Pulverfass Naher Osten
"In schweren Zeiten brauchen wir unsere Freunde" - Exklusiv-Interview mit Israels Generalkonsulin
- Veröffentlicht: 30.06.2025
- 17:39 Uhr
- Domagoj Klobucar
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran spitzt sich immer weiter zu. Wie stark ist die deutsche Solidarität mit Israel? Das :newstime-Interview mit der Israelischen Generalkonsulin für Süddeutschland hier im Video!
Aufgrund der eskalierenden Situation zwischen dem Iran und Israel stehen auch Deutschland und Europa international vor großen Herausforderungen. Doch welche Themen stehen bei einer Frau, die mittel- und unmittelbar von der Situation betroffen ist, täglich auf der Agenda? Ein Gespräch mit der israelischen Generalkonsulin Süddeutschland, Talya Lador-Fresher.
Ihre offiziellen Standpunkte und kritischen Perspektiven sehen Sie im folgenden Video:
Die Situation in im Nahen Osten sei sehr instabil, immer wieder könnten unerwartet Raketen kommen, berichtet die für Süddeutschland verantwortliche israelische Generalkonsulin Lador-Fresher. "Es gibt viel Zerstörung in Israel. Gott sei Dank nicht so viele Tote." Sie hat dafür auch eine Erklärung. "Es ist nicht, dass die Iraner die israelische Zivilbevölkerung nicht treffen wollten, es ist nicht, dass das Mullah-Regime in Teheran nicht wollte, dass israelische Zivilisten ermordet werden." Laut Lador-Fresher rettete das jahrelang ausgebaute Schutz- und Abwehrsystem Israels die Menschen dort. "Weil es funktioniert."
Antisemitismus in Deutschland: Was kann man dagegen tun?
Was der Konflikt im Nahen Osten für Auswirkungen auf Deutschland nehmen kann, sieht Lador-Fesher in der steigenden Zahl der antisemitischen Vorfälle hierzulande. Und das sei ein Fakt, ordnet sie weiter ein. Ihr konkreter Vorschlag. diesem steigenden Trend entgegenzuwirken: viel dagegen zu tun, schon im Bereich der Erziehung an die junge Generation weitergeben, gute Zusammenarbeit mit der Polizei suchen. Dass die Polizei in Deutschland nämlich jüdisches Leben schütze, davon ist Lador-Fresher überzeugt.
Zusammenarbeit mit Markus Söder
Ministerpräsident Söder sei man auf israelischer Seite sehr dankbar, weil er im Dezember 2023 zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel reiste. "Er war der allererste Ministerpräsident, der nach Israel kam. Es lässt sich sagen, dass die guten Beziehungen zwischen Bayern und Israel mit ihm (Söder) zu tun haben. Nicht nur. Aber auch", sagt Lador-Fresher. Man könne Bayern als Partner Israels bezeichnen. Doch wie sieht die Partnerschaft zu Deutschland insgesamt aus?
Eine englische Redewendung sagt "A friend in need is a friend in deed." Lador-Fresher sieht darin den Grundsatz einer Partnerschaft: "In schweren Zeiten brauchen wir unsere Freunde. Was ich mir erhoffe und erwarte ist, dass der gute Austausch zwischen Jugendlichen und Universitäten, Wirtschaft, Politik und Medien wiederkommt, denn nur so können wir gemeinsam arbeiten."
Gibt es Aussicht auf Frieden?
"Das Wort 'Frieden' ist viel zu groß! In Europa versteht man unter 'Frieden' so etwas wie die deutsch-französische Freundschaft. Aber das ist der Nahe Osten. Es ist anders. Unsere Kampagne lautet: Eine Welt ohne nuklearen Iran – und das steht nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt, für Europa – wird eine bessere Welt sein."
Dafür, so Lador-Fresher, zahle Israel auch einen sehr hohen Preis. Mit Menschenleben, mit Ressourcen. Einen großen Wunsch hat sie nach wie vor: "Wenn unsere Nachbarländer (Jordanien, Ägypten) uns dabei unterstützen und sich Koalitionen, Allianzen bauen, wäre ich sehr glücklich."