Kurz vor den Landtagswahlen
"Zammreissen Bayern": 35.000 Menschen demonstrieren in München gegen rechts
- Veröffentlicht: 05.10.2023
- 10:22 Uhr
- Carolin Ritter
Der Rechtsruck in Politik und Gesellschaft ist kurz vor den bayerischen Landtagswahlen kaum mehr zu übersehen. 35.000 Menschen, darunter zahlreiche Promis, sind deshalb in München auf die Straße gegangen.
Das Wichtigste in Kürze
Vier Tage vor der Landtagswahl in Bayern haben rund 35.000 Menschen auf dem Münchner Odeonsplatz gegen rechts demonstriert.
Neben berühmten Musiker:innen, Kabarettisten und Redner:innen gaben sich auch Stars aus der Münchner Sportwelt die Ehre.
Rund drei Stunden lang feierten die Gäste im Zeichen der Demokratie, des Zusammenhalts und des Miteinanders.
Immer mehr Politiker:innen und Expert:innen warnen vor populistischer Stimmungsmache in der Politik und einem Rechtsruck innerhalb der Gesellschaft. Unter dem Motto "Zammreissen! Bayern gegen rechts" kamen nun rund 35.000 Menschen auf dem Münchner Odeonsplatz zusammen, um gegen Populismus und Rechtsextremismus zu demonstrieren.
Am Mittwochabend (4. Oktober) versammelten sich nahe des berühmten Marienplatzes zahlreiche namhafte Künstler:innen, Autor:innen, Sportler:innen und andere Prominente, darunter auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch.
Knobloch: Demokratie in Deutschland erlebt "Feuerprobe"
Die Holocaust-Überlebende warnte angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Bayern in ihrer Rede vor einem Erstarken der AfD: "Wenn nach Umfragen jeder siebte bayerische Wähler am Sonntag für eine rechtsextreme Partei stimmen will, dann ist das kein bloßer Ausrutscher mehr im politischen Betrieb. Allen muss klar sein: Was heute ins Rutschen kommt, kann morgen schon unsere Demokratie unter sich begraben."
Knobloch warnte, sie selbst habe nach dem Zweiten Weltkrieg erst wieder über Jahrzehnte Vertrauen in die demokratische Kultur gewonnen. "Heute erlebt die Demokratie in Deutschland ihre Feuerprobe, und ich hoffe, dass auch diesmal wieder die Optimisten Recht behalten", ergänzte die 90-Jährige.
"Andernfalls sehe ich für Minderheiten wie die jüdische Gemeinschaft, aber auch für die Bevölkerung als Ganzes sehr schwere Zeiten anbrechen. Wenn Extremisten die Politik bestimmen, wird Deutschland ein anderes Land: unfreier, unsicherer und ärmer." Knobloch, die einige Jahre auch Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland war, überlebte den Holocaust, weil sie von Menschen auf einem Bauernhof in Mittelfranken versteckt worden war.
Münchner Prominenz zu Gast auf dem Odeonsplatz
Für musikalische Unterhaltung sorgten unter anderem die Münchner Kultbands LaBrassBanda, die Spider Murphy Gang und Dreiviertelbunt. Daneben heizten auch Rapperinnen wie QUEEN Lizzy und Kokonelle mit ihren Hip-Hop-Beats ordentlich ein.
Prominente Unterstützung kam auch von den Kabarettisten Willy Astor, Michael Mittermaier und Luise Kinseher sowie von der deutschen Journalistin und Schriftstellerin Lena Gorelik. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter(SPD) beehrte die Kundgebung als Zuschauer.
Ein Highlight des Abends war auch der Auftritt des FC-Bayern-Basketballers Isaac Bonga, der zuletzt mit der deutschen Nationalmannschaft den Weltmeister-Titel holte. Medienberichten zufolge soll auch FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß unter den Anwesenden gewesen sein.
Initiiert wurde die Kundgebung von mehr als 200 Organisationen, darunter das Münchner Wohn- und Kulturzentrum "Bellevue di Monaco" und die Initiativen "Lichterkette" und "München ist bunt".
Gedacht war die Kundgebung vor allem als eine Veranstaltung gegen Hass und Hetze, gegen Populismus und Fremdenfeindlichkeit. Organisiert wurde sie nur einige wenige Tage zuvor. Geendet ist sie dann als ein Fest der Demokratie. Menschen sangen, sprangen und tanzten ausgelassen und feierten so den wichtigen Zusammenhalt in dunklen Zeiten.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa