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Narrative bleiben bestehen

Corona-Pandemie: Querdenker hatten von Anfang an mit allem Recht - behaupten sie

  • Aktualisiert: 31.03.2023
  • 16:24 Uhr
  • Stefan Kendzia
Ob Corona, Masken oder Impfungen: Querdenker behaupten nach wie vor, schon immer alles richtig vorhergesagt zu haben.
Ob Corona, Masken oder Impfungen: Querdenker behaupten nach wie vor, schon immer alles richtig vorhergesagt zu haben.© Fabian Sommer/dpa

Coronavirus. Atemmasken. Impfungen. Die Querdenkerszene will endlich mit der Pandemie abschließen - schließlich stehen neue, inzwischen wichtigere Themen auf der Tagesordnung. Trotzdem klammern sich die Verschwörer nach wie vor an ihre Narrative und geben Fakten keine Chance

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Das Wichtigste in Kürze

  • Corona und damit die Pandemie tritt immer mehr in den Hintergrund.

  • Nach wie vor behaupten Querdenker, sie hätten mit ihren kruden Vorhersagen Recht behalten.

  • Trotz Fakten halten Querdenker an ihren Narrativen fest, damit sie am Ende doch irgendwie Recht hatten.

Corona und damit die Pandemie tritt immer mehr in den Hintergrund. Längst beherrscht das Thema die Nachrichten nicht mehr im Übermaß - etwas wie "Normalität" scheint zurückgekehrt zu sein. Nicht für die Querdenker. Zwar möchte auch diese Personengruppe unter das Vergangene laut "Tagesspiegel" einen Schlussstrich ziehen - aber nicht ohne festzustellen, dass sie mit ihren Vorhersagen immer schon recht gehabt haben soll.

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Corona-Impfungen: Gefährlich bis tödlich

Corona-Impfungen sind unberechenbar. Sie sind Gift- oder Genspritzen. Sie sind gefährlich bis tödlich. Was bis vor kurzem noch Verschwörungsmythos war, wird inzwischen als Fakt anerkannt - das sagen zumindest die Querdenker. Diese verzerrte "Meinung", auf die sich die Anhänger auch aktuell noch beziehen, sei aber nicht aufgrund von Fachkenntnis und der Prüfung von Fakten entstanden, so Lea Frühwirth, Psychologin vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas). Das Institut untersucht Radikalisierungstendenzen und Verschwörungserzählungen im Netz.

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Fakten-Check

Am 2. April finden die "International Fact-Checking Days" statt. Grund genug für die Deutsche Presse-Agentur (dpa), um drei weit verbreitete Thesen aus dem Querdenker- und Impfgegner-Umfeld unter die Lupe zu nehmen:

1. Es gibt viele Impfschäden, obwohl von kaum bis keinen Nebenwirkungen die Rede war.

Ungenau. Es wurde zwar eher die Meinung vertreten - auch von Karl Lauterbach - dass die Impfungen nebenwirkungsfrei seien. Doch Forscher:innen und Wissenschaftler:innen haben von Anfang an klar kommuniziert, dass es keine Mittel ohne Nebenwirkungen gibt. Genau diese wurden vom Paul-Ehrlich-Institut auch registriert und ausgewertet. Bis Ende Oktober 2022 ist von knapp 51.000 Verdachtsfällen auf schwere Nebenwirkungen nach einer der rund 188 Millionen Impfungen die Rede. Allerdings: Verdachtsfälle sind keine nachgewiesenen Nebenwirkungen - und schon gar keine Impfschäden. "Unter dem Strich bleibt das sehr gute Nutzen-Risiko-Verhältnis zugunsten der Impfung bestehen", so zitiert die dpa den Direktor der Klinik für Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander.

2. Eine Studie des renommierten Forschungsnetzwerks Cochrane beweist, dass Masken nicht gegen Corona schützen.

Falsch. Dies sei eine falsche und irreführende Interpretation der Überblicksstudie, schreibt Cochrane sogar selbst Mitte März. Neben Quarantäne und Händewaschen wurde das allgemeine Maskentragen in der Bevölkerung betrachtet, nicht das individuelle Maskentragen, wenn man etwa einer Covid-infizierten Person gegenübersteht. Schon Ende 2021 kam eine Studie des Max-Planck-Instituts zu dem Schluss, dass Masken das Corona-Risiko erheblich senken können.

3. Die Impfung hat noch nie etwas genützt - auch nicht gegen schwere Covid-Verläufe.

Falsch. Zwar können sich auch Geimpfte infizieren und sogar an Covid-19 sterben. Dennoch sei laut RKI festzustellen, "dass der kleine Anteil der ungeimpften Bevölkerung einen verhältnismäßig großen Teil der Covid-19-Fälle mit schwerem Verlauf stellt". Wochenlang machten in der Vergangenheit Ungeimpfte die Mehrheit der Covid-Fälle auf Intensivstationen aus. 

Nur nichts zugeben

Die Querdenkerszene hat von Anfang an das Thema Pandemie und seine Auswirkungen für sich besetzt und mit eigenen Narrativen aufgeladen. Gerade in Zeiten von großen Problemen suchen Menschen einfache Antworten - diese konnten die Querdenker liefern. Wie verschroben diese auch gewesen sein mögen. Zusätzlich hat sich eine Gruppenideologie mit sozialen Bindungen aufgebaut - man konnte sich gegen den Staat auflehnen, sich stark fühlen. 

"Die Fallhöhe, nun doch zugeben zu müssen, sich geirrt zu haben, ist enorm hoch", sagt Cemas-Expertin Frühwirth im dpa-Gespräch. Zusätzlich sind diese Menschen als "Covidioten" verlacht worden - wer mag da schon wieder umkehren? Daher "halten sie an ihrem Bild fest und schreiben notfalls alles um, damit sie am Ende doch irgendwie recht hatten." Frühwirth weist darauf hin, dass man "nicht unterschätzen darf, wie wirkmächtig allein die Wiederholung dieser Narrative ist und wie emotional anschlussfähig". Mit der Erzählung, die Regierung impft, um zu töten, habe man die Rechtfertigung in der Hand, sich zu wehren. Darin sieht Frühwirth großes Gewaltpotenzial. Denn sie "würde das auf jeden Fall als gefährlich beurteilen, insbesondere auch, weil wir es lange einfach nicht ernst genommen haben."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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