IT-Sicherheit und Datenschutz
Prozess startet: Datenmissbrauch in der App der Deutschen Bahn?
- Veröffentlicht: 19.05.2025
- 13:24 Uhr
- Kira Born
Kundendaten werden im DB Navigator nicht ausreichend geschützt und alternativlos an große US-Datenkonzerne weitergegeben, heißt es in der Klage gegen den Bahn-Konzern, der jetzt in Frankfurt verhandelt wird.
Fast 80 Millionen Mal wurde der DB-Navigator der Deutschen Bahn bereit heruntergeladen, so der Bahn-Konzern. Für viele Kund:innen der Bahn ist er das Tool für Zugbuchungen oder Reiseauskünfte. Dabei sollen jedoch persönliche Daten von User:innen nicht ausreichend geschützt werden, wie Datenschützer:innen bemängeln. Die Anwendung soll mit Hilfe nicht abwählbarer Tracker zahlreiche persönliche Informationen an Dienstleister, wie Google oder Adobe weitergeben.
Mit einer Zivilklage wollen Datenschützer:innen nun gegen die Datenschutzverstöße vorgehen. Am Montag (19. Mai) startet der Prozess gegen den Bahn-Konzern vor dem Landgericht Frankfurt.
Deutsche Bahn wegen mutmaßlichen Datenschutzverstößen vor Gericht
Bereits 2022 hatte der IT-Blogger Mike Kuketz den DB Navigator einem Test unterzogen. Das ernüchternde Ergebnis: "Datenschutz fällt heute aus", so Kuketz auf seinem Blog. Weitergegeben sollen Reisedaten mit genauem Datum, der BahnCard-Status, das Smartphone-Modell oder der Mobilfunkanbieter des Nutzenden.
Kläger im Prozess gegen den Bahn-Konzern ist der Vorsitzende des Bielefelder Vereins "Digitalcourage e.V." und Netzaktivist "padeluun". Einer der Vorwürfe: Bei der Auswahl der Cookies zwischen "nur erforderliche Cookies" und "Alle Cookies zulassen", gehe es auch bei der Minimaloption nicht ohne Tracking. Beim Daten-Tracking werden gezielt Daten gesammelt, verbreitet und an weitere Anbieter oder Unternehmen weitergeben.
Partner der Bahn App sind dabei große US-Unternehmen wie Google Ireland Limited, Adobe Analytics, Optimizely, Qualtrics und Tealium Inc.. Einsehen können das Nutzer:innen auch selbst in der App. Unter Profil - Cookie-Einstellungen im Abschnitt "Erforderlich". Dort ist unter "Mehr Informationen" die Liste der Partner zu finden, wie das ZDF berichtet.
Vorwurf der Klage: DB App zwingt Kunden zur Nutzung
Auch bemängelt der Kläger, dass Kund:innen des staatlichen Grundversorgers Deutsche Bahn am Navigator kaum vorbeikommen. Manche Services seien ohne die App nicht verfügbar. Er sagt: "Wer reisen will, wird zur App gezwungen – und wer die App nutzt, wird ausgespäht. Das ist Digitalzwang und Datenmissbrauch." Ziel der Klage ist es, der Bahn die Nutzung der Tracking-Cookies ohne Einwilligung der Kunden zu untersagen.
Das Landgericht berät über die Klage am Montag in erster Instanz. Mit einem Urteil ist am ersten Verhandlungstag nicht zu rechnen, wie die Deutsche Presse-Agentur meldet.
Bahn weist Vorwürfe des Datenmissbrauchs zurück
Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe im Vorfeld des Prozesses zurück: Die gesetzlichen Regelungen würden eingehalten und die Daten nur für eigene Zwecke und nicht für unzulässiges Marketing eingesetzt. Die Zusammenarbeit mit "sorgfältig ausgewählten und vertraglich gebundenen Dienstleistern" sei notwendig, um die Dienste des Navigators verlässlich anbieten zu können, so der Konzern.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa