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Neue Methode

Ätzend und gefährlich: Wie Einbrecher in Berlin mit Säure Schlösser knacken

  • Veröffentlicht: 12.07.2024
  • 17:23 Uhr
  • dpa

Üblicherweise gehen Einbrecher:innen mit Gewalt vor, der Lärm kann gerade in Mietshäusern auffallen. Eine andere Methode ist lautlos - und kann sogar zu Verletzungen der Opfer führen.

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Es ist eine perfide und zugleich gefährliche Methode von Einbrecher:innen, die für ahnungslose Mieter:innen Risiken birgt. Mit konzentrierter Salpetersäure zerstören die Täter:innen Schlösser von Wohnungstüren, die sie dann fast lautlos öffnen können. Seit zwei Jahren sind solche Fälle von professionellen Einbrüchen in Berlin bekannt, aber auch einige andere Städte sind betroffen. Nach Angaben der Polizei weichen die reisenden Einbrecherbanden auch ins europäische Ausland aus.

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Mehr als 300 Säure-Einbrüche von 2022 bis Frühsommer 2024

Insgesamt 318 Taten mit Säure zählte die Polizei in der Hauptstadt von 2022 bis in den Frühsommer 2024, darunter waren 151 Versuche, die nicht zum Erfolg führten. Es gibt kaum Fotos, die die Zerstörungen durch Säure dokumentieren. Zuletzt wurden in diesem April 21 derartige Einbrüche angezeigt. Im Vergleich zu der Gesamtzahl von zuletzt 8.300 Einbrüchen im Jahr 2023 ist das nicht sehr viel. Allerdings kann die Säure auch zu Verletzungen führen.

Welche Gefahr geht von Säure aus?

Setzen Einbrecher:innen Säure am Türschloss ein, wird es auch körperlich gefährlich. "Die mitgeführte Salpetersäure ist hoch ätzend und kann somit zur Verätzung der Hautoberfläche und Schleimhäute führen", warnt die Polizei. "Berühren Sie die Flüssigkeit nicht, auch nicht mit Handschuhen", hieß es in einem Beitrag auf der Plattform X.

Verwendet werde "reine, hoch konzentrierte Salpetersäure", die eine der
stärksten Mineralsäuren sei und besonderen Sicherheitsvorkehrungen unterliege, antworteten Senat und Polizei 2023 auf eine Anfrage der CDU. Die Säure reagiere mit den meisten Metallen, etwa Eisen und Kupfer in Schließzylindern. Dabei entstehe giftiges Gas wie Stickstoffdioxid mit einem stechenden Geruch. Angegriffen würden auch organische Materialien wie das Holz von Türen oder Fußböden. "Salpetersäure unterliegt der Chemikalien-Verbotsverordnung sowie dem Ausgangsstoffgesetz und ist nicht frei verkäuflich", erklärt die Polizei.

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Wer ist besonders gefährdet?

Die ersten Einbrüche in Berlin mit Hilfe von Salpetersäure wurden im 3. Quartal 2022 festgestellt worden. Im Visier der Banden sind nach den Ermittlungen der Polizei "ausschließlich Wohnungen in meist mehrstöckigen Wohnhäusern". Vor allem sanierte Plattenbauten aus der DDR mit zehn bis elf Stockwerken in den Stadtteilen Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Friedrichshain seien betroffen. Dort gebe es viele Mieter:innen, häufige Wechsel der Bewohner:innen, dadurch sei "eine gewisse Anonymität gegeben, die sich begünstigend für solche Taten auswirken kann".

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So agieren die Täter:innen

Zwischen Tür und Türrahmen befestigen die Einbrecher:innen "spinnwebartige Klebefäden", die "für das bloße Auge kaum zu erkennen und nur unter Taschenlampenlicht sichtbar" seien, so die Polizei. Ein oder zwei Tage später kontrollieren sie die Fäden, um festzustellen, ob die Tür geöffnet wurde oder ob die Bewohner:innen länger abwesend sind. Dann spritzen sie die Säure in den Schlosszylinder aus Metall, das teilweise zerstört wird. "In der Folge können die Täter:innen die Wohnungstüren ohne großen Aufwand und Lärmentwicklung öffnen und die Wohnung betreten", so die Polizei.

Woran erkennt man, dass Säure im Spiel war?

Von außen sind an der Tür Spuren einer Flüssigkeit und Beschädigungen am Holz zu erkennen, wie Fotos von Betroffenen im Internet zeigen. Eine Wohnungsbaugenossenschaft in Berlin-Friedrichshain warnte 2023: "Wenn Sie auffällige Verfärbungen (meist gelb, grün oder bräunlich) oder einen beißenden Geruch im Türschlossbereich von Haus-, Keller- oder Wohnungstüren wahrnehmen, vermeiden Sie jeglichen Hautkontakt und halten Sie Abstand, um mögliche Dämpfe nicht einzuatmen."

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Nicht nur Berlin ist Ziel der Säure-Einbrecher:innen

Die Einbrecher:innen schlagen mit Säure aber nicht nur in Berlin zu. "In Deutschland konnten bisher vereinzelt Taten in Hamburg und Dresden festgestellt werden", teilte die Polizei mit. Das Phänomen sei auch in Belgien, Frankreich und Österreich bekannt. Nach den ersten Festnahmen der Berliner Polizei habe sich der Schwerpunkt der Säure-Einbrüche erneut nach Wien und Paris verlagert, einzelne Fälle seien im Anschluss auch in Portugal aufgefallen.

Inzwischen konnten die Einbruchsfahnder im Landeskriminalamt (LKA) bereits mehrere Verdächtige identifizieren, von denen über internationale Haftbefehle auch einige gefasst werden konnten und in Untersuchungshaft sitzen. Nach weiteren Einbrecher:innen wird gefahndet. Zur genauen Zahl der Verdächtigen und ihrer Nationalität wollte die Polizei mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nichts verraten.

Spezielle Schutzmaßnahmen gegen die Säure gibt es nicht. Die Polizei rät unter Umständen zu einem zweiten Türschloss mit anderer Bauart. Im Internet verweist ein Nutzer auf Wasser und Basen wie Natronlauge, um stark ätzende Salpetersäure zu neutralisieren. Chemiekenntnisse schaden also nicht.

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