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CDC

US-Gesundheitsminister Kennedy entlässt kompletten Impfausschuss der Seuchenbehörde

  • Aktualisiert: 10.06.2025
  • 17:12 Uhr
  • Damian Rausch
Gesundheits- und Sozialminister Robert F. Kennedy Jr. und Bildungsministerin Linda McMahon nehmen an einer Veranstaltung der Kommission "Make America Healthy Again" (MAHA) im East Room des Weißen Hauses teil.
Gesundheits- und Sozialminister Robert F. Kennedy Jr. und Bildungsministerin Linda McMahon nehmen an einer Veranstaltung der Kommission "Make America Healthy Again" (MAHA) im East Room des Weißen Hauses teil.© Jacquelyn Martin/AP/dpa

Politische Säuberung statt Fachdebatte: Robert F. Kennedy Jr. krempelt als neuer US-Gesundheitsminister die Seuchenbehörde um – und sorgt damit für Entsetzen unter Wissenschaftlern.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat alle 17 Mitglieder des CDC-Impfgremiums entlassen, weil er ihnen Interessenkonflikte mit der Pharmaindustrie vorwirft.

  • Fachleute aus der Wissenschaft kritisieren die Entscheidung scharf und warnen vor einem massiven Vertrauensverlust in die Gesundheitsbehörden.

  • Nach der Ankündigung verzeichneten die Aktien der Impfstoffhersteller Moderna und Biontech deutliche Kursverluste.

Die US-Seuchenbehörde CDC ist erneut ins Zentrum politischer Debatten gerückt. Nachdem Robert F. Kennedy Jr. unter Präsident Donald Trump zum Gesundheitsminister ernannt wurde, krempelt er nun eine der zentralen Institutionen im Impfgeschehen grundlegend um. Alle Mitglieder des beratenden CDC-Ausschusses für Impfpraktiken (ACIP) wurden entlassen.

Gremium komplett aufgelöst

Wie das US-Gesundheitsministerium am Montag (9. Juni) mitteilte, wurden sämtliche 17 Mitglieder des ACIP-Gremiums abberufen. Kennedy begründet den Schritt mit einem grundlegenden Misstrauen gegenüber der Zusammensetzung des Ausschusses. Die Öffentlichkeit müsse wissen, dass die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden auf unvoreingenommener Wissenschaft beruhen würde, heißt es in einer offiziellen Erklärung des Ministeriums.

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Kennedy, der seit Jahren die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen infrage stellt, behauptet, die Mitglieder des Gremiums seien von Pharmaunternehmen finanziert worden und hätten "noch nie einen Impfstoff abgelehnt". Tatsächlich jedoch hat das ACIP keinen Einfluss auf die Zulassung neuer Impfstoffe – diese Entscheidung liegt bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA. Das Gremium spricht lediglich Empfehlungen darüber aus, für wen und in welchem zeitlichen Rahmen zugelassene Impfstoffe geeignet sind.

Scharfe Kritik aus der Wissenschaft

Laut eines Berichts des "Spiegel" sorgt die Entscheidung für Empörung unter Mediziner:innen und Fachleuten. Jesse Goodman, ehemaliger Chefwissenschaftler der FDA, kommentierte: "Das ist eine Tragödie. Dies ist eine hochprofessionelle Gruppe von Wissenschaftlern, Ärzten und anderen Spezialisten. Das ist die Art von politischer Einmischung, die das Vertrauen eher schwächt als stärkt."

Tatsächlich müssen ACIP-Mitglieder alle potenziellen oder tatsächlichen Interessenkonflikte offenlegen – einschließlich finanzieller Verbindungen, Führungspositionen und geschäftlicher Beteiligungen. Bislang gab es keine nachgewiesenen Verstöße gegen diese Transparenzregelungen.

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Verunsicherung an den Märkten

Auch wirtschaftlich zeigt die Entscheidung Wirkung. Die Aktien der Impfstoffhersteller Moderna und Biontech verloren unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht jeweils mehr als ein Prozent. Pfizer blieb mit leichten Kursverlusten vergleichsweise stabil. Anleger befürchten, dass politische Eingriffe in wissenschaftliche Gremien zu Unsicherheiten bei der öffentlichen Impfstrategie führen könnten – mit möglichen Auswirkungen auf Nachfrage und öffentliche Verträge.

Umbau mit ungewissem Ziel

Kennedy ist seit Jahren ein prominenter Vertreter impfkritischer Positionen. Seine Aussagen stehen oft im Widerspruch zu etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dass er nun tiefgreifend in die Struktur der CDC eingreift, wird als bewusste politische Neuausrichtung verstanden – mit unklaren Folgen für das Vertrauen in öffentliche Gesundheitsmaßnahmen.

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Wer künftig im neuen Impfausschuss sitzt, ist noch offen. Das Ministerium teilte lediglich mit, dass "bereits nach Ersatz gesucht" werde. Bis dahin bleibt unklar, wie zukünftige Impfempfehlungen der CDC zustande kommen – und wie stark politische Motive in wissenschaftliche Beratung hineinspielen werden.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur Reuters
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