Erster Auftritt nach Verkündung der Anklage
Trump tobt nach weiterer Anklage: "Politischer Auftragsmord"
- Aktualisiert: 12.06.2023
- 08:07 Uhr
- Nelly Grassinger
Auf die erneute Anklage gegen Donald Trump reagiert der ehemalige US-Präsident gewohnt angriffslustig. Doch wie lange halten die Republikaner noch zu ihm?
Das Wichtigste in Kürze
Bei seinem ersten Auftritt nach Verlesung der Anklage in der Dokumentenaffäre gibt sich Donald Trump selbstsicher.
Der frühere US-Präsident beharrt darauf, dass ein Feldzug gegen ihn geführt wird, und wettert gegen Joe Biden und die Demokraten.
Von parteiinternen Kollegen gibt es jedoch auch Kritik an Trump.
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Nach der Veröffentlichung der Anklageschrift gegen Donald Trump in der Affäre um geheime Regierungsdokumente gibt sich der frühere US-Präsident kämpferisch. Bei einem Wahlkampfauftritt in Columbus im Bundesstaat Georgia bezeichnete Trump die Anklage am Samstag (10. Juni) als "lächerlich", unbegründet und einen der schrecklichsten Fälle von Machtmissbrauch in der Geschichte der USA. "Das ist ein politischer Auftragsmord", wetterte der republikanische Präsidentschaftsbewerber.
US-Präsident Joe Biden versuche, "seinen führenden politischen Konkurrenten ins Gefängnis zu bringen", behauptete Trump und kündigte an: "Wir werden dagegen ankämpfen, wie noch nie jemand gekämpft hat."
Er werde nie nachgeben, sich beirren lassen oder aufhören zu kämpfen, rief der Ex-Präsident unter dem Jubel seiner Anhänger beim ersten öffentlichen Auftritt nach Verkündung der Anklage gegen ihn. Der 76-Jährige will bei der Wahl 2024 erneut antreten und führt derzeit in Umfragen das Feld der republikanischen Bewerber an.
Trump spricht von Wahlbeeinflussung
In der Affäre um Trumps Umgang mit geheimen Regierungsunterlagen aus seiner Amtszeit hat die US-Justiz Anklage gegen ihn erhoben. Am Freitag wurde die 49-seitige Anklageschrift veröffentlicht. Darin werden sieben Kategorien von Vergehen aufgeführt, Trump werden insgesamt mehr als 35 Straftaten zur Last gelegt.
Trump wertete die Anklage am Samstag erneut als Wahlbeeinflussung und warf einmal mehr Biden und dessen Demokraten vor, ihn auf diesem Weg vom Wiedereinzug ins Weiße Haus abhalten zu wollen. "Sie betrügen, sie sind korrupt", zeterte Trump. Mit Blick auf die – inzwischen zweite – Anklage gegen ihn sagte er: "Das einzig Gute daran ist: Es hat meine Umfragewerte nach oben getrieben." Auch die Spendensammlungen seiner Wahlkampagne gingen "durch die Decke".
Trump beleidigt Leiter der Untersuchungen
Trump war bereits im April auf Bundesstaaten-Ebene in New York im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar angeklagt worden. Es wird auch noch in weiteren Fällen gegen Trump ermittelt, unter anderem in Georgia. Untersucht werden dort seine Bemühungen, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 zu kippen. Bislang wiegen die Vorwürfe im Zusammenhang mit den Dokumenten juristisch am schwersten.
Trump beleidigte den Sonderermittler Jack Smith, der die Untersuchungen zu den Regierungsdokumenten geleitet hatte und gegen Trump auch wegen dessen Feldzug gegen den Wahlausgang 2020 ermittelt. Smith sei "geistesgestört", ein "Feigling" und ein ausgewiesener "Trump-Hasser", schimpfte der Republikaner.
Reaktionen aus dem Kreis der Republikaner gemischt
Trumps früherer Vize Mike Pence, der sich ebenfalls für die Präsidentschaft bewirbt, verzichtete bisher auf eine offene Breitseite gegen seinen Ex-Chef, gegen den er im Wahlkampf nun konkurriert. Bei einem Auftritt im Bundesstaat North Carolina sagte Pence: Bis Trumps Schuld bewiesen sei, gelte er als unschuldig. Das Volk werde nun von Justizminister Merrick Garland und Trumps Verteidigung hören. "Dann kann sich jeder von uns ein eigenes Urteil darüber bilden, ob dies das jüngste Beispiel für ein ungerecht arbeitendes Justizministerium ist oder nicht."
Zwei parteiinterne Konkurrenten, die ebenfalls als republikanische Präsidentschaftsbewerber im Rennen sind, griffen Trump hingegen scharf an. Der frühere Trump-Vertraute und Ex-Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, sagte dem Sender CNN: "Diese Fakten sind verheerend." Die Partei und die Wähler müssten sich fragen, ob so jemand die richtige Person für das höchste Staatsamt sei.
Der Ex-Gouverneur des Bundesstaates Arkansas, Asa Hutchinson, rief Trump angesichts der Anklage dazu auf, seine Präsidentschaftsbewerbung zurückzuziehen. Die Parteiprominenz der Republikaner steht bislang jedoch zu Trump.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa