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Militärgeheimnisse in Gefahr?

China buhlt gezielt um deutsche Kampfpiloten: Pistorius reagiert verärgert

  • Veröffentlicht: 06.06.2023
  • 17:25 Uhr
  • Stefan Kendzia
Verteidigungsminister Pistorius in Singapur: sichtlich verärgert macht er China eine klare Ansage in Bezug auf das Abwerben deutscher Ex-Kampfpiloten.
Verteidigungsminister Pistorius in Singapur: sichtlich verärgert macht er China eine klare Ansage in Bezug auf das Abwerben deutscher Ex-Kampfpiloten. © Britta Pedersen/dpa

Eine beinahe unglaubliche Geschichte: Ehemalige Kampfpiloten aus Deutschland sollen seit Jahren in China Soldaten an Jets ausbilden. Und das in geheimer Mission - denn die Bezahlung der Ausbilder soll über Briefkastenfirmen auf den Seychellen gelaufen sein.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Ehemalige Kampfpiloten aus Deutschland sollen seit Jahren in China Militärflieger ausbilden.

  • Die Ex-Bundeswehr-Kampfpiloten seien mit fantastischen Gehältern gelockt und belohnt worden.

  • Pistorius reagierte gereizt und forderte China auf, diese Abwerbe-Praxis sofort zu unterlassen.

Seit Jahren schon sollen ehemalige Bundeswehrsoldaten chinesische Piloten an deren Jets ausbilden. Und das für horrendes Geld. Für die deutschen Sicherheitsbehörden ist das unerhört und auch der deutsche Verteidigungsminister machte China eine klare Ansage.

Im Video: Chinas neuer Verteidigungsminister droht mit militärischer Eroberung Taiwans

China "scharf" auf ehemalige Bundeswehrsoldaten

Aktuelle Recherchen von ZDF und "Spiegel" belegen, wie China gezielt ehemalige Bundeswehrsoldaten angeworben hat, damit sie in der Volksrepublik chinesische Kampfpiloten ausbilden. Es soll ein ausgeklügeltes System dahinterstecken. Erschreckend, dass diese Strategie gar nicht von China stammen soll. 

Während eines Besuchs von Verteidigungsminister Boris Pistorius in Singapur machte der sich ob der Kampfpiloten-Affäre Luft. Er zeigte offen, was er von der Abwerbung ehemaliger deutscher Kampfpiloten hält: "Ich habe deutlich gemacht, dass ich erwarte, dass diese Praxis unverzüglich beendet wird". Zusätzlich versuchte Pistorius auf den chinesischen General direkt einzuwirken und meinte, "dass er sicherlich nicht amüsiert wäre, wenn ich das meinerseits probieren würde".

Das Verteidigungsministerium bestätigt auf Nachfrage von ZDF und "Spiegel", dass es schon länger gemeinsame Ermittlungen mit Nachrichtendiensten und internationalen Partnern gebe, um die in China tätigen Piloten genauer zu überprüfen. Auch der MAD, der militärische Abschirmdienst, sei dabei, Details über die Tätigkeit der deutschen Piloten in Erfahrung zu bringen.

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China lockt mit fantastischer Bezahlung

Einigermaßen beruhigend: Geld soll für die zweifelhaften Jobs die Hauptrolle gespielt haben und keine politischen Motive. Die Ex-Bundeswehr-Kampfpiloten seien mit fantastischen Gehältern gelockt und belohnt worden, damit sie ihr Expertenwissen in die chinesische Luftwaffe einbringen. Dabei soll es sich nicht um eine fliegerische Grundausbildung gehandelt haben.

Politikwissenschaftler Eberhard Sandschneider sagte in diesem Zusammenhang zu Table.Media: "Hier geht es um sensitive, sicherheitsrelevante Informationen [...] die chinesische Seite will wissen, wie der Westen trainiert, wie die Stimmung innerhalb der Truppen ist und welche Techniken und Kampftaktiken für den Ernstfall erprobt werden“, so Sandschneider. Nicht besonders besorgniserregend, da solches Fachwissen spätestens nach zwei Jahren überholt sei.

Ein Erklärungsversuch könnte laut "Spiegel" sein, dass Kampfpiloten der Bundeswehr bereits mit 41 Jahren in Rente gehen und dann nur noch 50 Prozent des letzten Gehaltes bekommen. Anscheinend zu wenig Geld für die jungen Männer. Daher die Annahme der lukrativen Nebentätigkeit.

Deutschland ist gegenüber China blauäugig und naiv

CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt ist alarmiert. "Es ist völlig inakzeptabel, wenn deutsche Soldaten ihr Wissen an Nicht-Nato-Partner versilbern. Pistorius muss hier dringend die Truppendienstgerichte und den Militärischen Abschirmdienst dazu bringen, sowohl soldatenrechtliche als auch strafrechtliche Tatbestände zu prüfen, von Landesverrat bis zum ebenfalls im Strafgesetzbuch verankerten Völkerstrafrecht", sagte er.

Die Sicherheitspolitikerin der Grünen, Agnieszka Brugger, warnt: "Das sind mehr als alarmierende erste Erkenntnisse. Gegenüber Staaten wie China und ihrer aggressiven Informationsgewinnung braucht es gerade in der aktuellen Situation maximale Wachsamkeit".

Roderich Kiesewetter, Bundestagsabgeordneter (CDU) und Oberst a.D. der Bundeswehr, scheint nicht wirklich überrascht zu sein: "Sie sollten uns nicht verwundern. China kauft ganz gezielt und strategisch Wissen und Fähigkeiten aus westlichen Staaten ein, um seine militärischen Fähigkeiten zu stärken", sagte er. Deutschland sei bisher ausgesprochen blauäugig und naiv gegenüber China aufgetreten.

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