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Mehrere Tote

Grenzkonflikt eskaliert: Schwere Gefechte zwischen Thailand und Kambodscha

  • Aktualisiert: 24.07.2025
  • 13:11 Uhr
  • Momir Takac
Im Grenzgebiet von Thailand und Kambodscha ist ein uralter Konflikt eskaliert.
Im Grenzgebiet von Thailand und Kambodscha ist ein uralter Konflikt eskaliert.© Uncredited/Royal Thai Army/AP/dpa

Wo Menschen Traumurlaube verbringen, ist ein uralter Konflikt gefährlich eskaliert. Thailand und Kambodscha liefern sich heftige Kämpfe.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Thailand ist ein jahrzehntealter Konflikt mit Kambodscha gefährlich eskaliert.

  • Es geht um ein Gebiet um einen Tempel, das beide Länder beanspruchen.

  • Bei schweren Gefechten gab es Tote und Verletzte.

Seit mehreren Jahrzehnten schwelt zwischen Bangkok und Phnom Penh ein Konflikt. Es geht um ein Gebiet um einen Tempel im Grenzgebiet von Thailand und Kambodscha. Dort ist der Streit am Donnerstag (24. Juli) gefährlich eskaliert. Auch Kampfjets waren im Einsatz. Es wurden mehrere Tote gemeldet. Droht im Urlaubsparadies Thailand nun Krieg?

Schwere Gefechte zwischen Thailand und Kambodscha

Die Lage hatte sich am Morgen (Ortszeit) dramatisch zugespitzt. Es kam zunächst zu Schusswechseln, speziell in der Provinz Surin. Daraufhin griff das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge mit Kampfjets kambodschanische Stellungen an. Die thailändische Armee teilte mit, eines von sechs bereitgestellten F-16-Flugzeugen habe ein militärisches Ziel in Kambodscha zerstört.

"Wir haben wie geplant Luftstreitkräfte gegen militärische Ziele eingesetzt", sagte ein Armeesprecher. Das kambodschanische Verteidigungsministerium erklärte hingegen, die Jets hätten zwei Bomben auf eine Straße abgeworfen, und verurteilte die "rücksichtslose und brutale militärische Aggression".

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Thailand meldet elf tote Zivilisten

Während die thailändische Armee erklärte, kambodschanische Soldaten hätten mit Raketen das Feuer auf eine Militärbasis nahe dem bekannten Khmer-Tempel Prasat Ta Muen Thom eröffnet, warf Kambodscha dem Nachbarland vor, zuerst geschossen zu haben.

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Thailands Armee sprach von "gewalttätigen und unmenschlichen Taten der kambodschanischen Seite". Mindestens elf Zivilisten kamen der Regierung in Bangkok zufolge auf der thailändischen Seite ums Leben.

Auf von thailändischen Behörden verbreiteten Bildern und Videos war zu sehen, wie von einer Tankstelle dichte schwarze Rauchwolken aufstiegen. Medienberichten zufolge wurden auch ein kleiner Supermarkt und ein Krankenhaus getroffen. Berichten zufolge mussten sich verängstigte Menschen in der Region teilweise in Bunkern in Sicherheit bringen. Beobachter befürchten in den nächsten Tagen eine weitere Verschärfung des Konflikts.

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Worum geht es im Grenzkonflikt?

Thailands Interims-Regierungschef Phumtham Wechayachai warf Kambodscha vor, mit schweren Waffen wahllos Ziele in Thailand beschossen zu haben, was zu zivilen Todesopfern geführt habe. Bevor es Verhandlungen geben könne, müsse zunächst die Gewalt enden, sagte er. Der Konflikt sei aber regional begrenzt und weite sich nicht auf weitere Provinzen aus. Es habe keine Kriegserklärung gegeben, betonte der geschäftsführende Ministerpräsident.

Beide Länder trennt eine 817 Kilometer lange Grenze. Die Wurzeln des Konflikts liegen in der Kolonialzeit, als Frankreich den Grenzverlauf festlegte. Die Regierungen beider Nationen interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich. Im Zentrum des Streits steht der Tempel Prasat Preah Vihear (vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert), der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört.

Sowohl der dem Hindu-Gott Shiva gewidmete Tempel als auch das umliegende Gebiet werden von beiden Ländern beansprucht. In der Vergangenheit kam es schon mehrfach zu Schießereien zwischen den Streitkräften der Kontrahenten, die auch Todesopfer forderten. 

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Was hat die jüngste Eskalation ausgelöst?

Der Streit hatte sich jüngst wieder zugespitzt, nachdem es Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei wurde ein kambodschanischer Soldat nahe dem Kontrollpunkt Chong Bok getötet. Ende Juni kündigte Thailand an, die Grenzübergänge in sechs Provinzen zu schließen.

Seither hatte sich das Säbelrasseln immer weiter intensiviert. Erst am Mittwoch waren mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen in der umstrittenen Region verletzt worden. Einer verlor der Armee zufolge ein Bein. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben.

Daraufhin wurden auch die diplomatischen Beziehungen herabgestuft. Thailand, das zuletzt von einem Sexskandal um buddhistische Mönche erschüttert wurde, rief noch am Mittwoch seinen Botschafter aus Phnom Penh zurück und wies gleichzeitig den kambodschanischen Botschafter aus.

Konfliktgebiet liegt abseits der Touristenpfade

Thailands Botschaft in Kambodscha empfahl kurz nach Ausbruch der jetzigen Gefechte thailändischen Staatsangehörigen, die sich dauerhaft oder vorübergehend in Kambodscha aufhalten und deren Aufenthalt nicht zwingend erforderlich ist, das Land so schnell wie möglich zu verlassen – "soweit dies sicher möglich ist".

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Das Kampfgebiet liegt fernab der bekannten Touristenpfade. Thailand-Urlauber verirren sich nur selten in die etwa 400 Kilometer von Bangkok entfernte Provinz Surin, und auch der Nordwesten Kambodschas ist kein klassisches Reiseziel. 

Zwar bemüht sich die thailändische Tourismusbranche seit Jahren, den strukturschwachen Nordosten stärker zu vermarkten. Die Region, bekannt als "Isan", ist vor allem für ihre würzige und scharfe Küche berühmt. Touristen ziehen aber weiterhin den Norden mit berühmten Städten wie Chiang Mai und Chiang Rai vor. Das Auswärtige Amt rät schon seit Wochen vor Reisen in das Grenzgebiet ab. Im vergangenen Jahr hatte Deutschland vor Reisen auf eine beliebte Insel in Thailand gewarnt.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Nachrichtenagentur dpa
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