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Kolumne

Der tödliche Wahnsinn auf deutschen Autobahnen

  • Veröffentlicht: 27.03.2024
  • 17:18 Uhr
  • Barbara Scherle
An einer Unfallstelle liegen Kerzen und Blumen, die zu Tode gekommenen Verkehrsteilnehmer:innen gedenken sollen. (Symbolbild)
An einer Unfallstelle liegen Kerzen und Blumen, die zu Tode gekommenen Verkehrsteilnehmer:innen gedenken sollen. (Symbolbild)© Adobe Stock

Hubschrauber in der Luft. Krankenhäuser in der Region bereiten Notoperationen vor. Blaulicht an der Unfallstelle. Daneben ein Zelt für die Erstversorgung zahlreicher Verletzter nach dem schweren Busunfall auf der A9 in der Nähe des Leipziger Flughafens. Ein Flixbus ist auf dem Weg von Berlin nach Zürich nach ersten Ermittlungen von der Fahrbahn abgekommen. Es ist ein schwerer Verkehrsunfall mit mehreren Toten. Grauenhaft für die 55 Insassen, Retter, Zeugen, Angehörigen. Es sind immer wieder diese Schlagzeilen allein aus den vergangenen Wochen:

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+++ Radfahrer stirbt nach Unfall in Lehmkuhlen +++ Autofahrer verunglückt tödlich bei Schönberg +++ Verkehrsunfall mit fünf Verletzten – davon zwei Kinder +++ Drei Tote und mehrere Schwerverletzte bei Unfall mit Emstek +++ Nach tödlichem Verkehrsunfall haben vier Kinder keine Mutter mehr +++

Wir haben uns daran fast gewöhnt - und auch an die jährliche Unfallstatistik als Preis unserer Automobilität. Im Jahr 2023 starben 2.817 Menschen auf deutschen Straßen. Das sind acht Menschen pro Tag. Für Schwerverletzte bei Verkehrsunfällen gibt die Statistik diese Zahl an: 52.465. Menschen, die womöglich ihr Leben lang gezeichnet bleiben von den Folgen.

Es gibt keine absolute Sicherheit, das widerspricht den Regeln des Lebens, aber womöglich gibt es mehr zu tun, um zumindest die Risiken im Straßenverkehr zu minimieren. Nachweislich sind die Hauptfaktoren für schwere Unfälle: Alkohol, eingeschränkte Fahrtüchtigkeit und überhöhte Geschwindigkeit. Das Verkehrslexikon schreibt dazu:

Überhöhte Geschwindigkeit ist eine der häufigsten Unfallursachen. Überhöht ist eine Geschwindigkeit nicht nur dann, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wird, sondern auch dann, wenn die Verkehrs- und Sichtverhältnisse das Einhalten einer niedrigeren Geschwindigkeit erfordern.

Verkehrslexikon, Fahrgeschwindigkeit und zivilrechtliche Haftung

Dass viele Fahrende zu schnell unterwegs sind, belegen auch diese Auswertungen: So registrierte die Polizei 2022 in 37.738 Fällen unangepasste Geschwindigkeit als Ursache eines Unfalls mit sogenanntem Personenschaden. Lediglich 1.977-mal überschritten Fahrende dabei die zulässige Höchstgeschwindigkeit, so das Statistische Bundesamt. Bekanntlich ist Deutschland das einzige Land in der EU ohne Tempolimit. Weltweit gilt diese grenzenlose Freiheit nur in Ländern wie Afghanistan, Bhutan, Burundi, Haiti und Mauretanien. Auch die selbsternannte Ampel-Fortschrittskoalition sieht bei einem Tempolimit eher rot - und so bleibt die Diskussion uneingeschränkt auf der Tagesordnung.

Ganz persönlich und ohne journalistische Distanz: Mich ärgert das. Fahrten auf deutschen Autobahnen erlebe ich fast nie ohne Schreckmomente - oder schlimmer. Es ist ein Wahnsinn, den wir uns gönnen, hinnehmen oder einfach ignorieren. An Tagen wie heute gelingt das nicht. Und auch heute stellt sich die Frage: Wollen oder müssen wir diese Risiken so hinnehmen? Wir kennen noch nicht die Unfallursache für das Busunglück bei Leipzig. Was wir aber wissen: Mindestens vier Menschen verloren vor dem Schkeuditzer Kreuz am Morgen ihr Leben, weil sie kurz zuvor am ZOB Berlin in einen Bus stiegen. Wahrscheinlich in froher Erwartung von ein paar freien, unbeschwerten Ostertagen.

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