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Katastrophe mit Ansage

Brandbrief an Berlins Bürgermeister: "Kinder bewaffnen sich"

  • Veröffentlicht: 09.06.2023
  • 15:22 Uhr
  • Stefan Kendzia
Der Kindernotdienst setzt Hilferuf an Berlins Bürgermeister Wegner und den Senat ab: Kinder bewaffnen sich, um sich selbst zu schützen.
Der Kindernotdienst setzt Hilferuf an Berlins Bürgermeister Wegner und den Senat ab: Kinder bewaffnen sich, um sich selbst zu schützen.© Joerg Carstensen/dpa

Mitarbeiter:innen des Kindernotdienstes in Berlin sind verzweifelt und informieren Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sowie den Senat über katastrophale Zustände und die eigene Überlastung. Laut "Berliner Zeitung" könne der Dienst seine Aufgaben nicht mehr erfüllen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Verzweifelter Hilferuf: Mitarbeitende des Kindernotdienstes Berlin schreiben Brandbrief an Berlins Regierenden Bürgermeister Wegner.

  • Die Verfasser:innen beschreiben im Brief die katastrophalen Zustände beim Kindernotdienst.

  • Einige der Kinder sollen sich mit spitzen Gegenständen oder Messern bewaffnen, um sich selbst zu schützen.

Ein Hilferuf, der die absolute Verzweiflung ausdrückt: Der Berliner Kindernotdienst schreibt Berlins Bürgermeister Wegner und der Senatorin für Bildung, Katharina Günther-Wünsch, einen Brandbrief. Darin beschreiben Mitarbeiter:innen ihre Überlastung, die katastrophalen Zustände und fordern den Senat dringend zum Handeln auf. 

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Der Kindernotdienst kann seine Aufgaben längst nicht mehr erfüllen

Die akute Kindeswohlgefährdung muss verhindert werden - das ist die Aufgabe des Kindernotdienstes außerhalb der Öffnungszeiten der Jugendämter. Hört sich gut an - aber das ist gespickt mit Problemen. Denn diese Aufgabe kann der Dienst längst nicht mehr erfüllen. Grund dafür ist die zunehmende Überlastung in Fragen des Personals, bei der Ausstattung und am räumlichen Angebot. Kinder blieben oft monatelang in den Einrichtungen, wobei der Kindernotdienst nur für kurze Zeit und - wie der Name schon sagt - Notfälle zum Einsatz kommen soll.

Das ist längst nicht alles. "Niemals darf es dazu kommen, dass Kinder mit Gewalterfahrungen bei uns neue Gewalt erleben. Und doch geschieht dies täglich", heißt es in dem Brandbrief. Die viel zu langen Aufenthalte und die nicht zielgerichtete Betreuung führe immer wieder zu Selbstverletzungen, sowie körperlichen und sexualisierten Übergriffen. Man habe Angst, dass sich Freudenberg wiederhole: Im März ist dort ein zwölfjähriges Kind von zwei anderen Kindern getötet worden. Was aktuell passiere, sei "eine Katastrophe mit Ansage."

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Kinder bewaffnen sich zum Selbstschutz

"Einige der Kinder bewaffnen sich mit spitzen Gegenständen oder Messern, um sich vor Übergriffen zu schützen oder selbst welche zu begehen", heißt es in dem Brief. Ein Grund, warum beim Kindernotdienst seit mehreren Monaten Security-Mitarbeiter arbeiten würden. Ebenso sind Polizei und andere Einsatzkräfte im Dauereinsatz beim Kindernotdienst. "Es gibt dutzende Vorfallberichte [...] von körperlicher Gewalt gegenüber Kindern oder Mitarbeitenden, oder sexueller Gewalt unter Kindern", schreiben die Verfasser:innen. Schlimm: Der akute Bedarf werde durch die Maßnahmen des Senats nicht gedeckt.

Beispielloser Krankenstand bei Mitarbeitenden

Die furchtbaren Zustände bleiben auch bei den Mitarbeitenden nicht ohne Folgen: "Eine Situation, die nicht auszuhalten ist, führt auf der einen Seite zu Krankheit, Rückzug, Selbstschutz, Resignation und auf der anderen Seite zu immer wiederkehrender eskalierender Gewalt gegen sich selbst und andere. Der beispiellos hohe Krankenstand im Kindernotdienst ist ein Zeugnis davon."

Um nicht nur die desolate Situation zu beschreiben, haben die Verfasser:innen des Briefes auch einen Maßnahmenkatalog erstellt, um die Situation in den Griff zu bekommen. Es bleibt abzuwarten, wie und was der Senat darauf antworten wird. 

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