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Ganz schön paradox

Studie: AfD-Wähler:innen würden am meisten unter AfD-Politik leiden

  • Veröffentlicht: 22.08.2023
  • 17:43 Uhr
  • Stefan Kendzia

Die rechtspopulistische AfD befindet sich nach wie vor im Höhenflug. Rund 20 Prozent würden laut Umfragen ihr Kreuz bei den "Blauen" setzen. Auf der Agenda der Partei stehen vor allem EU-skeptische und zuwanderungsfeindliche Ziele. Aber decken sich die Wünsche der Wähler mit dem Programm der Partei? Eine Studie hat nun ein bemerkenswertes Paradox herausgefunden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die AfD befindet sich nach wie vor im Höhenflug. Rund 20 Prozent würden laut Umfragen ihr Kreuz bei den "Blauen" setzen.

  • Eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) soll nun herausgefunden haben, dass diejenigen, die am meisten unter der rechten Politik leiden würden, die eigenen Wähler:innen wären.

  • AfD-Wähler:innen wären von Arbeitsplatzverlusten, einer schlechteren Infrastruktur und weniger Leistungen, einer Schwächung der Europäischen Union oder Steuersenkungen für Spitzenverdiener:innen negativ betroffen.

Wenn die AfD einen Regierungsauftrag bekäme, wären alle AfD Wähler wohl zunächst zufrieden. Vielleicht nur für einen Moment? Denn eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) soll nun herausgefunden haben, dass diejenigen, die am meisten unter der rechten Politik leiden würden, die eigenen Wähler:innen wären.

Wähler:innen bekommen nicht das von der AfD, was sie sich erhoffen würden

Soll das wirklich so sein, dass sich 20 Prozent AfD-Wähler:innen ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie ihr Kreuz bei der sogenannten Alternative setzen? Laut DIW-Studie schon. Unabhängig und neutral seien in dieser Studie die Einstellungen der Partei im von der Bundeszentrale für politische Bildung angegebenen Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl 2021 mit den Anliegen der Wähler:innen verglichen worden. Herausgekommen sei ein "bemerkenswertes Paradox".

Denn: In fast allen politischen Bereichen würden die Wähler:innen nicht das von ihrer Partei bekommen, was sie sich erhoffen würden. Und das gelte für Wirtschaft und Steuern, Klimaschutz, soziale Absicherung, Demokratie und Globalisierung. Laut der Studie soll die Alternative laut "Spiegel" für eine "extrem neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik" stehen, da sie etwa die Rolle des Staates beschneiden und die Macht des Marktes vergrößern wolle. Die Studie mahnt mit Ergebnissen: "Würde sich die AfD-Politik durchsetzen, käme es zu einer Umverteilung von Einkommen und sozialen Leistungen von AfD-Wähler:innen hin zu den Wähler:innen anderer Parteien." Kritisch sei auch die Beschneidung von Rechten und Freiheiten von Minderheiten sowie der Wunsch nach Abschaffung der Europäischen Union.

Wie kann es sein, dass ein Fünftel der Bürger:innen die Politik einer Partei unterstützt, die stark dem eigenen Wohlergehen und den eigenen Interessen zuwiderläuft?

Marcel Fratzscher, Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin

"Wie kann es sein, dass ein Fünftel der Bürger*innen die Politik einer Partei unterstützt, die stark dem eigenen Wohlergehen und den eigenen Interessen zuwiderläuft?", fragt Studienmacher Marcel Fratzscher. Viele Wähler:innen würden nicht realisieren, dass sie mit der AfD selbst von "Diskriminierung und Ausgrenzung" betroffen wären. "So wären vor allem AfD-Wähler:innen von Arbeitsplatzverlusten, einer schlechteren Infrastruktur und weniger Leistungen, einer Schwächung der Europäischen Union oder Steuersenkungen für Spitzenverdiener*innen stark negativ betroffen", so die Studie.

"Nicht wenige AfD-Wähler:innen sind überzeugt, dass eine Rückabwicklung der Globalisierung, ein erstarkender Nationalismus sowie eine neoliberale Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik ihnen persönlich bessere Arbeitsplätze, mehr Sicherheit und bessere Chancen verschaffen würden. Dabei würde genau das Gegenteil passieren."

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