LIVE: Kehrtwende in der Migrationspolitik? Bundestag debattiert über AfD-Antrag
IN 00:43:19
  • 05.12.2024
  • Ab 13:00 Uhr
LIVE: Kehrtwende in der Migrationspolitik? Bundestag debattiert über AfD-Antrag
Anzeige
Rüsten für den Ernstfall

"Bunker-Schutzplan": Wo ist man im Fall eines Kriegsausbruchs in Deutschland sicher?

  • Aktualisiert: 29.11.2024
  • 12:32 Uhr
  • Kira Born

Die Sicherheitslage in Europa hat sich verändert. Die Lage zwischen Russland und dem Westen könnte sich weiter zuspitzen. Das wirft die Frage auf: Ist Deutschland im Zivilschutz bereit für den Ernstfall?

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem sogenannten "Bunker-Schutzplan" für den Ernstfall wappnen: Aufgrund einer veränderten Bedrohungslage in Deutschland wird die Frage nach Schutzräumen für die Zivilbevölkerung im Kriegsfall dringender.

  • Die Analyse eines Expert:innen-Gremiums bescheinigte Deutschland bereits im Sommer, bei Schutzräumen im Kriegsfall nicht ausreichend aufgestellt zu sein.

  • Die Expert:innen empfehlen im Inneren von Häusern oder im Keller Schutzräume einzurichten.

Die Sorge der Menschen in Deutschland wächst: Über 1.000 Tage dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine mittlerweile an, und auch die Spannungen zwischen Russland und dem Westen nehmen weiter zu. Erst kürzlich warnte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, eine direkte militärische Konfrontation werde "zu einer möglichen Handlungsoption für den Kreml".

Die Politik trifft bereits Vorbereitungen für den Ernstfall: Anfang der Woche wurde publik, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) offenbar an einem sogenannten "Bunker-Schutzplan" arbeitet. Es herrscht Nachholbedarf.

Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

Immer frisch, immer aktuell! News aus Deutschland und der Welt

KOSTENLOS auf Joyn: Die neuesten Videos zu News und Hintergründen jetzt streamen!

Wo soll man im Fall eines Luftangriffs oder ähnlichem Schutz suchen? Theoretisch in einem Schutzraum. Seit einigen Wochen kursiert der "Sachstandsbericht" der vom Innenministerium beauftragten Behörden, unter anderem dem BKK. Er soll den Stand vorhandener Bunker erfassen und widmet sich der Frage, welche Schutzräume Deutschland zukünftig brauchen wird.

Rechtzeitig wird der Staat diesen Schutzraum nicht zur Verfügung stellen können, so der "Merkur", dem der Bericht vorliegt. Eine Vollabdeckung öffentlicher Schutzräume würde demnach 140 Milliarden Euro kosten, die Rest-Bunker auf Vordermann zu bringen 152 Millionen. Stattdessen müssen sich die Bürger:innen vorerst selbst schützen.

Laut des Expert:innen-Berichts "Sachstandsbericht zur Entwicklung eines modernen Schutzraumkonzepts" im Auftrag des Innenministeriums, der im Juni erschienen ist, ist Deutschland im Zivilschutz nicht ausreichend gewappnet. Das BKK listet 579 Schutzräume auf, in denen Platz für etwa 480.000 Menschen ist – nicht annähernd genug für weit über 80 Millionen Bundesbürger:innen. Eine Anfrage des "Merkur" beantwortet das Amt mit: "Sämtliche noch dem Zivilschutz gewidmeten Anlagen sind weder funktions- noch einsatzbereit."

Anzeige
Anzeige

Sammelbunker haben wohl ausgedient

Eine Feststellung des Expert:innen-Berichts war, dass das Schutzraumkonzept für die Zivilbevölkerung in Deutschland überarbeitet werden muss, da eine "militärische Bedrohung des NATO-Bundesgebietes real möglich" sei. Diese Einschätzung dürfte sich in den vergangenen Monaten noch verhärtet haben.

