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Brutales Verbrechen

Europaweite Suche nach Schmelzofen-Mörder: Wo ist Giacomo Bozzoli?

  • Aktualisiert: 09.07.2024
  • 17:13 Uhr

Den Onkel ermordet, dann verbrannt: Ein brutaler Mord beschäftigt Italien seit Jahren. Der Täter war trotz Verurteilung keinen einzigen Tag in Haft. Jetzt ist der Unternehmersohn verschwunden. Wohin?

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Inhalt

  • Wo ist Giacomo Bozzoli? 
  • Trotz Verurteilung nie in Haft
  • Ermittler finden nur leeres Haus vor

Am 8. Oktober 2015, einem Donnerstag, abends um 19:18 Uhr, stieg aus dem Schornstein der Gießerei Bozzoli in der oberitalienischen Gemeinde Marcheno eine ungewöhnliche Wolke auf. Das war wohl der Moment, in dem drinnen in einem Schmelzofen der Leichnam des Firmenchefs verbrannt wurde. Wenige Minuten zuvor hatte sich der 50 Jahre alte Mario Bozzoli noch mit seiner Frau zum Abendessen verabredet. Seither fehlt von ihm jede Spur. Auch im Ofen war nichts mehr zu finden - kein Wunder bei dem vielen Betrieb und den enormen Temperaturen.

Der Kriminalfall beschäftigt Italien seit bald neun Jahren, in diesen Tagen aber wieder besonders. Denn seit Anfang des Monats ist nun auch der Mann verschwunden, der wegen der Ermordung Bozzolis und der Entsorgung im Ofen inzwischen dreimal zu lebenslanger Haft verurteilt wurde: sein Neffe Giacomo. Als das oberste Gericht, der Kassationsgerichtshof in Rom, das Urteil in letzter Instanz bestätigte und die Polizei ihn daraufhin in seinem Haus am Gardasee abholen wollte, war der 39-Jährige untergetaucht, samt Lebensgefährtin und Sohn.

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Wo ist Giacomo Bozzoli? 

Nun wird Giacomo Bozzoli in ganz Europa mit internationalem Haftbefehl gesucht. Eine Spur führt über Frankreich und die Côte d'Azur bis nach Spanien an die Costa del Sol. Andere mutmaßen aufgrund familiärer Beziehungen, dass sich der wohlhabende Unternehmersohn auf den Balkan abgesetzt haben könnte. Manche schließen auch Deutschland als Fluchtziel nicht aus: Die zuletzt ähnlich große Suche nach einem anderen Italiener, der im Norden des Landes seine Ex-Freundin getötet hatte, endete im November bei Leipzig auf der A9.

In Haft saß der verurteilte Neffe bis heute keinen einzigen Tag. Auch ein Geständnis legte er nie ab. Im Prozess behauptete er, seinen Onkel geliebt zu haben. Trotzdem kamen drei Gerichte übereinstimmend zum Urteil, dass Giacomo Bozzoli der Mörder gewesen sein muss. Er habe seinem Onkel gegenüber "hartnäckigen und unbändigen Hass" gehegt, weil dieser angeblich hinter dem Rücken der restlichen Familie Geld gescheffelt habe. In seinem Handy hatte er dessen Nummer unter "Arschloch" gespeichert.

Trotz Verurteilung nie in Haft

Den Leichnam des Ermordeten beförderte der Neffe demnach sofort nach der Tat mithilfe von zwei Arbeitern in den Ofen. Einer der beiden wurde sechs Tage danach tot in einem Wald gefunden. Er hatte eine Kapsel Zyankali geschluckt - vermutlich Suizid. In seinem Haus entdeckten die Ermittler 5.000 Euro in bar, möglicherweise eine Prämie. Gegen den anderen Arbeiter soll nach einem Bericht des Fernsehsenders Rai demnächst Anklage wegen Beihilfe zum Mord erhoben werden.

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Abgesehen vom üblichen Interesse an einer solchen Verfolgungsjagd gibt es zunehmend Kritik an den Behörden, weil Giacomo Bozzoli die ganze Zeit auf freiem Fuß war und offensichtlich auch niemand auf den naheliegenden Gedanken kam, dass er bei einem endgültigen Urteil vor dem Gefängnis fliehen könnte. Ein anderer Onkel, Andrea Rozzini, sagte dazu knapp: "Er hatte neun Jahre Zeit, das alles vorzubereiten." Die Behörden rechtfertigen sich damit, dass der Verurteilte zu Terminen bislang stets erschienen sei.

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Ermittler finden nur leeres Haus vor

Die Nachbarn am Gardasee berichteten, dass sie Bozzoli, die Lebensgefährtin und den achtjährigen Sohn schon seit anderthalb Wochen nicht mehr gesehen hätten. Das Haus jedenfalls stand leer, als am 1. Juli die Polizei kam: Den Ermittlern blieb nicht viel mehr, als Computer und Laptops zu beschlagnahmen. Dann fanden sie heraus, dass der Familien-SUV, ein Maserati, am 23. Juni Richtung Frankreich unterwegs war. Aus Spanien kam später die Meldung, dass sich ein Paar mit den entsprechenden Papieren bis zum 30. Juni in Marbella eingemietet hatte. Das alles kann aber auch eine Finte sein.

Der Vater von Bozzolis Partnerin appelliert jetzt an ihn, die Flucht sein zu lassen. "Diese Sache macht mich kaputt", sagte Daniele Colossi im Fernsehen. "Ich hoffe, dass er sich um seinetwillen, aber vor allem um meiner Tochter und meines Enkels willen, so bald wie möglich stellt." In Ermittlungskreisen wurde vermutet, möglicherweise wolle Bozzoli noch zusammen mit seinem Sohn dessen neunten Geburtstag feiern, ein letztes Mal in Freiheit, und sich dann ergeben. Der Geburtstag ist am 8. Juli.

:newstime

Diese Annahme hat sich nun erledigt: Die Lebensgefährtin und der Sohn kamen am Freitag (5. Juli) mit dem Zug aus Frankreich nach Italien zurück. Die Frau behauptete im ersten Verhör, nach dem endgültigen Urteil einen Schock erlitten und das Gedächtnis verloren zu haben, und ihr Handy gleich dazu. Von Giacomo Bozzoli selbst fehlt weiterhin jede Spur.

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