Anzeige
Züge entgleisen

Zugunglück in Indien: Über 200 Tote und 900 Verletzte

  • Aktualisiert: 03.06.2023
  • 07:36 Uhr
  • Nelly Grassinger
Article Image Media

In Indien entgleisen mehrere Züge. Die Zahl der Opfer steigt rasch ins Dreistellige. Augenzeugen berichten von erschütternden Szenen bei dem Zugunglück.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei dem schweren Zugunglück im indischen Bundesstaat Odisha sind über 200 Menschen ums Leben gekommen.

  • Zudem gebe es rund 900 Verletzte.

  • Es werden noch weitere Opfer unter umgestürzten Waggons vermutet.

Bei einem der verheerendsten Zugunglücke der vergangenen Jahrzehnte sind im Osten Indiens mindestens 233 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurden rund 900 Menschen verletzt, wie die Behörden des Bundesstaats Odisha am Samstagmorgen mitteilten. Da noch weitere Tote unter den umgestürzten Waggons vermutet wurden und die Rettungskräfte während der Nacht unter erschwerten Bedingungen zu arbeiten hatten, waren weiter steigende Opferzahlen zu befürchten.

Die Katastrophe ereignete sich am Freitagabend gegen 19 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ) in einer ländlichen Gegend des Bezirks Balasore, gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata (früher: Kalkutta). Zwei Passagierzüge und ein Güterzug verunglückten dort nacheinander auf zwei parallel verlaufenden Gleisabschnitten. Wie genau, das war auch Stunden nach dem Unfall noch immer nicht klar.

Unfallhergang noch unklar

Medienberichten zufolge war vermutlich erst einer der beiden Passagierzüge entgleist, der andere dann auf der wenige Meter entfernten Parallelstrecke in die dort auf den Gleisen liegengebliebenen Waggons gerast. Welcher der beiden Züge zuerst entgleiste und aus welchen Gründen, das blieb zunächst ungeklärt - ebenso wie die Frage, ob der Güterzug zum Zeitpunkt des Unfalls wirklich auf einem anderen Gleis abgestellt war und von einem der entgleisten Passagierzüge gerammt wurde, wie es manche Medien beschrieben. Andere schilderten abweichende Versionen des Geschehens.

Mit Tagesanbruch am Samstag wurde das Ausmaß des Desasters besser sichtbar. Etwa ein Dutzend havarierte Waggons lagen auf und neben den Gleisen, mit den Rädern in die Höhe ragende Stahlkolosse, einige mit aufgerissenen Abteildecken, die Fenster zerschmettert. Auf und neben den Waggons versuchten Dutzende Helfer in Zivilkleidung und Rettungskräfte mit orangenen Schutzanzügen verzweifelt, verletzte Passagiere unter den tonnenschweren Trümmern zu retten.

Anzeige
Anzeige
Eschede steht für das schreckliche ICE-Unglück vor 25 Jahren.
News

101 Tote

25 Jahre Zugunglück in Eschede: Der Schmerz bleibt

101 Tote. 105 Verletzte. Das Zugunglück in Eschede vor genau 25 Jahren. Die Katastrophe bleibt unvergessen, als wäre sie gestern geschehen.

  • 03.06.2023
  • 06:21 Uhr

Züge offenbar entgleist und kollidiert

Ein Augenzeuge sagte dem örtlichen Fernsehsender NDTV, er sei aus dem Schlaf gerissen worden, als sein Zug plötzlich entgleiste - und das Chaos losbrach. "10 bis 15 Menschen fielen auf mich", erzählte er dem Sender. Er selbst sei mit Verletzungen am Hals und an den Händen davongekommen, habe dann aber überall Leichen und abgetrennte Körperteile erblickt.

"Es war ein ohrenbetäubender Lärm, ich spürte den Boden unter meinen Füßen erzittern. Unser Zug wurde vor- und zurückgeworfen", wurde ein Fahrgast von der Zeitung "Times of India" zitiert. Dann habe er aus dem Fenster geschaut und die entgleisten Waggons gesehen, mit darunter eingeklemmten Menschen. "Es war dunkel und ich konnte Schreie hören." Ein anderer Mann schilderte, wie völlig aufgelöste Angehörige später in einem Feld verstümmelter Körper nach ihren Liebsten suchten. "Der Anblick war zu schrecklich, um ihn zu beschreiben."

Anzeige

Extrem hohe Opferzahlen

Indiens marodes Bahnsystem mit alten Zügen und überholungsbedürftigen Gleisanlagen ist bekannt für häufige Unfälle. Doch derart hohe Opferzahlen sind selbst in dem riesigen Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern äußerst selten.

Bahnminister Ashwini Vaishnaw sagte der Nachrichtenagentur ANI, er habe eine Untersuchung zur Ursache der Zugkatastrophe angeordnet. Am Samstagmorgen traf er an der Unfallstelle ein, um sich ein Bild vom Ausmaß der Tragödie zu machen. Premierminister Narendra Modi zeigte sich erschüttert und schrieb auf Twitter: "In dieser Stunde der Trauer sind meine Gedanken bei den trauernden Familien." Der Samstag wurde in Odisha zum Trauertag erklärt.

Das Büro des Premierministers kündigte schon kurz nach dem Unglück eine Entschädigung für die Angehörigen der Toten von je 200.000 Rupien (2.267 Euro) an. Verletzte sollen demnach je 50.000 Rupien bekommen. Bahnminister Ashwini Vaishnaw versprach zusätzlich eine Entschädigung in Höhe von einer Million Rupien für die Angehörigen der Toten. Schwerverletzte sollen den Angaben zufolge je 200.000 Rupien und Leichtverletzte je 50.000 Rupien erhalten.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
Beschlossen: Briten schieben Migranten künftig nach Ruanda ab

Beschlossen: Briten schieben Migranten künftig nach Ruanda ab

  • Video
  • 02:18 Min
  • Ab 12

© 2024 Seven.One Entertainment Group