Hinzukommt, dass durch moderne Waffentechniken Sammelbunker, wie es sie im Zweiten Weltkrieg gab, nicht viel zum Schutz der Bevölkerung beitragen können. Die Expert:innen schlagen in ihrem Bericht vom Juni vor, auf den privaten Ausbau von "Hausschutzräumen" für den Ernstfall zu setzen.

Gegen moderne Präzisionswaffen […] sind zentral gelegene öffentliche Schutzräume für mehrere hundert oder tausend Menschen keine geeignete Schutzmaßnahme.

Expert:innen-Papier des Bundesinnenministeriums

Doch macht der Bericht klar, dass ein Angriff auf Ziele in Deutschland “sehr unwahrscheinlich“ sei. Im Ernstfall seien Schläge auf verteidigungsrelevante Anlagen, Regierungs- und Verwaltungsgebäude oder die kritische Infrastruktur denkbar.

"Selbstschutzräume" lautet die Empfehlung

Im Gegensatz zur Schutzstrategie im Zweiten Weltkrieg oder Kalten Krieg empfehlen die Expert:innen langfristig den "Gebäudebestand in Deutschland" durch "Hausschutzräume zu ergänzen". Anstelle von zentralen Bunker-Anlagen sollen in Wohnungen, Betriebsgebäuden oder öffentlichen Einrichtungen Schutzräume mit eingeplant werden oder nachträglich nachgerüstet werden. Die außergewöhnliche Empfehlung ist auch der Ausbau der eigenen Kellerräume für Hauseigentümer:innen. Wichtig sei auch eine "provisorische Abdeckung von Kellerfenster- und Öffnungen" vorzunehmen, wie es in dem Papier heißt.

Anzeige
Anzeige

"Die Bausubstanz in Deutschland ist flächendeckend so gut, dass Keller und innenliegende Räume bereits einen guten Schutz vor herumfliegenden Trümmerteilen und Druckwellen bieten", sagt eine BBK-Sprecherin hierzu dem "Merkur". Und genau mit dieser Gefahr rechnet der Bund im Falle einer Eskalation.

Darüber hinaus böte sich im urbanen Kontext auch der Schutz in Kaufhäusern, Tiefgaragen, U-Bahnstation, Tunnel oder vorhandenen Schutzräumen an. Räumlichkeiten unterhalb der Erdoberfläche könnten "bereits heute vor einem Teil der anzunehmenden Gefahren" Schutz bieten. Deshalb appelliert der Bericht, auf freiwilliger Basis Schutzeinrichtungen in Kellern oder im Inneren des Hauses nachzurüsten.

Grund für den Appell: "[G]egen moderne Präzisionswaffen, die gezielt einzelne kriegsrelevante Objekte zerstören und bei deren Angriff nur wenige Minuten Vorwarnzeit verbleiben, sind zentral gelegene öffentliche Schutzräume für mehrere hundert oder tausend Menschen keine geeignete Schutzmaßnahme". Die moderne Kriegsführung würde keine flächendeckenden Bombardements mehr durchführen. "[M]it modernen, äußerst präzisen Waffentechnologien wie Raketen oder Drohnen" würden fokussiert Ziele angegriffen, wie es in dem Bericht heißt.

Pläne für Aufrüstung: Bunker-System nicht neu

Neu ist die Forderung nach dem Ausbau des Schutzraum-Netzes nicht. Schon 2007 hatte der damalige Minister Wolfgang Schäuble (CDU) auf "veränderte Bedrohungsszenarien" hingewiesen, die einen Ausbau des Schutzraumkonzeptes bedürfen. Nun sind von ehemals 2.000 öffentlichen Bunkern nur noch 579 Bunkeranlagen einsatzfähig, wie "T-Online" und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichten.

  • Verwendet Quellen:
  • "t-online.de": "Falls Krieg ausbricht – hier sind Sie nicht sicher"
  • "Spiegel.de": "Keller statt Bunker – wo die Deutschen im Kriegsfall Schutz suchen sollen"
Mehr News und Videos
Der französische Ex-Premier Michel Barnier
News

Zusammenbruch der Regierung in Frankreich könnte gravierende Folgen haben

  • 05.12.2024
  • 12:15 Uhr