-vitro-Fleisch die Antwort auf Massentierhaltung? Im Clip: So wird im Labor Fisch-Fleisch gezüchtet.

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Das Wichtigste in Kürze zu In-vitro-Fleisch

  • In Deutschland lag der Fleischkonsum 2022 pro Kopf bei 52 Kilogramm.

  • Das ist vor allem für die Umwelt ein Problem. 65 Prozent der in Deutschland gemessenen Methan-Emissionen gehen laut Umweltbundesamt auf die Landwirtschaft zurück. 

  • Um den Konsum nachhaltiger zu gestalten, wollen Forschende Fleisch künstlich züchten

  • Den ersten In-vitro-Burger gab es schon 2013 - damals kostete er noch 250.000 Dollar. Inzwischen liegt der Preis bei etwa 13 Euro.

  • Erreicht Fleisch aus der Petrischale auch bald deutsche Supermärkte? Hier gibt es den aktuellen Überblick.

In-vitro-Fleisch: Das Essen der Zukunft?

Mehr Umweltschutz, weniger Tierleid: In-vitro-Fleisch wird seit Jahren als Hoffnungsträger in der Lebensmittel-Industrie angepriesen. In den 90er-Jahren begannen die ersten Forschungen in den Niederlanden, 2013 war der erste Burger aus dem Labor der Universität Maastricht bereit zur Verkostung.

Mittlerweile gibt es rund 80 Unternehmen weltweit, die Fleisch und Fisch aus dem Labor in die Supermärkte bringen wollen. Die Produktion beschränkt sich nicht mehr nur auf strukturloses Rinder-Hackfleisch, sondern auch auf Filets und Steaks, die per 3D-Druck auf dem Teller landen sollen. Auch Fisch gibt es mittlerweile aus dem Reagenzglas. Neu ist auch sogenannter Fleisch-Reis aus Südkorea, bei dem Forscher:innen Rindfleisch-Zellen in einem Reiskorn wachsen ließen.

Geschmacklich konnte das Fleisch aus dem Reagenzglas schon vor zehn Jahren überzeugen, der Preis aber nicht. Auf umgerechnet knapp 250.000 Euro beliefen sich die Herstellungskosten. Mittlerweile konnten Forschende den Preis auf unter zehn Euro drücken - allerdings nur in der Theorie.

Um In-vitro-Fleisch preisgünstig in Supermärkten anbieten zu können, muss es als Massenware produziert werden. Ob das in naher Zukunft möglich ist, lässt sich schwer abschätzen. Die Hersteller lassen sich bei ihrem Forschungs-Prozess nur ungern in die Karten schauen - aus Angst vor Nachahmern.

Fleisch aus dem Labor: Schon lange keine Science-Fiction mehr.
Fleisch aus dem Labor: Schon lange keine Science-Fiction mehr.© picture alliance / imageBROKER
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In-vitro-Fleisch: Vom Labor auf den Teller

In-vitro-Fleisch: So wird es hergestellt

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So wird In-vitro-Fleisch hergestellt

So wird In-vitro-Fleisch hergestellt

So wird In-Vitro-Fleisch hergestellt
© Galileo

So wird In-Vitro-Fleisch hergestellt

Fleisch ohne Tierleid? So wird In-vitro-Fleisch hergestellt

🧬 Um Gewebe außerhalb eines lebenden Organismus züchten zu können, braucht es grundsätzlich immer Stammzellen. Denn die sind in Lage, neue Zellen zu bilden.

💉 Forschende entnehmen beispielsweise einem Rind ein winziges Stück Muskelgewebe. Daraus sequenzieren sie im Labor dann die Muskel-Stammzellen.

⚗ Um zu wachsen, benötigen die Stammzellen Nahrung. Das sogenannte Nährmedium wird mit allem angereichert, was die Zellen benötigen: Zucker, Fette, Vitamine, Proteine und ein Wachstums-Serum.

🐮 Die größte Herausforderung in der Herstellung stellte bisher das Wachstums-Serum dar. Lange Zeit wurde dafür Kälberserum genutzt - das Blut eines ungeborenen Fötus. Weder die Mutter noch die Kälber überleben die Blut-Entnahme.

🧪 Bis vor wenigen Jahren gab es für das Wachstumsserum keine tierleid-freie Alternative. Mittlerweile setzen Firmen immer mehr auf Algen oder Pilz-Extrakte.

🧫 In einem Behälter - auch Bioreaktor genannt - setzen sich die Stammzellen in wenigen Wochen zu Gewebe zusammen. Rund 20.000 Muskelzellen braucht es etwa für einen Burger-Patty.

🥩 Die gewachsenen Muskelfasern werden im nächsten Schritt gewürzt, eingefärbt und mit gezüchteten Fettzellen verarbeitet - um dem echten Fleischgeschmack so nah wie möglich zu kommen.

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Im Clip: Nur rohes Fleisch essen? Diese Frau macht genau das

Diese Frau isst nur rohes Fleisch

Ist In-vitro-Fleisch gesünder und nachhaltiger?

Das sagt Silvia Woll, Technik-Philosophin am Karlsruher Institut für Technologie:

Ist In-vitro-Fleisch umweltfreundlicher als konventionelles Fleisch?

💬 Im Moment geht man davon aus, dass die Produktion von In-vitro-Fleisch weniger Land und Wasser verbrauchen und weniger Treibhausgase und Schadstoffe ausgestoßen werden als bei der konventionellem Fleischproduktion. Der Stromverbrauch würde jedoch massiv steigen. Ob das stimmt, wird sich zeigen, wenn es die Produktion im großen Maßstab gibt.

Kann In-vitro-Fleisch das Tierleid verringern?

💬 Für die Produktion würde man sicher deutlich weniger Tiere benötigen – und sie müssten nicht mehr geschlachtet werden. Da der Großteil der Tiere in Massentierhaltung gehalten wird, wäre es quantitativ ein klarer Vorteil.

Heißt, Tiere müssen in Zukunft nicht mehr fürs Schnitzel leiden?

💬 Es ist unklar, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten würden, die die Stammzellen für die In-vitro-Produktion liefern müssten. Man könnte nur von einer Verbesserung für die Tiere sprechen, wenn wirklich keine tierischen Bestandteile und vor allem kein fötales Kälberserum (das durch einen sehr leidvollen Prozess entsteht) mehr für die Herstellung benötigt würden.

Gesünder wird Fleisch deswegen aber nicht, oder doch?

💬 Forschende an In-vitro-Fleisch betonen zwar, dass man das Fleisch so züchten könnte, dass es mehr gesundheitsförderliche und weniger schädliche Bestandteile enthält. Man könnte beispielsweise Vitamine zusetzen. Allerdings ist es wissenschaftlich bislang sehr umstritten, welche Bestandteile von Fleisch die gesunden und welche die ungesunden sind.

Ist Fleisch dann endlich frei von Antibiotika?

💬 Das Versprechen, dass man für die Produktion von In-vitro-Fleisch keinen Einsatz von Antibiotika mehr braucht, ist noch nicht bestätigt - im ersten öffentlich gebratenen In-vitro-Burger war Antibiotika enthalten.

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Wann landet In-vitro-Fleisch im Supermarkt-Regal?

In Singapur lassen kann man In-vitro Fleisch sogar in Supermärkten kaufen. In Israel bieten einige Restaurants Laborfleisch an und ein Unternehmen hat dort vor Kurzem das nach ihren Angaben bisher größte im Labor gezüchtete Steak vorgestellt: 110 Gramm schwer, aus echten Muskel- und Fettzellen, die mit einem 3D-Drucker in die Steakform gebracht wurden.

Auch die amerikanische Lebensmittel-Behörde FDA hat dem US-Hersteller Upside Foods erst kürzlich grünes Licht für die Produktion gegeben. In Europa ist der Weg für die Firmen deutlich steiniger. Lebensmittel aus Zell- und Gewebekulturen fallen nach europäischem Recht unter die Novel-Food-Verordnung.

Produkte aus dem Reagenzglas müssen sich in einer Reihe kritischer Tests bewähren. Bislang ist nur ein Antrag im September 2023 bei der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) eingegangen. Bis Hackfleisch, Steak und Co. aus dem Labor also in deutschen Supermärkten zu finden sind, kann es aber trotzdem noch dauern.

Laut dem Hersteller Upside Foods könnten so die Hühnchen-Burger der Zukunft aussehen.
Laut dem Hersteller Upside Foods könnten so die Hühnchen-Burger der Zukunft aussehen.© Upside Foods

Warum braucht es Fleisch-Alternativen überhaupt?

🥩 Die Welternährungs-Behörde FAO schätzt, dass im Jahr 2050 etwa 460 Millionen Tonnen Fleisch jährlich produziert werden müssten, um die Nachfrage der Menschheit zu befriedigen.

🌏 Gründe sind das Anwachsen der Weltbevölkerung auf rund 10 Milliarden und ein Anstieg der Kaufkraft, besonders in Asien und Afrika. Das stellt nicht nur die Massenhaltung von Tieren vor neue Herausforderungen, sondern belastet auch die Umwelt.

🌱 Weide- und Ackerland nehmen etwa die Hälfte der bewohnbaren Fläche auf der Erde ein. 60 Prozent der ernährungsbedingten Emissionen fallen laut Greenpeace auf tierische Produkte zurück.

🧫 Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es neue, massentaugliche Lösungen. Laborfleisch würde aus Sicht einiger Expert:innen weniger Land und Ressourcen verbrauchen.

❔ Da In-vitro-Fleisch bisher allerdings noch nicht in industriellen Mengen produziert wird, lässt sich über die tatsächliche Umweltbilanz nur spekulieren.

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Die häufigsten Fragen zu In-vitro-Fleisch

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