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CNN-Bericht von der Front

Krieg gegen Russland: Ukrainische Soldaten erschöpft und demoralisiert

  • Aktualisiert: 12.09.2024
  • 09:18 Uhr
  • Joachim Vonderthann
Ein Soldat einer ukrainischen Artillerie-Einheit an der Front nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk
Ein Soldat einer ukrainischen Artillerie-Einheit an der Front nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk© Radio Free Europe/Radio Liberty/Serhii Nuzhnenko/REUTERS

Der schon zweieinhalb Jahre währende Angriff Russlands hat immer größere Auswirkungen auf das ukrainische Militär. Die Desertation steigt, die Kampfmoral sinkt, wie CNN-Gespräche mit Kommandeuren zeigen. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • CNN hat mit sechs ukrainischen Militärführern gesprochen.

  • Das Bild, das sie im Abwehrkampf gegen Russland von der Ostfront zeichnen, ist düster.

  • Sie verraten, wieso die Moral immer weiter abnimmt und die Zahl der Fahnenflüchtigen stetig ansteigt.

Ein CNN-Bericht von der ukrainischen Front zeichnet ein wenig optimistisches Bild. Demnach sind nach rund zweieinhalb Jahren Abwehrkampf gegen die russische Invasion viele ukrainische Soldaten demoralisiert und erschöpft. Gespräche des US-Senders mit sechs Kommandeuren und Offizieren der Streitkräfte der Ukraine zeigen die aktuellen Probleme deutlich auf.

Besonders prekär ist die Lage dem Bericht zufolge in der Ostukraine, wo die Truppen von Kremlmachthaber Wladimir Putin immer stärkeren Druck ausüben. So berichtet ein Bataillonskommandeur, der für rund 800 Soldaten zuständig war, von den grausamen und blutigen Kämpfen - zuletzt in der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk im Osten des angegriffenen Landes, die kurz davor ist, an Russland zu fallen.

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Kommandeur wechselt von Front nach Kiew

Er habe es, erzählt der Anführer, nicht mehr ertragen, die meisten seiner Soldaten tot oder verletzt zu sehen. Er habe den Job an der Front gekündigt und eine andere Stelle beim Militär angenommen und arbeitet jetzt in einem Büro in der Hauptstadt Kiew.

Alle sechs Militärführer, die mit CNN sprachen, kämpften dem Bericht zufolge bei Pokrowsk oder haben bis vor Kurzem dort gekämpft. Alle sechs bestätigten, dass Fahnenflucht und Befehlsverweigerung besonders unter neu rekrutierten Soldaten zu einem immer größeren Problem würden.

"Nicht alle Infanterie-Soldaten verlassen ihre Positionen, aber die Mehrheit tut es. Wenn neue Leute hierher kommen, sehen sie, wie schwierig es ist. Sie sehen viele feindliche Drohnen, Artillerie und Mörser", sagte ein Einheitskommandeur, der derzeit in Pokrowsk kämpft. Er ergänzte: "Sie gehen einmal in die Stellungen und wenn sie überleben, kehren sie nie wieder zurück. Entweder verlassen sie ihre Stellungen, weigern sich, in den Kampf zu ziehen, oder sie versuchen, einen Weg zu finden, die Armee zu verlassen."

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Immer mehr Fahnenflüchtige

Wie CNN weiter berichtet, begannen die Probleme mit der Disziplin unter den Soldaten Kiews aber schon vorher. Die monatelange Verzögerung der US-Militärhilfe - ausgelöst durch die Blockadehaltung der US-Republikaner unter der Führung von Donald Trump - führten zu einem gefährlichen Mangel an Munition und ließen die Kampfmoral massiv einbrechen.

Immer mehr Soldaten desertierten. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2024 leiteten Staatsanwälte nach Angaben des ukrainischen Parlaments Strafverfahren gegen fast 19.000 Soldaten ein, die entweder ihre Posten verlassen hatten oder ganz verschwunden waren. Die Zahl der Desertationen sei aber vermutlich sehr viel höher, so die Kommandeure zu CNN. Der Grund: Viele Offiziere würden solche Fälle nicht mehr offiziell melden.

Von der heftig umkämpften Region Pokrowsk zeichneten die Kommandeure, die mit CNN sprachen, ein düsteres Bild. Das ukrainische Militär sei zahlenmäßig und waffentechnisch den russischen Aggressoren deutlich unterlegen. Einige Befehlshaber glauben dem Bericht nach, dass dort auf einen ukrainischen Soldaten zehn russische kommen.

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Schlechte Kommunikation zwischen Einheiten

Doch viele Probleme an der Ostfront seien auch hausgemacht, hieß es weiter. So sei die schlechte Kommunikation zwischen den verschiedenen kämpfenden Einheiten ein riesiges Problem, sagte einer der Offiziere. So habe es Fälle gegeben, in denen Soldaten anderen Einheiten das gesamte Bild des Schlachtfelds vorenthalten hätten.

Sie befürchteten, dadurch in ein schlechtes Licht gerückt zu werden. Ein anderes Beispiel nannte ein Bataillonskommandeur aus dem Norden von Donezk. Dort sei seine Flanke vor Kurzem russischen Angriffen ausgesetzt gewesen, weil ukrainische Soldaten benachbarter Einheiten ihre Stellungen verlassen hatten, ohne dies zu melden.

  • Verwendete Quellen:
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