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Umstrittene Begnadigung

Ungarns Staatschefin Novak tritt nach Pädophilie-Skandal zurück

  • Veröffentlicht: 11.02.2024
  • 04:29 Uhr
  • Malika Baratov
"Ich habe einen Fehler begangen" - die ungarische Präsidentin Novak ist zurückgetreten.
"Ich habe einen Fehler begangen" - die ungarische Präsidentin Novak ist zurückgetreten.© Hannes P Albert/dpa

Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novak sorgte durch die Begnadigung in einem Fall von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen für weitreichende Empörung. Sie geriet dabei auch in Konflikt mit der Politik von Premierminister Orban, der sich als Verfechter des Kinderschutzes positioniert.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novak ist unter Druck von Opposition und Regierung zurückgetreten, nachdem sie einen Mann begnadigte, der wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen verurteilt wurde.

  • Ministerpräsident Viktor Orban distanzierte sich öffentlich von Novak und brachte eine Verfassungsänderung ein, die vorsieht, dass Straftäter, deren Opfer Kinder sind, niemals begnadigt werden dürfen.

  • Novaks Rücktritt dürfte auch deshalb begrüßt werden, da sie nicht immer Orbans Regierungspolitik unterstützte.

Ungarns Staatspräsidentin Katalin Novak ist am Samstag (10. Februar) auf Druck von Opposition und Regierung zurückgetreten. Sie hatte einen Mann begnadigt, der wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen verurteilt worden war. Damit löste sie breite Empörung aus.

"Ich habe einen Fehler gemacht", sagte Novak in einer vom ungarischen Staatsfernsehen verbreiteten Video-Aufzeichnung. Sie amtierte seit Mai 2022 als Staatsoberhaupt. Nur wenige Stunden vor ihrem Rücktritt war Novak vorzeitig von einem offiziellen Besuch aus dem Golfemirat Katar nach Budapest zurückgekehrt. Tausende Demonstrant:innen hatten am Freitagabend (9. Februar) in Budapest ihren Rücktritt verlangt.

Der von Novak begnadigte Mann war stellvertretender Leiter eines Kinderheims in Bicske bei Budapest. Er hat dem Gerichtsurteil zufolge Kinder dazu gezwungen, ihre Zeugenaussagen als Missbrauchsopfer gegen den Heimleiter zu widerrufen, um den Chef zu entlasten. Über Jahre hinweg hatte er von den Missbrauchsakten gewusst. Der Heimleiter wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Sein begnadigter Stellvertreter hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten erhalten.

Die Begnadigung hatte schon im April 2023 stattgefunden, aus Anlass des damaligen Besuchs von Papst Franziskus in Budapest. Er war aber erst vor einer Woche durch Medienberichte bekanntgeworden.

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Orban distanzierte sich von einstiger Mitstreiterin

Der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orban hatte sich zuletzt öffentlich von seiner früheren politischen Mitstreiterin Novak distanziert. Er brachte eilig den Vorschlag für eine Verfassungsänderung ins Parlament ein, der zufolge Straftäter, deren Tatopfer Kinder sind, niemals begnadigt werden dürfen.

Orbans Regierung will insbesondere als Beschützerin von Kindern vor sexualisierter Gewalt gelten. 2021 setzte sie ein umstrittenes "Kinderschutzgesetz" durch, das etwa eine Aufklärung von Kindern in Schulen über Homosexualität verbietet. Auch Vertreiber von entsprechenden Publikationen sind verpflichtet, diese für Minderjährige unzugänglich zu machen. Kritiker:innen bemängeln, dass der Geist dieses Gesetzes Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzt.

In Ungarn spielen Staatschefs politisch eine untergeordnete Rolle. Sie werden vom Parlament gewählt, in der Regel auf Vorschlag der stärksten Partei. Die Besetzung dieses Amts mit Novak, bis dahin führenden Politikerin von Orbans Partei Fidesz, hatte der Premier vorgeschlagen.

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Mit ihrem Rücktritt dürfte Orban nun aber auch deswegen zufrieden sein, weil Novak in der letzten Zeit nicht immer die Regierungspolitik vertreten hatte. Bei mehreren Gelegenheiten äußerte sie sich deutlich kritisch zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, während Orban gute Beziehungen zum Kremlchef Wladimir Putin pflegt. Novak sprach sich auch für eine zügige Ratifizierung von Schwedens NATO-Beitritt durch Ungarns Parlament aus, den Orban hinauszögert.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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